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Die Masken der Liebe

Die Masken der Liebe

Titel: Die Masken der Liebe
Autoren: Heinz G. Konsalik
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an.
    Knüppeldick stürmte es auf Heinz Konradi und seine Frau ein.
    Nicht allein, daß der Lehrmittelvertreter Herbert Sanke einen schönen Auftrag an Land zog und auch noch die bei Konradis vom Mittag übriggebliebene Bohnensuppe aufaß, womit er Heinz die Hoffnung auf ein gutes Abendessen aus den Resten des Mittags zerstörte, nein, nicht nur das, er erklärte sich sogar auch noch dazu bereit, seine Geschäftstour zu unterbrechen und in Marktstett, einem Dorf bei Ebbenrath, seinen Vater zu besuchen, nachdem er erfahren hatte, daß Brigitte Borgfeldt bereits Schulferien habe und als Zeichenlehrerin einigen Motiven in Ebbenrath nachspüren wolle.
    Heinz Konradi sah an die Decke und dachte scharf nach.
    Wenn Herbert Sanke Brigitte erwartet, scheint er von Brigitte etwas zu erwarten …
    Haha, du Armer, dachte er weiter, du kennst Brigitte nicht. Brigitte Borgfeldt ist aus anderem Holz als ihre Schwester Elisabeth. Ja, seine Frau, das war ein Aas, die flirtete, daß der Puls der Männer zu rasen begann und sogar eingefleischte Junggesellen ihre Prinzipien vergaßen und noch einmal dumm und aufgeregt wurden wie Primaner. Elisabeth – oho – das war eine Frau für Kenner, für Feinschmecker, für männliche Leckermäulchen! Kein Wunder, es war ja auch seine Frau! Stolz sagte er das zu sich selbst.
    Doch mit Brigitte, der strengen, herben, in der Bürgerlichkeit des Elternhauses aufgewachsenen und dem von Lehrkräften durchsetzten Tantenkreis nie entflohenen Unschuld, war da nichts zu machen. Wie lautete doch eine stehende Redensart in der Familie? »Brigitte tut das nicht!«
    Herr Herbert Sanke schien da anderer Ansicht zu sein. Er blieb lustig erzählend bis zum Abend bei den Konradis hocken, schwang sich dann auf sein Fahrrad und fuhr nach Marktstett, um seinen alten Vater zu besuchen.
    Bevor er aber abfuhr, drückte er Heinz Konradi noch einmal die Hand und sagte mit einer entwaffnenden Direktheit: »Und wenn ich Ihre Schwägerin treffe, werde ich mit ihr ein Hühnchen rupfen. Mich so einfach zu vergessen! Ich komme jedenfalls in zwei, drei Tagen wieder vorbei.«
    Heinz Konradi lachte. Aber im Inneren ärgerte er sich über die Art, in der dieser Mensch auf sein Ziel losging.
    In der Nacht fand dann auch die längst fällige, längst erwartete eheliche Aussprache statt.
    Warum dringend wichtige eheliche Aussprachen sehr oft im Bett stattfinden, ist eines der Welträtsel, die niemand zu lösen imstande ist. Vielleicht – eine Theorie – hängt es damit zusammen, daß im Bett, in gegenseitiger, warmer Nähe, das Mitteilungsbedürfnis größer ist. Jedenfalls ist es Tatsache, daß große dichterische, staatsmännische und soziale Ideen oft in engster Nachbarschaft einer ausgezogenen Frau entstanden sind. Sicherlich ist es nicht zuviel gesagt, wenn man erklärt, daß im Bett durch einmalig überzeugende Argumente die Meinung der Frau schließlich doch mehr gilt als die des Mannes.
    Heinz und Elisabeth lagen im Bett und besprachen eingehend den Fall Sanke/Brigitte.
    »Eli«, sagte Konradi und legte seinen Theaterroman beiseite. »Ich weiß nicht, was du von dem Sanke hältst – aber glaubst du, daß Gitti ernsthaft daran denken könnte …«
    »Ausgeschlossen!« Elisabeth räkelte sich. Das tat sie immer, wenn sie ein wichtiges eheliches Gespräch begann. »Meine Schwester tut das nicht!«
    »Erlaube mal! Schließlich ist Gitti vierundzwanzig Jahre alt, ein erwachsener Mensch, und hat ein Recht auf das Leben.«
    »Das schon. Aber nicht auf das Leben, an das du wieder denkst.«
    »Wieso?« Heinz Konradi richtete sich auf. »Du willst mir schon wieder etwas unterstellen. Ich mache aber im Moment keine Witze, mein liebes Kind. Ich halte mir vor Augen, daß Herbert Sanke ein stattlicher Mann ist …«
    »Er ist ein Hüne. Er würde Gitti zerbrechen. Gitti ist seelisch so zart …«
    »Angenommen, er taucht wirklich hier noch einmal auf …« Heinz Konradi entwickelte seine Theorie mit Lebhaftigkeit und Engagement. Dabei sah er, daß das rechte Bein seiner Frau auf der Steppdecke lag und auf und ab wippte. Das irritierte ihn sehr, aber er zwang sich, gedanklich nicht abzuschweifen, und sprach weiter: »Also er ist da. Und Brigitte ist auch da. Und die beiden verlieben sich ineinander. Das könntest du nicht verhindern …«
    »Ich kann Gitti warnen.«
    »Warnen? Hast du schon einmal ein junges Mädchen gesehen, das auf eine solche Warnung hörte? Sieh doch uns an. Deine Eltern, deine Tanten, deine Freundinnen, deine
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