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Die Masken der Liebe

Die Masken der Liebe

Titel: Die Masken der Liebe
Autoren: Heinz G. Konsalik
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aufblickte. »Die schönsten Stunden verdirbt man sich mit dem Verstand. Lassen Sie uns von den Freuden des Lebens sprechen … von der Kunst, vom Reisen in schöne Länder, von mir aus auch von Dingen, die banal sind und flach, denn alles ist besser als diese Traurigkeit nach einem so schönen Abend und einer so schönen Nacht.«
    »Ich liebe Sie«, sagte Herbert Sanke leise. »Wollen Sie das wissen?«
    Brigitte war bei dem Satz zurückgeschreckt und sah den Mann mit einer Mischung aus Angst und Trauer an. Er liebt mich, rief es in ihr, und ich kann ihn doch nicht wiederlieben! Wie soll das denn werden … einen fremden Mann lieben, den ich kaum kenne?
    »Sie sollten nicht so leicht darüber sprechen«, antwortete sie etwas tadelnd. »Liebe ist ein großes Wort. Wie können Sie mich lieben, da Sie doch noch gar nichts von mir wissen?«
    »Ich weiß nichts von Ihnen? Das ist ein Irrtum. Ich sehe Ihre Augen, Ihre Lippen, ich höre Ihre Sprache, ich fühle Ihre Seele. Und ich sollte da noch fragen? Sie waren seit jenem Sommertag am See eine keinen Augenblick aussetzende Sehnsucht für mich. Ich vergaß Ihr Bild nie. Und nun stehen Sie vor mir – ich glaube, ich sagte es Ihnen schon einmal beim Spaziergang heute – nicht wie eine erfüllte Sehnsucht, sondern wie ein greifbarer Wunsch.«
    Das Donnern kam näher. Die Blitze zuckten über die Berge hinweg ins Tal, es roch nach Regen. Vom Wasser herauf zogen Dunstschleier durch die Nacht.
    »Es wird gleich regnen«, sagte Brigitte. »Sie kommen nun nicht mehr nach Marktstett. Gehen wir zur Stadt zurück, hier werden wir naß.«
    Sie schritten nahe nebeneinander der Stadt zu. Herbert Sanke hielt den Kopf gesenkt und blickte beim Gehen auf den schwach blinkenden Asphalt.
    »Ich würde mir das Leben an Ihrer Seite schön vorstellen«, sagte er leise. »Ich würde glücklich sein.«
    »Aber ich …«
    »Könnten Sie mich denn nicht lieben?«
    »Ich – weiß nicht. Sie sind ein Mann, der so fernab von meiner Einstellung Männern gegenüber ist. Sie sind mir unheimlich.«
    Herbert Sanke blieb mit einem Ruck stehen. Seine Augen blickten maßlos erstaunt und betroffen zugleich.
    »Ich bin Ihnen unheimlich?« fragte er mit tonloser Stimme.
    »Ja.«
    »Und deshalb entfernen Sie sich von mir?«
    »Ich bin Ihnen noch nicht nahe gekommen.«
    »Unheimlich ist das Leben. Es hat mich zu dem gemacht, der Sie erschreckt. Sie haben eine große Aufgabe, mich auf den Pfad Ihres sonnigen Lebens zurückzuholen.«
    Brigitte Borgfeldt schüttelte den Kopf. Sie schlug dabei den Kragen ihres Mantels hoch und zog den Stoff enger um ihren Körper, als friere sie.
    »Es regnet«, sagte sie. »Wir müssen uns beeilen.«
    »Und das ist Ihre ganze Antwort?«
    »Ich wüßte im Augenblick keine andere.«
    Herbert Sanke sah empor zum schwarzen Himmel.
    »Welch ein Glück, daß es noch viele Augenblicke gibt, die vor uns liegen!«
    Die ersten Tropfen fielen dick und schwer auf das Pflaster. Der Donner rollte über die Berge und brach sich in den Waldschluchten. Das Zucken der Blitze erhellte sekundenschnell die winkeligen Seitenstraßen.
    Ein Geruch wie von ausdünstendem feuchten Eisen hing in der Luft.
    Herbert Sanke und Brigitte beeilten sich, in eine tiefe Haustür zu huschen, um vor dem Gewitter Schutz zu finden.
    Heinz Konradi wachte mit einem erschreckten Ruck auf.
    Seine Frau saß im Bett, hatte das Licht angeknipst, zog ihn an der Pyjamajacke und weinte dabei.
    Draußen donnerte und blitzte es. Rauschend, als seien Schleusen geöffnet worden, fiel der Regen vom nachtdunklen Himmel. Eintönig trommelte er an die hölzernen Fensterläden.
    Mit einem Satz fuhr Heinz Konradi aus den Kissen hoch. Er brauchte keine Erklärungen seiner Frau, um zu wissen, warum sie weinte.
    »Wo ist Gitti?« stieß er hervor und schämte sich gleichzeitig seiner dummen Frage.
    »Gitti? Fort! Verschwunden!« Elisabeth schluchzte laut auf. »Und du bist schuld daran!«
    »Erlaube mal, wieso? Schließlich ist deine Schwester alt genug, um zu wissen, was sie tut.« Er blickte sich um. »Wie spät ist es eigentlich?«
    »Halb eins. Und dann dieses Gewitter. Wo mag das Mädchen nur sein? Der Kerl bringt es fertig und schleppt sie mit sich nach Marktstett. Wie soll sie zurückkommen? Wahnsinn! Das arme Mädchen!«
    Heinz Konradi fuhr sich mit der Hand durch die Haare.
    »Ja, glaubst du denn wirklich, Brigitte ist bei diesem Wetter noch unterwegs? Ich nicht. Die beiden sitzen gemütlich in einem Lokal, davon bin ich
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