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Die Marseille-Connection

Die Marseille-Connection

Titel: Die Marseille-Connection
Autoren: Massimo Carlotto
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fest. »Dich zu unterschätzen und Garrincha zu beteiligen.«
    Das waren in Wirklichkeit die kleineren Fehler gewesen, dachte Aleksandr. Der entscheidende Fehler hatte darin bestanden, nicht sofort auch Banerjee zu kassieren. Aber er hütete sich wohl, das laut zu sagen.
    Die Kommissarin konnte wieder klar denken und ahnte,wie Aleksandr seine Geschäftspartner hatte warnen können. »›Don‹ Juan hat dich sein Telefon benutzen lassen.«
    »Das ist doch jetzt egal«, entgegnete Peskow ungeduldig. »Binde mich los und lass mich gehen, du hässliche Kröte.«
    Da verlor B.B. die Beherrschung. Sie griff in ihre Manteltasche nach einem Pfefferspray, packte Peskow bei den Haaren und sprühte ihm in Augen, Nase, Mund, bis die Dose leer war.
    Der Russe schrie, bis er das Bewusstsein verlor.
    Grisoni legte Sunil den Arm um die Schultern. »Die Sache mit den unterseeischen Kabeln klingt ja interessant, aber ich gehöre einer Generation an, die nicht so viel mit Technologie anfangen kann, ich halte mich lieber an Immobilien.«
    Gilles Matheron ergriff das Wort: »Mister Banerjee und Monsieur Peskow investieren eine beträchtliche Summe am Cap Pinède.«
    Armand lächelte sein Haifischlächeln. »Beträchtlich? Soll heißen?«
    Der Inder stellte eine rasche Berechnung an. »Rund sechzig Millionen Euro.«
    »Ich erwarte jeden Moment die Bestätigung des Geldeingangs«, erklärte Rampal, der Banker.
    Grisoni nickte, beeindruckt von der genannten Zahl. »Ich übernehme eure Anteile«, erklärte er ungerührt, »und den Rest ebenso, auf diese Weise bleibt das alles schön ein Geschäft unter Leuten aus der Stadt. Wir haben die Fremden, die von sonst wo herkommen und sich als große Nummern aufspielen, so langsam satt. Was, Pierrick?«
    Bremond nickte, wechselte aber verstohlen Blicke mit seinen Kumpanen. Sie freuten sich durchaus nicht über denneuen Partner. Der Inder und der Russe waren entschieden vertrauenswürdiger. Sie brachten Geld mit, Grisoni wollte kassieren. Die allgemeine Enttäuschung entging dem alten Gangster nicht.
    »Ich hab euren Arsch gerettet, Leute.«
    »Dass die Schlampe es tatsächlich noch einmal versucht!«, rief Thierry Vidal aus.
    »Das war das letzte Mal, dass du Kommissarin Bourdet in meiner Anwesenheit beleidigst!« Es bereitete dem Gangster sichtlich Vergnügen, ihn vor aller Augen zu demütigen. Dann wandte er sich an den Abgeordneten. »Sie wird euch nicht mehr belästigen, ich verspreche es.«
    »Wir verlassen die Stadt jedenfalls, der Fokus unseres Interesses verlagert sich von Marseille weg«, erklärte Sunil, um selbstsicher zu erscheinen. Aber niemand achtete weiter auf ihn. Im raschen Gang der Geschäfte waren er und der Russe bereits zu einer flüchtigen Erinnerung geworden.
    Rund zwanzig Minuten später fuhr Sunil mit Matherons Chauffeur in der Gegend des Chemin du Littoral umher, auf der Suche nach Sosim, der nach der Auskunft des grässlichen Typen, der das organisierte Verbrechen von Marseille unter sich hatte, hier irgendwo ausgesetzt worden war.
    Da sah er ihn schon ein Stück entfernt. Er ging wie ein Betrunkener, wischte sich immer wieder das Gesicht mit einem Taschentuch; das Hemd hing ihm aus der Hose und die Krawatte aus einer Tasche.
    »Da ist er!«, rief er, sprang aus dem Wagen und umarmte ihn. »Mein Freund …«
    Aleksandr schwankte. »Ich brauche einen Arzt, Sunil.« Dann verlor er das Bewusstsein.
    Die Bourdet beobachtete die Szene aus ihrem Peugeot. Johnny Hallyday sang »Ma gueule«. Sie sah dem fortfahrenden Wagen hinterher. Das Bewusstsein der Niederlage wurde unerträglich. Sie rief Ninette an. »Wie viel willst du?«
    »Du klingst, als hättest du keinen guten Tag gehabt.«
    »Einen Scheißtag, schlimmer geht’s nicht.«
    »Ich bin auch nicht gut drauf. Wenn ich mich aufraffen und zu dir kommen soll, kostet das extra.«
    »Macht nichts. Ich erwarte dich bei mir zu Hause.«
    Langsam wich das Zwielicht der Dämmerung der Dunkelheit. Kein Windhauch ging, der dichte, feine Regen fiel schnurgerade auf das glatte Meer. Die Reine des Îles fuhr volle Kraft voraus Richtung ligurische Küste.
    Peskow stand von dem Sofa auf, auf dem er ruhte, und goss sich einen Schluck Cognac ein. »So wenig ich sonst trinke und schon gar nicht um diese Tageszeit, heute könnte ich Matherons Vorräte wegsaufen …«
    »Das war ja auch kein alltägliches Erlebnis«, sagte Sunil. »Mein Gott, was hast du mir für einen Schrecken eingejagt!«
    Der Russe leerte sein Glas. »Ungeheuer sind das«,
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