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Die Marseille-Connection

Die Marseille-Connection

Titel: Die Marseille-Connection
Autoren: Massimo Carlotto
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bleikugelgefüllten Lederbeuteln niederschlugen. Er hatte es gewagt, sich gegen ihre Kommissarin aufzulehnen, dafür musste er büßen.
    »Sie bringen ihn um!«, rief Bruna.
    »Nein. Sie geben ihm nur eine Lektion«, antwortete die Bourdet trocken. »Und danach bist du an der Reihe.«
    »Ich hab doch nichts getan«, stotterte sie entsetzt.
    »Ich weiß alles. Juan war mein Vertrauensmann. Aber jetzt hat er einen schweren Fehler begangen, und wir bringen ihn vor den Ermittlungsrichter, dem er als Erstes den Mord an den Mexikanern gestehen wird«, log sie kaltschnäuzig. »Er wird euch alle mit reinreißen. Ich bin ihm allerdings auch etwas schuldig: Er hat mir jede Menge Infos geliefert.«
    Die junge Frau verstummte und sackte auf einen Stuhl. Die Kommissarin stellte einen Espresso vor sie.
    »Natürlich würde ich einer Hübschen wie dir viel lieber einen Gefallen tun.«
    Bruna blickte auf. »Können Sie mich wirklich retten, oder verarschen Sie mich nur?«
    »Ich kann alles tun, was ich will, es kommt nur darauf an, was du mir bietest.«
    »Was genau wollen Sie?«
    Die Bourdet wühlte in ihrer Handtasche und förderte ihr Diktiergerät zutage: »Die Wahrheit.«
    In dem Augenblick schleiften die drei Inspektoren den ohnmächtigen Garrincha an der Küchentür vorbei. B.B. gebot ihnen mit einem Wink Einhalt, damit Bruna genau sehen konnte, wie sie ihn zugerichtet hatten.
    »Bei diesem Wettlauf gewinnt, wer die flinkere Zunge hat.«
    Und Bruna gestand in ihrem Entsetzen alles. Auch, was sie gar nicht hätte zu sagen brauchen, wie den Messerstich in die Brust des mexikanischen Kochs. Sie zeigte der Kommissarin das Versteck, wo Santucho Bermudez’ Stoff verwahrte, und aus einer Schublade zog sie die hunderttausend Euro, die Banerjee ihr gegeben hatte. Am Ende hatte sie alles ausgespuckt und wollte nur noch eine Dosis Koks. Sie flehte die Kommissarin an, die jedoch den Kopf schüttelte: »Zeit für den Entzug, Süße.«
    Die Bourdet rief Félix Barret an, ihren Kollegen von der Drogenfahndung.
    »Ich habe hier eine verwickelte Sache. Wenn du sie so anpackst, wie ich dir sage, bringst du den Schatz der Mexikaner nach Hause und dazu die Verantwortlichen für das Gemetzel im El Zócalo .«
    Eine halbe Stunde später war Barret an Ort und Stelle.
    »Du scheinst ganz schön in der Tinte zu sitzen, dass du mirein Geschenk machst, für das ich befördert werde«, sagte er lächelnd.
    B.B. bot ihm eine Zigarette an. »Du musst den Zauberkünstler spielen. Und dabei aufpassen, dass nicht das falsche Kaninchen aus dem Zylinderhut hüpft.«
    Félix deutete auf Bruna, die eine Zigarette rauchte, als wäre es die letzte vor der Hinrichtung. »Und die da?«
    »Darf ich bekanntmachen: Bruna, deine Zeugin.« Sie überreichte ihm das Diktiergerät. Dann nahm sie Mantel und Handtasche und ging zu der jungen Frau hinüber. »Das da ist der Bulle, der deinen Arsch retten kann, Hübsche. Tu, was er dir sagt, und vielleicht kommst du mit zehn Jahren davon.«
    »Zehn Jahre?«, kreischte Bruna hysterisch. »Wie denn, ich habe doch gesungen! Ihr müsst mich gehen lassen!«
    Die Polizisten wechselten einen Blick und konnten kaum das Lachen unterdrücken. »Da siehst du mal, was diese amerikanischen Serien für einen Schaden anrichten!«, rief Barret. »Wenn du heutzutage irgendein Arschloch festnimmst, nennt es dich ›Detective‹, dann bietet es einen ›Deal‹ an und nennt den Richter ›Euer Ehren‹.«
    »Du solltest dafür sorgen, dass die Gewerkschaft dagegen protestiert«, neckte ihn die Bourdet. »Das ist wirklich eine unhaltbare Situation.«
    Zwei Polizisten in Uniform holten Garrincha an der Passagierbrücke ab. Sein Gesicht war geschwollen, seine Lippen an zwei Stellen aufgeplatzt, sein ganzer Anblick hatte die Mitpassagiere den Flug über von ihm ferngehalten. Widerstandslos ließ er sich Handschellen anlegen und schlurfte resigniert und Gebete murmelnd zum Ausgang. In Wahrheit war das Verstellung. Als einer der beiden Beamten den Wagen öffnete,um ihn einsteigen zu lassen, versuchte er zu fliehen, was ihm aber nichts als ein paar Fausthiebe einbrachte. Er beschwerte sich nicht weiter, sondern verfluchte nur sein Schicksal und die Bourdet. Als der Wagen den Weg zum Büro seines früheren Chefs einschlug, protestierte er nicht, sondern blickte nur durchs Fenster auf Ciudad del Este. Jetzt in tiefer Nacht war die Stadt noch schöner, und jedes Detail weckte bei ihm Erinnerungen.
    Nachdem sie ihn hatten aussteigen lassen, reckte er den
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