Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Mars-Verschwörung

Die Mars-Verschwörung

Titel: Die Mars-Verschwörung
Autoren: David Macinnis Gill
Vom Netzwerk:
fallen, fallen hinunter ins Tal.
    »Warum muss alles immer so tief fallen?«, ächze ich.
    »Muss ich das Wort ›Hosenscheißer‹ in meiner Wortschatzdatenbank nachschlagen?«, flötet Mimi. »Schon wieder?«
    »Nein!«, sage ich. »Weil ich kein Hosenscheißer bin. Ich bin nur nicht dumm!«
    »Einsicht«, sagt Mimi, »ist der erste Schritt zur Besserung.«
    Vor uns taucht aus dem Nichts eine Rampe auf. Ich frage mich noch, wo das Ding herkommt, als ich erkenne, dass es gar keineRampe ist. Es ist eine Metallplatte, die sich von einer Barrikade gelöst hat. Einer Barrikade, die ebenfalls mit dem Wort GEFAHR beschriftet ist. Und hinter der GEFAHR gähnt ein Loch. Ein großes, aasig großes Loch, das eine Seite der Brücke von der anderen trennt.
    »Vienne! Da ist ein riesiges Loch ...«
    »Setz dich.«
    Das ist das Letzte, was ich will. Lieber zerre ich ihr den Lenker aus den Händen. Und meide alle Gegenden, die mit Worten in Großbuchstaben gekennzeichnet sind. Aber dafür ist es zu spät. Ich kann nur noch daran denken, was mein ehemaliger Chief mal zu mir gesagt hat, als ich noch ein grüner Regulator gewesen bin: Nicht der ist ein Held, der keine Furcht verspürt, sondern der sich von der Furcht nicht daran hindern lässt, seinen Job zu tun.
    »Ich liebe es, wenn du mich zitierst«, sagt Mimi.
    Ich packe Viennes Schultern. Pflanze beide Füße auf den Sitz wie ein Snowboarder, der vom Tharsis Mons herabrast. Klammere mich um meines lieben Lebens willen fest, als das Trike auf die Rampe trifft.
    Über das Loch segelt.
    Hart auf der anderen Seite aufkommt   – mit solcher Wucht, dass es mich über Vienne hinweghebt. Ich rolle über die metallene Fahrbahn der Brücke und ...
    Rums!
    Direkt gegen ein Hindernis aus Beton.
    Meine Panzerung verhärtet, um mich zu schützen, aber für ein paar Sekunden bin ich starr wie eine Statue. Mein Visier ist hochgeklappt, meine Augen voller Straßenstaub.
    Reifen kreischen, als Vienne brutal bremst. Das Vorderrad rutscht ...
    ... und rutscht ...
    ... geradewegs auf meinen Kopf zu.
    »Mimi! Panzerung!«
    »Negativ. System überlastet, Cowboy«, sagt sie. »Führe Neustart durch.«
    Ich versuche, eine Hand zu heben, um mein Gesicht zu schützen, aber ich kann mich nicht rühren. Ich kneife die Augen zu und bereite mich mental auf den Zusammenprall vor.
    Der nie stattfindet.
    Etwas berührt sanft meine Stirn. Ich riskiere einen Blick. Es ist der Reifen. Rauchschwaden steigen von dem Gummi auf, und in der Lauffläche stecken winzige Kiesel fest.
    »Das Wort Gefahr «, sage ich zu Vienne, »ist nicht Französisch für schneller .«
    Sie springt vom Trike und schlingt die Arme um meinen statuenhaften Leib. »Ja! Hat das nicht Spaß gemacht? Das war beinahe wie fliegen! Ich wollte immer schon mal fliegen!«
    »Beim nächsten Mal«, sage ich seufzend, »nimm einen Velocikopter anstelle eines Motorrads, ja?«
    Mimi meldet sich wieder zu Wort. »System bereit. Zwei Sekunden.«
    Die Symbipanzerung wird wieder weich. Ich falle förmlich in mich zusammen, reiße mir den Helm vom Kopf und schlucke etwas, das aus meinen Innereien emporgestiegen ist. Dabei sinke ich noch weiter in mich zusammen, bis ich auf der Fahrbahn liege, alle viere von mir gestreckt.
    »›Wie geht’s zu, dass deine Gewalt’gen zu Boden fallen und können nicht bestehen?‹«, gib Mimi ihren Senf dazu.
    »Halt die Klappe, Mimi!«
    Wie kommt es nur, dass ich einen ganzen Trupp Regulatoren in den Kampf gegen feindliche Soldaten führen kann oder gegen genmanipulierte Insekten, groß wie Elefanten, sogar gegen blutrünstige Kannibalen? Aber jedes Mal, wenn ich mehr als zehn Meter über dem Boden bin, mache ich mir beinahe in die Hose. Wie passt das zusammen? Ganz gleich, wie oft ich mich meiner Höhenangst stelle, die Akrophobie geht einfach nicht weg. Genaugenommen fürchte ich inzwischen sogar, dass sie noch schlimmer wird.
    »Sie wird noch schlimmer«, sagt Mimi. »Die Daten aus deiner Großhirnrinde zeigen einen nie dagewesenen Level an Cortosteroiden in deinem Blutkreislauf.«
    Meine Augen drehen sich in den Höhlen, als die Erleichterung mich durchflutet. »Danke für diesen entmutigenden Statusbericht, Madame Curie.«
    »Ich strebe stets danach, Freude zu verbreiten.«
    Vienne kniet neben mir. »Bist du verletzt? Ich wollte dich nicht abwerfen.« Sie lacht. »Ich dachte, du könntest dich besser halten.«
    »Und ich dachte, du hättest ein bisschen mehr Verstand«, gebe ich zurück. »Du. Wirst. Uns. Beide.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher