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Die Mars-Verschwörung

Die Mars-Verschwörung

Titel: Die Mars-Verschwörung
Autoren: David Macinnis Gill
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einmal eine kritische Masse erreicht, hält das Verbrechen Einzug. Das ist so sicher, wie die Nacht auf den Tag folgt. Und wo es Verbrechen gibt, da ist auch Mr. Lyme   – allzeit bereit, sich ins Getümmel zu stürzen.
    Flick!
    Archibald beäugt einen weiteren Graffitiskorpion und wählt den rechten von drei mit Gittertoren gesicherten Kanälen. Der kreisrunde Tunnel ist zwei Meter hoch, und er muss den Kopf einziehen, um nicht mit dem Haar über den dicken Schimmelpilz zustreifen, der an der Decke wuchert. Der Boden ist schlüpfrig von dem Schlamm, den das abfließende Wasser nach dem Sturm in den Stollen getragen hat. Archibalds Schuhe versinken im feuchten Schmutz, und er ertappt sich bei dem Wunsch, sich zusätzlich zu den anderen Klamotten ein paar gebrauchte Stiefel gekauft zu haben.
    Als er den Tunnel zur Hälfte durchquert hat, bricht er eine Leuchtfackel auseinander, sodass beide Enden in seinen Händen zünden. Für einen Moment erinnert er sich an das Geisterfestival im vergangenen Jahr, bei dem er die Ehre gehabt hatte, das Feuerwerk für die Schlussfeier zu entzünden. Zu dumm nur, dass das Feuer ein bisschen außer Kontrolle geraten war.
    Rechts von ihm befindet sich eine Stahltür. Er schlüpft hindurch und tritt über den hohen Absatz hinweg, der verhindern soll, dass Schlamm einsickert. Gleich darauf knallt ein Wachmann namens Duke die Tür zu und sichert sie mit einem Riegel.
    Eine Reihe Scheinwerfer auf Bodenhöhe flammt auf. Archibald schirmt seine Augen ab und blinzelt die schattenhafte Gestalt an, die hinter einem Schreibtisch sitzt.
    »Tritt dir die Schuhe ab, Archibald, und leg das Feuerzeug weg.«
    Wie befohlen säubert er seine Schuhe auf einer dicken Matte, die auf einem Metallboden liegt, wie er nun erkennt. Dieser Raum ist eher ein Bunker.
    »Lyme?«
    » Mister Lyme.«
    »Natürlich«, sagt Archibald. »Bitte entschuldigen Sie meine Unhöflichkeit.«
    »Schon gut. Trotz meines Rufs bin ich nicht nachtragend.« Lyme räuspert sich. »Entschuldige die Vorsichtsmaßnahmen. Ich lege größten Wert auf den Schutz meiner Privatsphäre. Und nun erzähl: Ist die Sitzung des Direktoriums erwartungsgemäß verlaufen?«
    Archibald steht gebückt da, um nicht mit dem Kopf an dieniedrige Decke zu knallen. Ihm wird bewusst, dass es aussieht, als würde er sich leicht verbeugen   – ein Eindruck, der ihm gar nicht gefällt. Du willst mir meinen Platz zuweisen, was, Lyme? , denkt er. Schauen wir mal, wie lange ich bereit bin, dort zu bleiben. »Meine Mutter wurde zur Direktorin und Generalin der Armee von Zealand ernannt, ja. Aber da sie bereits vorläufige Direktorin war, weiß ich nicht, was sich durch so eine Formalität ändern könnte.«
    Lyme schiebt sich ein Bonbon in den Mund. »Überlass es mir zu beurteilen, inwiefern sich die Dinge ändern. Hat deine Mutter inzwischen ihre Absicht kundgetan, die Aufstände in den Südterritorien zu unterbinden?«
    »Sie hat es versucht«, sagt Archibald. »Aber die Sitzung wurde gestört. Eine Terroristin hat die Zusammenkunft mit einer Bombe aufgelöst. Nun ja, sie hat behauptet, es sei eine Bombe, tatsächlich war es nur ein Tornister voller regierungsfeindlicher Desperta-Ferro-Propaganda.«
    »Wie hat diese sogenannte Terroristin ausgesehen?«, fragt Lyme belustigt.
    Sie war ausnehmend schön , denkt Archie. Schön wie ein Engel und schlagkräftig wie ein Vollmantelgeschoss.
    »Groß und blond. Sie ist einfach ins Penthouse geplatzt und hat uns bedroht. Aber dann sind die Sicherheitsleute gekommen, und sie ist aus dem Fenster gesprungen.«
    »Im zwölften Stock?«, fragt Lyme spöttisch.
    Archibald windet sich. »Man nimmt an, dass sie zu Tode gestürzt ist.«
    »Man nimmt an?«
    »Ihre Leiche ... äh, wurde noch nicht gefunden.«
    »Natürlich nicht.« Lyme nickt wissend. »Diese junge Frau   – was für eine Waffe hatte sie?«
    »Ich kenne mich mit Waffen nicht aus. Sie war ziemlich klein. Eine automatische Waffe? Auf jeden Fall wusste sie damit umzugehen.«
    »Ich verstehe.« Lyme tippt mit den Fingern auf die Tischplatte. »Ist dir während dieses Angriffs noch etwas anderes Außergewöhnliches aufgefallen?«
    »Nein, Mr. Lyme. Gar nichts ...« Seine Stimme verliert sich. »Na ja, doch, da gab es so eine Sache in der Bibliotheca Alexandrina. Ein Dalit hat sich gewaltsam Zutritt in den Raum für Sondersammlungen verschafft und ein paar Daten gestohlen.«
    Lyme scheint es für einen Moment den Atem zu verschlagen. »Welche Art von Daten?«
    Schau
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