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Die Mars-Verschwörung

Die Mars-Verschwörung

Titel: Die Mars-Verschwörung
Autoren: David Macinnis Gill
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nimmt dem ersten Angreifer die Waffe ab, nagelt einen zweiten mit einem seitlichen Tritt zu Boden und benutzt das Rohr, um einem dritten die Kniescheibe zu zertrümmern. Als der Erste zu fliehen versucht, zieht sie ihm das Rohr über den Kopf. Sein Schädel knallt aufs Straßenpflaster. Der Aufprall pustet ihm das Licht aus   – wenn es nicht schon das Rohr getan hat   –, denn als sein herumrollender Leib zur Ruhe kommt, schläft er tief und fest.
    Vienne nimmt die Kampfposition eines Regulators ein   – linke Handfläche raus, rechte Faust über dem Ohr. Sie winkt den anderen Typen zu, fordert sie heraus.
    »Das ist der Augenblick«, sage ich zu ihnen, »in dem kluge Jungs normalerweise die Flucht ergreifen.«
    Aber Skorpione sind nicht klug.
    »Tötet sie!«, brüllt der Anführer.
    »Nicht doch«, sage ich. »Ihr werdet jetzt alle zur Seite treten, und wir kümmern uns wieder um unseren eigenen Kram. Ich will euch nichts Böses, aber jeder, der noch ein Stück Metall in der Hand hat, wenn ich bis drei gezählt habe, wird bald der stolze Eigentümer eines dritten Auges sein. Eins ...«
    Klirr. Waffen scheppern auf den Boden.
    »Kluge Jungs«, sage ich. »Ich wette, eure Lehrer haben gesagt, dass aus euch nichts wird. Tja, so kann man sich irren.«
    Die Waffen auf den Anführer gerichtet, gehen Vienne und ich an dem Rudel vorbei und setzen unseren Weg fort, werfen vorsichtshalber aber hin und wieder ein Blick nach hinten.
    »Stramme Leistung«, sage ich zu Vienne, als wir die Typen hinter uns gelassen haben.
    »Bist du jetzt nicht auch froh über meinen Vorschlag, unsere Waffen mitzunehmen?«, fragt sie.
    »Du hast keine Waffe gebraucht, um die Knilche plattzumachen.«
    » Ich nicht.« Sie nimmt die Sonnenbrille ab und mustert mich mit diesem besonderen Blick. » Du schon.«
    Während wir uns im Zickzack unseren Weg durch die Favela bahnen, strahlt Christchurch wie ein galaktischer Gasnebel im Licht der tief stehenden Morgensonne. Christchurch ist eine Stadt aus Kirchtürmen, erbaut auf der Insel in dem Delta, an dem der Fluss Gagarin ins Tote Meer strömt. Sieben Brücken führen von den Vororten über den Fluss in die Stadt hinein, die größte des Planeten.
    Die Stadt, die ich einmal mein Zuhause genannt habe.
    Wir verpassen drei Gelegenheiten, auf eine Tram aufzuspringen, weil sie von Soldaten bewacht wird. Aber wir haben uns während der letzten paar Monate daran gewöhnt, unsere Füße zu benutzen. Außerdem ist da noch das kleine Problem mit unseren Gesichtern, die auf Fahndungsplakaten durch sämtliche Medien-Multivids geistern, was uns einen zusätzlichen Anreiz liefert, uns den Blicken der Öffentlichkeit zu entziehen.
    »Bist du bereit?«, flüstere ich Vienne zu.
    »Geladen und entsichert«, antwortet sie und klopft auf das Halfter unter ihrem Mantel.
    »Du bist süß, wenn du bewaffnet bist.«
    Sie stupst mich mit dem Ellbogen an. »Du bist auch nicht zu verachten. Sogar unbewaffnet.«
    Wir brauchen eine Stunde bis zum Parlamentsturm, einem schimmernden Gebilde aus Glas und Stahl, die Kommandozentrale der Zealand-Corporation. Unterwegs gehe ich im Geiste die Namen sämtlicher Gassen, Alleen und Prachtstraßen durch. Sie alle sind mir vertraut, aber irgendwie passt es trotzdem nicht richtig, als wäre der Stadtplan in meinem Gedächtnis verknittert und nichts wäre mehr da, wo es sein sollte.
    »Mimi«, sage ich, »taste die Umgebung ab und gib ...«
    »Ich dachte schon, du würdest nie fragen«, unterbricht sie mich. »Keine feindlichen Kräfte in einem Umkreis von dreißig Metern erkennbar. Ihr könnt loslegen.«
    »Roger.« Zu Vienne sage ich: »Sollten wir auf eine Patrouille stoßen, rennen wir sie nicht gleich um, okay? Falls es zu einem Blickkontakt kommt, schaust du weg. Stachel sie nicht auf.«
    Vienne tut überrascht. »Ich? Warum sollte ich jemanden aufstacheln?«
    »Vienne«, sage ich in warnendem Tonfall. »Das ist eine Geheimoperation, schon vergessen?«
    »Deine Operationen sind immer geheim«, kontert sie. »Jedenfalls, bis die Kugeln fliegen.«
    »Heda!«, brüllt ein Soldat.
    Und zieht eine Waffe.
    Für einen winzigen Augenblick erstarre ich.
    Vienne setzt ein spöttisches Grinsen auf, als wollte sie sagen: Ich hab’s dir ja gesagt.
    Aber der Soldat und sein Kamerad stürmen an uns vorbei, greifen sich einen Straßenhändler und stoßen ihn auf den betonierten Gehweg. Waren ergießen sich aus seinem Karren, und ich sehe, dass auf den Fähnchen, die er verhökert, »Desperta
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