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Die Mars-Verschwörung

Die Mars-Verschwörung

Titel: Die Mars-Verschwörung
Autoren: David Macinnis Gill
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besser als ich.«
    »Ich fahre auch besser.«
    Vienne gibt noch mehr Gas. Der Motor steigert sich in einen Drehzahlbereich, von dessen Existenz ich gar nichts wusste. Wir jagen über den verdichteten Boden und hätten dabei beinahe meinen Magen zurückgelassen. Für eine Sekunde scheint das Trike zu schweben   – alle drei Räder heben ab   – und mein empfindlicher Magen gleich mit. Dann begehe ich den verhängnisvollen Fehler, einen Blick nach links zu werfen, wo die Trasse haarscharf an einer Schlucht vorbeiführt.
    Einen Kilometer unter uns dehnt sich ein grünes Tal voller Weizen und Mais, so weit das Auge reicht.
    Ich muss gleich kotzen.
    »Vienne! Wir stürzen in die Schlucht!«
    Sie lacht nur. »Durchhalten, Durango!«
    Die Welt dreht sich um mich, und mein Kopf kippt zur Seite. Schwindel   – meine größte Schwäche. Ich wünschte, ich könntemein Gesicht an Viennes Rücken bergen, könnte meine Augen fest zukneifen und so tun, als würden wir nicht mit 120 Stundenkilometern in wenigen Zentimetern Abstand an einem schrecklichen, zerfleischenden Tod vorbeirasen. Aber so tun als ob, ist auch nicht gerade meine Stärke, und Vienne würde meine Idee, meinen Kopf an ihren Rücken zu pressen, gar nicht gefallen.
    Stattdessen drehe ich den Kopf nach rechts in Richtung Horizont. Das Labyrinth der Nacht erstreckt sich wie gebrochene Finger über die Tharsis-Ebene und bildet Canyons, so breit, dass der irdische Grand Canyon sich dagegen wie eine Abwasserrinne ausmacht. Hinter dieser Landschaft erheben sich die Berge von Tharsis wie ein Trio gigantischer Mörsergeschütze über die Ebene. Diese wiederum werden überschattet vom schneebedeckten Gipfel des Ungeheuers namens Olympus Mons, dem größten Berg des ganzen Sonnensystems. Er ist so riesig, dass die Erdenbewohner ihn mit einem tragbaren Teleskop sehen können.
    So hat man es mir jedenfalls erzählt. Aus erster Hand kann ich es nicht wissen. Ich war nie auf der Erde. Eher fällt Sonnenschein in die Höllenkreuz-Minen, als dass ich dorthin gehe.
    »Oha, ziemlich poetisch für jemanden, der unter Beschuss steht«, sagt Mimi. »Vielleicht solltest du dich allmählich von Viennes zugegebenermaßen eindrucksvoller Taille lösen und das Feuer erwidern.«
    »Ich passe«, antworte ich.
    »Du passt?«, sagt Mimi. »Hast du vergessen, dass du ein Regulator bist? Ein Regulator ist nach den Richtlinien gefordert, zurückzuschießen. Das ist eine altehrwürdige Tradition und eine herausragende Methode, das eigene Überleben zu sichern.«
    »Ach, weißt du, ich bin kein so großer Richtlinienverfechter mehr. Außerdem können ihre Kugeln unsere Symbipanzerung nicht durchschlagen. Sie könnten den ganzen Tag auf uns schießen, ohne irgendwas zu erreichen.« Ich sehe mich zu dem Noriker um, der gerade eine tiefe Furche in der Fahrbahn umfährt. »Ichhabe viel mehr Angst davor, zerschmettert am Boden dieses Canyons zu enden, als vor ein paar CorpCom-Rangern.«
    »Deine Angewohnheit, das Offensichtliche kundzutun, ist bemerkenswert«, sagt Mimi.
    »Danke.«
    »Das war kein Kompliment, Cowboy.«
    »Das war mir   – au!« Eine Kugel trifft mich zwischen den Schulterblättern, und ich zucke zusammen. »Das brennt!«
    »Explosivgeschosse«, sagt Mimi. »Darf ich vorschlagen, dass du   ... na ja, das Feuer erwiderst?«
    »Das ist pure Munitionsverschwendung.« Trotzdem ziehe ich mein Armalite aus dem Halfter, schalte auf Automatik und feure ein ganzes Magazin auf den Noriker ab.
    Die Scheinwerfer platzen. Die Windschutzscheibe birst. Risslinien breiten sich über das Glas aus und versperren dem Ranger die Sicht, aber der Fahrer macht nicht einmal einen kleinen Schlenker.
    Der Noriker bleibt uns auf den Fersen.
    Kommt näher.
    »Sie holen auf!«, sage ich zu niemandem, und niemand antwortet. Was einigermaßen überraschend ist, denn Mimi hat sonst immer einen klugen Spruch drauf.
    »Nicht immer«, sagt sie. »Manchmal ist Schweigen die weiseste Entgegnung.«
    Rums! Ein Rangerstiefel ragt durch die Windschutzscheibe des Norikers. Der Beifahrer tritt die Reste des geborstenen Sicherheitsglases heraus, und ich kann deutlich das Abzeichen mit dem Sonnensymbol auf seiner Uniform erkennen   – Zweite Kavallerie. Die alte Division meines Vaters. Die auch die meine geworden wäre, hätte mein Vater nicht ein paar unglückliche Entscheidungen getroffen und hätte ich nicht einen so umfänglichen Mangel an Interesse gezeigt, in seine Fußstapfen zu treten.
    »Heute können wir ja
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