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Die Mars-Verschwörung

Die Mars-Verschwörung

Titel: Die Mars-Verschwörung
Autoren: David Macinnis Gill
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kennenzulernen.«
    Wir hatten den Schutt auf der Straße beinahe hinter uns, als der Ranger einen letzten Versuch startet, uns aufzuhalten. »Halt!«, brüllt er. »Ich sagte, Sie stehen unter Arrest.«
    Ein Ave Maria aus Kugeln folgt uns. Mehrere Geschosse treffen auf den Metallboden. Eines prallt von meiner Schulter ab und brennt auf der Haut, richtet aber keinen Schaden an.
    Ich drehe mich um, schiebe das Visier hoch und werfe den Rangern eine Kusshand zu.
    Arme Schweine. Die Hansel tun mir wirklich leid. Sie haben uns Hunderte von Kilometern verfolgt, weil sie das Kopfgeld einstreichen wollten, und jetzt müssen sie mit leeren Händen nach Hause fahren und ihren Vorgesetzten erklären, warum sie sich unerlaubt entfernt haben. Ich persönlich würde einen Schuss ins Gesicht der Strafe vorziehen, die sie ewarten dürfte.
    Als wir freie Strecke vor uns haben, gibt Vienne Gas, und die Tachonadel schießt hoch auf hundert Kilometer in der Stunde. Die Straße führt einen Hügel hinauf. Jenseits des Hügels folgt eine Ebene. Ich sehe eine gewaltige Wolkenbank, schwarz und drohend, über den Tälern schweben.
    Die Luft knistert vor Energie, und ich rieche Ozon im aufbrisenden Wind. Es ist ein komisches Gefühl, ein Unwetter von oben zu betrachten und zu sehen, wie Blitze durch die Wolken tanzen   – Linien, gezogen von gelben Funken, die durch die Luft peitschen.
    Noch komischer ist das Gefühl, wenn die Straße plötzlich zu einer kleinen Lücke in der Felsformation abdreht und man geradewegs in das Unwetter hineinfährt ...

Kapitel 2
    Die Favela
    Präfektur Zealand
    Annos Martis 238. 7. 18. 12:53
    Archibald klappt den Deckel des Butangasfeuerzeugs auf und versucht es zu zünden. Ein Funke springt auf seinen Ärmel und hinterlässt einen winzigen Brandfleck auf dem abgewetzten Overall, den er im Arme-Leute-Laden gekauft hat. Allein die Favela zu betreten, kommt einem Angriff auf seine Sinne und einer Kränkung seiner Würde gleich, aber ihm ist bewusst, dass man zu Zugeständnissen bereit sein muss, wenn man erreichen will, was man sich im Leben ersehnt. Zwar kommt es ihm geschmacklos vor, die Uniform eines gewöhnlichen Kanalarbeiters zu tragen, aber das ist nur ein kleines Opfer, das ihm obendrein den Vorzug bietet, in aller Öffentlichkeit einen schweren Gabelschlüssel mit sich herumtragen zu können. Man stelle sich vor, er hätte so ein Riesending in den Sitzungssaal geschleppt. Der Gesichtsausdruck seiner Mutter!
    Er zündet das Feuerzeug   – flick!
    Dann geht er einen langen Hang hinunter und presst sich ein Taschentuch aufs Gesicht, mehr um den Gestank auszufiltern, als um seine Züge zu verbergen. Über ihm, auf einem Gebäude aus Rohren, Wellblech und Fiberglas, brüllt ein rotäugiger Junge auf Portugiesisch in ein Megafon und wedelt dabei theatralisch mit einer ausgebrannten Plasmapistole. Andere Wilde tüpfeln die Dächer ähnlich provisorischer Gebäude. Sie alle sind bewaffnet, und sie alle schnauzen auf Portugiesisch. Archibald mag die Sprache nicht verstehen, aber er versteht den schroffen Tonfall: Diese Gestalten warnen Unruhestifter vor dem Schicksal, dassie erwartet, sollten sie sich in das falsche Territorium verirren.
    Mit Unruhestiftern sind natürlich die CorpCom-Polizisten gemeint, und die Territorien sind die Gebiete, die von Mr. Lyme und seinen Sturmnacht-Schlägern beherrscht werden, also so ziemlich die gesamte Favela.
    Flick!
    Archibald erreicht eine Gasse, in der Graffiti das Straßenschild ersetzen. Er hält inne, um sich zu vergewissern, dass das stark stilisierte Skorpionssymbol an der Wand zu sehen ist, ehe er nach links abbiegt. Er passiert eine Reihe billiger Schlafquartiere, erbaut aus ausrangierten Schiffscontainern und bewacht von Squattern mit gestohlenen Blastern. Am Ende der Quartierreihe folgt er einer provisorischen Treppe zu einem ausgetretenen Pfad, der fünfzig Meter tief unter einer Schnellstraße hindurchführt. Schwere Noriker-Trucks verbreiten charakteristische Stampflaute, als sie über das vernachlässigte Ghetto in der Tiefe hinwegdonnern.
    Die Favela war natürlich nicht immer solch ein vernachlässigter Ort. Die Entstehung des Slums geht auf ein Förderprogramm zur Erbauung von Wohnraum für die ärmsten Bürger von Christchurch zurück. Mit dem Beginn der CorpCom-Kriege blieb das Programm auf der Strecke, und bald fingen die Armen an, sich aus diversen zusammengestohlenen Einzelteilen ihre eigenen Häuser zu bauen. Doch hat eine arme Bevölkerung erst
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