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Die Markgräfin

Die Markgräfin

Titel: Die Markgräfin
Autoren: Sabine Weigand
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Püffchen am Ärmel, Gold- und Perlenstickerei, Bänder, Spitzen und schweres Amsterdammer Tuch. Man konnte glauben, es sei ganz aus Gold gemacht. Es war aber so schwer, dass ich kaum gehen konnte und das lange Stehen in der Kirche machte mich sehr müde. Mein Schmuck, der aus der Truhe mit den Kleinodien der Glogauer Herzöge stammte, glitzerte am Hals und an der Brust: eine Kette mit goldenem gehämmertem Kreuz mit Saphirlein und Perlen, und ein dreieckiges Kleinod am Kleid mit einer Rubinrose um einen Smaragd und einem Hängeperlein, dazu ein Ring mit einem großen Türkisen und ein Goldarmband mit zweien Papageien. Auf dem Kopf trug ich eine wintzige karmesinrote Kappe aus Atlas mit Perlenborte, daran drei Herzen und gestickte Falken, und mein schwartzes Haar hing offen
bis zu den Hüften. So schön habt Ihr Euer Tochter nie gesehen. Nach dem langen Gottesdienst mit der Verheiratung war ich so müde, dass man mich ins Frauenzimmer brachte, um mich auszuruhen.
    Zum Festbankett durfte ich mich, Gott sei gedankt, umziehen und etwas meinem Körper Bequemlicheres tragen. Der Schmuck wurde gewechselt und ich bekam jetzt ein Kehlband aus zwölf Gliedern mit einer Diamanttafel und einem anhangenden Kruzifix, einen goldenen Gürtel und ein Ringlein mit einem »M« für Maria. Und erstmals durfte ich, weil ja verheiratet, mein Haar hochstecken und unter einer Frauenkalotte verstecken, die war goldgewirkt und am Rand mit weißen Perlein behängt. Ich fand mich sehr schön.
    An der Festtafel saßen alle vom glogauischen Adel fein aufgereiht, der Herzog und ich in der Mitte. Man hatte das beste Tafelgeschirr aus der Silberkammer geholt, Schüsseln aus getriebenem Silber, Tabletts mit gravierten Bildern, fein ziselierte Salzfässlein und Senftöpfchen. Einige vom Adel aßen sogar mit Gabeln, wobei sich der von Trupka versehentlich in die Lippe stieß und dabei gar sehr beschmutzte. Ich teilte meinen Teller mit dem Herzog, der mir die besten Stücke vorlegte und mir den Blamenser gar zierlich mit dem Löffel fütterte. Dabei lachten wir alle über die Späße des Narren und sahen den Akrobaten zu, die rechte Verrenkungen machen konnten. So konnte ein Mädchen auf dem Bauch liegend mit den Füßen über ihren Kopf langen
und diese neben die Ohren setzen, andere sprangen von den Händen auf die Füße und machten Bögen wie eine Brücke. Mein Hündchen Bless durfte neben mir an der Tafel sitzen und der Herzog und ich fütterten es mit Wiltpret, dass es schmatzte. Schließlich kam der vierte Gang, der allerlei Naschwerk aus Zuckerguss umfasste, geformt in der Gestalt des heiligen Sankt Georg. Dazu spielten die Musikanten manch liebliche Melodien. Die vom Adel fingen mit Zutrinken an, auch mein Herr Gemahl. Als mir der Herzog schließlich selber zuprostete, musste ich mittrinken. Ich nahm von ihm den schweren Pokal, der so groß war wie mein Kopf und mit Wein gefüllt. Aber weil das Gefäß so schwer war und ich es mit den Händen nicht umgreifen konnte, geriet es ins Wanken und rutschte mir aus der Hand. Ich schrie auf, und der ganze Wein ergoss sich über mich und den Herzog. Wir saßen da wie die nassen Pudel, und die ganze Gesellschaft wurde still und wartete auf das Donnerwetter des Herzogs, der, wie alle wussten, nur ungern badete. Doch mein Gemahl schaute mich an, wie mir der Schreck und die Scham in den Gliedern saß und der Wein aus dem Kleid tropfte, und fing an zu prusten, bis auch der letzte Tischgast ebenfalls lachte.
    Damit endete für mich das Festmahl, ich verließ die Tafel und ging ins Frauenzimmer, wo ich das nasse Zeug auszog und von meinen drei Hofdamen in ein leichtes, fließendes Gewand gekleidet wurde. Sie nahmen mir die Haube und den Schmuck ab, kämmten mein Haar
und legten mir einen zartgewebten Nachtmantel um. Obwohl ich plötzlich schrecklich müde wurde, führten mich nun meine zwanzig Frauen vom Adel unter viel fröhlichem Geschnatter zu den herzoglichen Gemächern im anderen Flügel des Schlosses. Dort warteten schon die wichtigsten Adeligen des Herzogtums, um Zeugen des Beilagers zu sein. Allerdings weil ich noch zu jung bin und noch nicht blute wie eine erwachsene Frau, so sagte mir die Schweinicka, brauchte ich nichts zu befürchten und müsste nur ruhig die Zeremonie über mich hergehen lassen. Ich wusste nicht recht, was sie damit sagen wollte, hielt aber zu allem fein still.
    Die edelsten glogauischen Damen führten mich in das Schlafgemach meines Gemahls, kleideten mich aus und brachten mich
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