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Die Markgräfin

Die Markgräfin

Titel: Die Markgräfin
Autoren: Sabine Weigand
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zu Bett. Kurz darauf trat der Herzog ein, splitterfasernackt, nur, und da musste ich fast lachen, ein Nachtmützchen auf dem Kopf. Er legte sich ein wenig ächzend und vom Wein schwankend neben mich in die Bettstatt. Ich war gar sehr überrascht, konnte ich doch sehen, dass der Herzog ein Anhängsel hatte, das genauso aussah wie das Schniedelin von meinem herzlieben Brüderchen Albrecht, nur größer und umgeben von dunklen Löckchen. Das sagte ich ihm auch, und er lachte gar herzlich. Dann hob er die Bettdecke von mir und schaute mich genau an, wobei ich ganz steif lag und mich recht schämte. Noch nie hat mich ein Mann ohne Kleider gesehen, aber bei einem Ehemann darf das wohl sein, denke ich mir.
    »Viel habt Ihr noch nicht von einem Weibsbild«, sprach mein Gemahl, »aber das wird ja wohl noch kommen, so Gott will. Bis dahin muss ich wohl mit weniger zufrieden sein.«
    Er fragte, ob ich nicht vielleicht ein bisschen mit seinem Schniedelin spielen wollte. Zunächst getraute ich mich nicht es anzufassen und piekte nur verlegen mit dem Zeigefinger hin. Aber als ich merkte, dass es ganz weich und gar nicht unangenehm war, griff ich ganz hin. Da geschah etwas recht Seltsames. Liebste Frau Mutter, wie staunte ich, als das kleine Würmchen in meiner Hand fest und dick und groß wurde. Schnell ließ ich wieder los, doch der Herzog erklärte mir, dass dies schon recht seine Ordnung habe und bei Mann und Weib so gehöre. Da langte ich auf sein Geheiß wieder hin und rieb und drückte gehorsam, bis der Herzog anfing gar arg zu schnaufen. Schließlich machte er einen kleinen Seufzer, der Schniedel fing an zu ruckeln und zu hüpfen, und ein weißer Saft quoll über meine Hände, dass ich gleich wieder erschrak. Ich glaubte, ich habe ihm vielleicht wehgetan und all seine Körpersäfte begännen auszulaufen, aber mein Gemahl lachte mich gutmütig aus und meinte, ich habe meine Sache schon recht gemacht wie ein Eheweib. Da war ich stolz und zufrieden, und wir scherzten und unterhielten uns noch eine ganze Weile. Plötzlich wurde aber die Tür aufgerissen, und unter Hochrufen und großem Gelächter kamen die vom Adel herein, die vor der Tür
gewartet hatten, und feierten uns ausgelassen. Danach führte man mich wieder ins Frauenzimmer, wo mich die Schweinicka dann ins Bett brachte. Das war der Tag meiner Hochzeit.
    Am nächsten Früh nach der Morgensuppe erschien der Herzog vor der Tür zum Frauenzimmer und bat um Einlass. Er war recht froh gelaunt und nannte mich im Scherz »Frau Herzogin«. Dann zog er einen kleinen güldenen Gegenstand unter seinem Umhang hervor und gab ihn mir mit den Worten, das sei seine Morgengabe an mich. Es war ein Pokällein, ganz wie die großen Trinkgefäße, nur klein genug, dass ich es gut heben konnte. Darauf war ein Bild von dem heiligen Christophorus, wie er das Jesulein übers Wasser trägt, umrahmt von schönen Saphirlein und Smaragden. Und es stand darauf geschrieben »Gloria Dei in eternitate. Barbara von Gots Gnaden Herzogin zu Groß-Glogau.« Und der Herzog sagte: »Damit Ihr Euch nie mehr an einem Schluck Wein überhebt.«
    Das freute mich gar sehr, und ist das Pokällein jetzt mein liebstes Trinkgefäß. In dem Pokällein fand ich zudem noch einen kleinen güldenen Ring mit einem Kreuz aus lauter Rubinsteinen, die leuchten und glitzern, schöner als das Morgenrot. Den trag ich jetzo am Daumen, weil er für die andern Finger noch zu groß.
     
    Herzliebe Frau Mutter, ich bitt Euch, grüßt meine Schwestern und Brüder, besonders aber den kleinen
Albrecht, an den ich oft denken muss. Und grüßt auch meine alte Amme, die Martsch, die ich immer noch recht lieb habe. Behüt Euch Gott, Eure gehorsame Tochter Barbara, Herzogin von Groß-Glogau und Crossen.
     
    Gegeben am Sonntag nach Trinitatis anno 1527 in der
Veste zu Glogau.

Plassenburg, Januar 2002
    Der winterliche Vollmond schien aus einem eisklaren Nachthimmel auf die Plassenburg und das darunter liegende Kulmbach. Es war bitterkalt. Aus den Kaminen der Stadt und der alten Festung stiegen Rauchwölkchen wie schneeweiße Zuckerwatte.
    Um den alten hölzernen Tisch in der kühlen Temperierkammer der Plassenburger Gemäldesammlung saßen Gregor Haubold, Pfarrer Heinrich Kellermann und der Kulmbacher Archivar Wolfgang Kleinert mit nachdenklichen Mienen. Mit diesen dreien war die Speerspitze der Kulmbacher Plassenburg-Forschung versammelt; es fehlte nur noch der Hauptschullehrer Ulrich Götz, der an diesem Abend Elternsprechstunde
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