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Die Markgräfin

Die Markgräfin

Titel: Die Markgräfin
Autoren: Sabine Weigand
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der Burg verbrachte sie lange einsame Jahre.
    »Der Vater des 1554 geborenen Kindes war ein junger Schlosskaplan namens Jakob Tiefenthaler«, erzählt Gregor Haubold. »Er wurde vermutlich wegen dieser Affäre hingerichtet und im alten Kirchhof der Petrikirche begraben.«
    Der im Geheimgang aufgefundene Tote dürfte mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit der damalige Hauptmann auf dem
Gebirg, Landgraf Georg von Leuchtenberg, gewesen sein. Dies zumindest ist das Ergebnis einer kürzlich erstellten Genanalyse. Letztere ergab eine weitgehende Übereinstimmung zwischen dem Erbmaterial des Skeletts und dem des letzten lebenden Grafen von Leuchtenberg, der in der Nähe von Amberg lebt. »Den Hauptmann von Leuchtenberg dürfte die Markgräfin Barbara selber erstochen haben«, meint Wolfgang Kleinert, seines Zeichens Stadtarchivar und Mitglied des Forscherteams. Pfarrer Heinrich Kellermann, Lehrer Ulrich Götz, der Historiker Thomas Fleischmann sowie die Archivangestellte Angelika Hufnagel, ebenfalls zum Team gehörig, haben nämlich in einem Himmelkroner Nachlassregister die Hinterlassenschaft der Markgräfin entdeckt. »Darunter fand sich ein ziseliertes Tafelmesser mit abgebrochener Spitze. Und just diese Spitze lag unter dem Skelett des gebirgischen Hauptmanns im Geheimgang. Sie hat es über die ganzen Jahre aufbewahrt«, berichtet Kellermann.
    Warum die Markgräfin Barbara den Hauptmann getötet haben könnte, wissen die fünf Forscher nicht. »Vielleicht war er schuld am Tod ihres Kindes?«, mutmaßt Gregor Haubold. »Dies bleibt noch zu klären. Jedenfalls ging sie nach der Einnahme der Plassenburg im Markgräflerkrieg 1554 nach Italien. Erst im Jahr 1576 kehrte sie hierher zurück, um im Kloster Himmelkron ihr Leben zu beschließen. Ihr letzter Wunsch war, bei ihrem Geliebten begraben zu werden.«
     
    Insgesamt haben die sechs historischen Detektive über ein Jahr intensiver Forschungen hinter sich, um
zu diesem sensationellen Ergebnis zu gelangen. Das Kinderskelett und die Gebeine des Landgrafen von Leuchtenberg sollen demnächst auf dem Kulmbacher Friedhof bestattet werden.
    Das Grab der Markgräfin selbst und ihres Geliebten wurde bei der Auflassung des alten Kirchhofs schon vor Jahrhunderten zerstört.
    Umfassender Bericht in der Wochenendausgabe

Nachwort
    Die Plassenburg liegt noch heute imposant auf dem Bergrücken oberhalb der fränkischen Stadt Kulmbach. Sie wurde nach ihrer Zerstörung im Markgräflerkrieg von Albrecht Alkibiades’ Nachfolger, dem Markgrafen Georg Friedrich von Brandenburg, wieder aufgebaut und ist, obwohl wenig bekannt, eine der größten und bedeutendsten Festungen Deutschlands. Über das Hofleben der zollerischen Landesherrn auf dieser Burg in Mittelalter und Frühneuzeit habe ich in den Jahren 1988 – 1990 meine Doktorarbeit im Fach Geschichte geschrieben.
     
    Die Markgräfin Barbara von Brandenburg-Ansbach, Herzogin von Groß-Glogau und Crossen und Königin von Böhmen, ist keine erfundene Figur. Sie lebte im 15 ./ 16 . Jahrhundert. Ich bin dieser faszinierenden Frauengestalt während meiner Recherchen in verschiedenen Urkunden zufällig begegnet, und sie hat mich seither nicht mehr losgelassen. In diesem Buch habe ich ihr Leben rekonstruiert bis zu dem Zeitpunkt, als ihre Verlobung mit dem Ritter von Heideck
in die Brüche geht. Danach verschwindet die Markgräfin tatsächlich aus den Urkunden, wir wissen nicht, was weiter mit ihr geschah. Hier setzt meine eigene Phantasie ein. Allerdings habe ich mir die Freiheit genommen, Barbara von Brandenburgs Lebensdaten um ca. 50  Jahre in der Zeit zu versetzen, um den Markgräflerkrieg und die Zerstörung der Plassenburg mit thematisieren zu können. Markgraf Albrecht Alkibiades, im Buch ihr Bruder, war in Wirklichkeit ihr Großneffe. Viele Figuren des Buches sind wie er historisch, so zum Beispiel Georg Thiel, der die Belagerung und Zerstörung der Burg 1554 miterlebte, oder auch Georg von Leuchtenberg, der wirklich zeitweise Hauptmann auf der Plassenburg war. Andere Figuren, wie zum Beispiel Jakob Thiefenthaler, sind Produkte meiner Phantasie. Vieles in der Geschichte ist erfunden, doch mindestens genauso viele Details oder Motive wie zum Beispiel Briefe Barbaras oder der Zwischenfall Albrechts mit der »Weißen Frau« sind direkt und zum Teil wörtlich den Quellen entnommen, die in den Staatsarchiven Bamberg und Nürnberg liegen.
     
    Die echte Barbara von Brandenburg-Ansbach wurde im Jahr 1464 geboren. Sie heiratete als
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