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Die magische Fessel

Die magische Fessel

Titel: Die magische Fessel
Autoren: Horst Hoffmann
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gegen die Schlauchwand, und es war, als drückte sie sich tief in ein biegsames, nachgiebiges Tuch hinein, das sich ausbeulte und straffte…
    … bis es zerriß!
    Für einen Moment nur sah Mythor die nicht mehr für möglich gehaltene Chance, Yhrs Leib zu durchstoßen und sich vollkommen von der Schlange zu befreien. Dann hallte Caerylls Stimme in seinem Ohr:
    »Sie zieht vorsichtig zurück, als ob sie sich noch nicht sicher wäre, was sie von unserem Tun zu halten habe! Verstärkt eure Bemühungen! Es reicht noch nicht! Sie muß uns fortreißen und nicht nur wieder auf den alten Kurs bringen!«
    Hört sie uns? dachte Mythor. Kann sie uns hören?
    Das Pendel schlug noch heftiger aus und zitterte noch stärker. Carlumen bohrte sich noch tiefer in die nachgebende Wand. Mythor war versucht, sich von Gerrek die DRAGOMAE-Kristalle zu holen, um die Magie zu verstärken – oder wenigstens selbst mitzuverfolgen, wie Yhr sich stemmte.
    Er sah, wie die Aasen zu schwanken begannen. Cryton stand hochaufgerichtet, Nadomir wirkte verkrampft. Die ineinandergelegten Hände drückten sich so fest zusammen, daß die Knöchel weiß hervortraten. Glair beugte ihren Körper zurück, öffnete den Mund und stieß einen durchdringenden Schrei aus.
    »Sie zieht in Gegenrichtung!« rief da Caeryll, so heftig, daß es für einen Augenblick so aussah, als müßten die Kristalle um ihn zersplittern und sich in Staub auflösen. »Jetzt!«
    Unwillkürlich griff Mythor nach einem Halt und zog Fronja noch fester an sich. Carlumen wurde erschüttert. Das Steuerpendel über dem Heptagramm schlug nach der entgegengesetzten Richtung aus. Die ausgebeulte Haut der Schlange schnellte zurück, gleichzeitig schien sich ihr ganzer Leib zu drehen.
    Carlumen kam in seiner Mitte zur Ruhe, doch nur, um sogleich von Yhr mit sich gerissen zu werden, schneller und immer schneller – und genau dorthin, wo die Carlumer die Schlange haben wollten.
    »Wir schaffen es«, flüsterte Fronja.
    »Bei allen Göttern, wir bringen sie dazu, die letzte Schlinge zu ziehen!«
    Mythor versuchte, sich den Tillornischen Knoten bildlich vorzustellen. Vor seinem geistigen Auge entstand ein ineinander verworrenes Knäuel aus all den Wegen, die Yhr zurückgelegt hatte. Es gab eine letzte Öffnung, ein letztes Nadelöhr, das sich weitete und in das die Schlange in ihrem finsteren Zorn hineinfuhr.
    Und dann war sie hindurch.
    Die Magiekundigen lösten sich voneinander. Lankohrs Gesicht zeigte ein erschöpftes Lächeln. Er stützte Heeva, während Nadomir sich zu Boden fallen ließ und Cryton sich nur zu Mythor und Fronja umdrehte, ihnen zunickte und aus der Kommandobrücke verschwand, als berührte ihn alles weitere nun nicht mehr.
    Allein Glair kam mit leuchtenden Augen heran.
    »Es war schlimm, Yhrs Wüten im magischen Kreis miterleben zu müssen. Doch es ist vorbei. Nur der Darkon mag ihr verzweifeltes Zischen noch hören. Yhr hat sich im Tillornischen Knoten gefangen. Es ist ihr unmöglich, die Irrfahrt fortzusetzen.«
    Sie sagte es so selbstverständlich, als wäre nie etwas anderes zu erwarten gewesen.
    Und es dauerte eine Weile, bis Mythor wirklich daran glauben konnte, daß sie die Schlange gebändigt hatten. Den Kriegern und Amazonen draußen erging es kaum anders, denn erst jetzt hob ihr Triumphgeschrei an. Mythor hörte es von allen Seiten: »Wir sind frei! Wir haben das Biest bezwungen!«
    Er fiel nicht darin ein, tanzte nicht vor Freude, wie es nun Lankohr und Heeva taten.
    Denn er wußte, daß Yhr zwar im Knoten gefangen war, doch nach wie vor Carlumen in sich trug – auch wenn die Vorzeichen sich nun geändert hatten.
*
    Robbin drückte die Lage der Carlumer so aus:
    »Yhr vermag ihren verworrenen Pfaden nun nicht mehr zu folgen. Sie ist im Tillornischen Knoten gefangen und gleichzeitig eine Gefangene von Carlumen, so daß sie sich früher oder später wird damit abfinden müssen, auf unsere Wünsche einzugehen. Um sie zur Zusammenarbeit mit uns zu bewegen, wird es indes wohl einiger Zeit bedürfen. Gewonnen haben wir vorerst nur insofern, daß sie uns nicht mehr nach ihrem Willen in immer neue Bereiche des Schreckens zu ziehen vermag.«
    »Und sie wird nichts unversucht lassen, um sich wieder aus dem Knoten zu befreien«, prophezeite Mythor finster. »Keine List und keine Tücke. Oder habt ihr den Schlangenregen schon vergessen?«
    Fronja lachte ihn aus.
    »Mythor! Es ist Grund zur Freude und nicht zur Verbitterung! Yhr schuf die Schlangenbrut aus ihrem Körper – und
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