Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Magierin des Windes: Roman (German Edition)

Die Magierin des Windes: Roman (German Edition)

Titel: Die Magierin des Windes: Roman (German Edition)
Autoren: Misty Massey
Vom Netzwerk:
Waffenstillstandsflagge. Hier waren alle willkommen, ob Händler oder Piraten, aber alle Feindseligkeiten mussten außerhalb der Grenzen der Insel zurückgelassen werden.
    Das Wasser, das von der aufgehenden Sonne golden und rosa gefärbt wurde, war mit kleinen Ruderbooten übersät, die Menschen übersetzten. Zwischen den Ruderbooten und den größeren Schiffen ragten Masten aus dem Wasser des Hafens hervor – wie Fahnenstangen: Das waren die einzigen Spuren, die noch von Schiffen übrig waren, deren Geschichte in diesem Hafen geendet hatte, sei es aufgrund tobender Stürme oder menschlicher Bosheit. Falkin manövrierte vorsichtig zwischen ihnen hindurch, suchte sich einen Ankerplatz aus und gab den Befehl, den Anker auszubringen.
    Das Ufer war mit Kaianlagen übersät; die meisten von ihnen wimmelten von geschäftig umhereilenden Kaufleuten ohne eigenes Schiff, die im Schutze der Dunkelheit mit den Piraten illegale Geschäfte abschlossen. Den Gesetzen nach standen hohe Geldstrafen und manchmal sogar eine öffentliche Auspeitschung darauf, Waren von jemandem zu kaufen, der keinen Kaufmannsmantel trug. Aber es geschah dennoch. Einmal, als er sturzbetrunken gewesen war, hatte Binns behauptet, sogar der König selbst hätte ihm dann und wann ein Schmuckstück abgekauft. Falkin wusste zwar nicht, ob das auch wirklich zutraf … aber es hätte sie kein bisschen überrascht.
    Sobald die Vogelfrei sicher vor Anker lag, gab Falkin den Befehl, die Segel einzuholen. Die Seeleute an Deck gehorchten augenblicklich. Je eher sie fertig waren, desto schneller konnten sie sich auf den Landgang vorbereiten. Drei Männer hatten sich schon freiwillig gemeldet, um diese erste Nacht über an Bord zu bleiben. Sie würden damit beschäftigt sein, die Risse in den Segeln zu flicken, die losgerüttelte Ladung neu zu verstauen und die Taue nach Schwachstellen abzusuchen, die niemand auf den ersten Blick bemerkt hatte. Es war keineswegs eine beliebte Aufgabe, den ganzen Tag warten zu müssen, während die Mannschaftskameraden in den Tavernen feierten. Aber die drei erhielten einen zusätzlichen Anteil für ihre Bereitwilligkeit. Falkin hatte schon drei weitere ausgewählt, die sie für die folgende Nacht einteilen wollte. Niemand würde sich so vorkommen, als sei er komplett um seinen Landgang betrogen worden.
    Ein paar plötzliche Spottrufe zogen ihre Aufmerksamkeit auf sich. Falkin drehte sich um, um nachzusehen, was da vorging, und verbiss sich ein Auflachen. Shadd kam aus dem Frachtraum heraufgestapft und winkte mit einer Hand denjenigen zu, die sich noch unten befanden. Sein wildes Haar stand rings um seinen Kopf ab; Locken ragten in jede Richtung, so wie immer, wenn er sich die Haare wusch, ohne sie auch noch zu kämmen. Er hatte sich den Schießpulverschatten aus dem Gesicht, dem Bart und von den Händen geschrubbt und trug ein leuchtend blaues Hemd und ein purpurfarbenes Satinwams über gelben Kniebundhosen. Er sah sich um und grinste über die Pfiffe, die immer noch aus dem Laderaum hervorklangen. »Ihr werdet noch daran denken, wenn all die Damen an meinen Armen hängen und euch dreckige Bettler gar nicht beachten!«
    Binns’ Oberkanonier war einer der größten Männer, die Falkin je gesehen hatte – und der behaarteste. Die meisten Seeleute trugen ihr Haar aus praktischen Gründen in geteerten Zöpfen, aber das hatte Shadd nie getan. Dicke, krause, goldene Locken bedeckten seinen Kopf, als eine verfilzte Masse, die nur zum Landgang gekämmt und gewaschen wurde, und auch dann nur, weil die Schankmädchen das so gern mochten. Er war über sechs Fuß groß und entsprechend massig. Falkin hatte sich schon immer darüber gewundert, dass er nicht unter der Enge auf dem Schiff litt.
    Falkin stemmte die Hände in die Hüften und sprach langsam, um nicht laut loszulachen: »Du siehst aber gut aus. Wo hast du so einen prächtigen Anzug in die Finger bekommen?«
    »Hab ihn eingetauscht, auf Pecheta.« Er blieb vor ihr stehen, streckte die Arme aus und drehte sich einmal um sich selbst. »Bin ich nicht ganz der fürstliche, feine Herr?«
    »Das bist du, Shadd, mein Junge«, stimmte sie zu. »Aber dein Haar könnte schon ein bisschen Aufmerksamkeit vertragen.«
    Er grinste, zog einen riesigen Kamm aus Fischbein aus der Tasche und hielt ihn ihr hin. »Diese Aufgabe habe ich für dich aufgehoben.«
    »Dazu müsste ich ja wohl verrückt sein! Wer weiß schon, was in dem Wischmopp da haust?«
    Shadd schob sich den Kamm wieder in die Tasche und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher