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Die Magierin des Windes: Roman (German Edition)

Die Magierin des Windes: Roman (German Edition)

Titel: Die Magierin des Windes: Roman (German Edition)
Autoren: Misty Massey
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schmollte übertrieben. Doch das Funkeln in seinen Augen entging Falkin nicht. »Du weißt ja gar nicht, was du verpasst, Mädchen! Es haben schon Damen im Hafen in der Schlange angestanden, um die Chance zu bekommen, mir mit der Hand durchs Haar zu fahren!«
    Shadd war auf Eldraga beliebt, besonders bei den Dirnen aus Camberlins Schenke . Es wäre weit mehr als der Schrecken der vergangenen Nacht nötig gewesen, um ihn davon abzuhalten, sich herauszuputzen und an Land zu gehen, um sie zu besuchen. Und da war er gar nicht der Einzige – die meisten Kanoniere, die während des Sturms die schweren Geschütze gesichert hatten, kamen nun an Deck, gewaschen und in die zusammengestückelte Auswahl an feinen Kleidern gehüllt, die sie aus vergangenen Prisen hatten zusammenraffen können. Streifen und Karos mischten sich mit glänzender Seide und Leinen; in der hellen Morgensonne tat einem die Mischung fast in den Augen weh.
    Nachdem Falkin in der letzten Nacht den Wind eingestellt hatte, hatte sie rasch die Gelegenheit ergriffen, sich eine trockene Hose und ein rotes Seidenhemd mit weiten Ärmeln und Rüschenkragen anzuziehen. Sie hatte ihre Stiefel wieder übergestreift und ihre Zöpfe gelöst, so dass ihr Haar ganz trocknen konnte. Die dichten Wellen, die das Flechten zurückgelassen hatte, hatten bewirkt, dass sich ihr langes, schwarzes Haar so weich wie eine Wolke angefühlt hatte, als es ihr über die Schultern gefallen war. So schön es sich aber auch angefühlt haben mochte, sie konnte doch nicht mit offenem Haar an Deck gehen, und so hatte sie es mit einem Stück Lederschnur zu einem Pferdeschwanz zurückgebunden. Sie wünschte sich fast, sie wäre nicht davor zurückgescheut, in der Stadt ein Kleid zu tragen.
    Der sicherste Weg, auf dem Schiff für Ärger zu sorgen, bestand darin, den Männern in Erinnerung zu rufen, dass sie eine Frau war, und sei es auch nur für einen Augenblick. Sie hatte fast die gesamten letzten paar Jahre gebraucht, um sich als eine der ihren zu beweisen, indem sie doppelt so hart wie jeder von ihnen gearbeitet hatte, um auch nur einen Anflug von Gleichberechtigung zu erhalten. Nun, da sie diese Macht gewonnen hatte, würde sie nicht das Risiko eingehen, sie wieder einzubüßen. Auf dem Schiff hielt sie sich an Kniebundhosen und weite Hemden, die ihre fraulichen Formen verhüllten. Außerdem hatte sie sich in Röcken nie so recht wohl gefühlt – all dieser Stoff, der einem zwischen die Füße geriet und schwer von der Taille hing, sorgte dafür, dass sie sich langsam und unbeholfen vorkam.
    »Komm doch nachher bei Camberlin vorbei«, drängte Shadd sie und steckte seinen Kamm endgültig weg. »Olympia wird mit dir plaudern wollen, um zu hören, wie es dir geht, und überhaupt …« Er grinste. »Aber komm erst eine ganze Weile später hin, ja? Ich habe vor, sie gut beschäftigt zu halten!«
    »Verzieh dich! Wenn du mir zu viel erzählst, wirst du noch dafür sorgen, dass es mir leidtut, dich je meiner Freundin vorgestellt zu haben!«
    Er spazierte davon und scharte auf dem Weg zur Strickleiter, die gerade heruntergelassen wurde, seinen Kanonierstrupp um sich. Mehrere Mietboote waren schon längsseits der Vogelfrei gegangen; die Ruderer forderten die Kunden auf, sich hineinzudrängen, um zu den Kais übergesetzt zu werden. Falkin sah zu, wie Shadd und seine Kumpane über die Reling verschwanden. Als sie sich wieder ihren Pflichten zuwandte, hörte sie, wie die Männer zu singen begannen, eine mitreißende Weise über Bier und Blut und einen rollenden Karren. Offenbar gab es drei oder vier verschiedene Melodien; jeder versuchte, die, für die er sich entschieden hatte, lauter herauszuheulen als seine Gefährten. Weitere Besatzungsmitglieder erschienen nun an Deck und stimmten in den musikalischen Wettstreit mit ein, während Shadd und seine Männer davonruderten. Sie mögen ja nicht wie die Engel singen , dachte Falkin, aber davon könnte man sie niemals überzeugen. Und das gleichen sie wirklich durch Begeisterung aus.
    »Na, Maatin, wie steht’s mit den Schäden?«
    Binns war anscheinend in seiner Kajüte gewesen und hatte sich ebenfalls feingemacht. Er hatte sein Haar glatt zu einem ordentlichen, grau glänzenden Pferdeschwanz zurückgebunden. Er trug seine rotseidene Kniebundhose, seine besten schwarzen Stiefel, eine schwarze Seidentunika und einen Gehrock aus purpurnem und rotem Brokat, den er in der vorletzten Saison erbeutet hatte. In einer Hand hielt er einen schwarzen Lederhut;
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