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Die Magierin des Windes: Roman (German Edition)

Die Magierin des Windes: Roman (German Edition)

Titel: Die Magierin des Windes: Roman (German Edition)
Autoren: Misty Massey
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ein oder andere braucht, nachdem er den Sturm überlebt hat – ganz so wie wir.« Er schüttelte den Kopf. »Alle Schiffe gehen früher oder später in Eldraga vor Anker, Mädchen. Mach dir nicht so viele Sorgen.« Er warf sich in die Brust. »Vielleicht treffen wir ja den kleinen Welpen sogar? Das würde dir doch gefallen, nicht wahr?« Er brach in herzhaftes Gelächter aus, als er ihren schockierten, gekränkten Gesichtsausdruck sah. »Komm schon, Kin, sing mit mir!«
    Sie zog die Augenbrauen hoch. Pfeifen war gefährlich genug – sie war nie mutig genug gewesen, ein Lied wirklich laut zu singen. »Hast du etwa vor, ein paar Schiffe in diesem Hafen auf Grund zu setzen?«
    »Mein Mädchen, eines Tages wirst du laut genug singen, um die Welt zu verändern.« Er zwinkerte ihr zu. »Sicher, dass du nicht mitmachen willst? Ich wette, wir können sogar die Kanoniere da übertönen, wenn wir uns anstrengen. « Er stimmte das ausgelassene Lied an, das die andere Bootsladung Männer gesungen hatte.
    Falkin lächelte, stimmte aber nicht mit ein. Sie konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass sie gerade in eine Falle ruderten.
     
    Als die Verhandlungen in der Amtsstube des Hafenmeisters endlich vorüber waren, hatte sich Falkin beinahe schon selbst überredet, sich zu entspannen. Also lag der Magus im selben Hafen vor Anker wie sie. Warum sollte sie Angst haben? Die Insel war groß, und die Wahrscheinlichkeit, dass sie einander überhaupt über den Weg laufen würden, nur gering. Die Segel der Vogelfrei würden bis morgen sauber geflickt sein. Sie würden eine weitere Nacht an Land verbringen und sich dann schon weit weg von hier befinden, bevor der Magus überhaupt bemerkte, dass sie fort waren. Und selbst, wenn sie sich irgendwie begegneten: Was konnte er ihnen hier auf Eldraga schon tun? Der Frieden war an diesem Ort Gesetz und wurde um jeden Preis gewahrt.
    Binns hatte beinahe eine halbe Stunde mit einer hitzigen Debatte mit dem Hafenmeister verbracht, einem alten Griesgram, der so hart verhandelte, dass es geradezu an Bösartigkeit grenzte. Als sich der Pulverdampf gelegt hatte, hatte Binns vier goldene Octavos für das Recht bezahlt, zwei Nächte vor Anker zu liegen. »Vier Octavos«, zischte er seiner Maatin zu, als sie die Amtsstube verließen. »Und da nennen sie mich einen Piraten?« Er sah die Straße hinauf und hinunter und klatschte in die Hände. »So, Mädchen … Wo sollen wir als Erstes hin?«
    Falkin nahm einen tiefen Atemzug und genoss die seltsame Mischung aus Teer, altem Holz und dem Schlick der Ebbe, die die Kaianlagen stets durchströmte. Sogar Falkin konnte nicht behaupten, dass es ein angenehmer Geruch war, aber ganz gleich, in welchem Hafen sie sich auch befinden mochte, es roch immer wie zu Hause.
    Der Markt war kurz nach Sonnenaufgang eröffnet worden; Leute rannten immer noch zwischen Schiffen und der Straße hin und her, schleppten Warenladungen für die eifrigen Käufer und verkündeten schreiend ihre Anwesenheit. Falkins Herz schlug schneller, als sie die Kostbarkeiten sah, mit denen da gehandelt wurde. Das Piratendasein hatte ihr die Augen über so viele aufregende Schätze geöffnet: Märchenhafte Schmuckstücke und reichhaltige Delikatessen, die sie sich nur holen musste. Aber keine Plünderung konnte mit der Gelegenheit mithalten, einen Markt zu besuchen.
    Als sie in den vor Schmutz starrenden Gassen von Eldraga aufgewachsen war, hatten sie und die übrigen verstoßenen Kinder sich Wege einfallen lassen, nun zu stehlen, was sie benötigten – einen Apfel vom Obstkarren, Brot vom Bäcker. Sie hatten nie mehr genommen, als sie leicht tragen konnten, und auch nie so viel, dass sich die Händler bei der Stadtwache hätten beschweren können. Es war ein ungeschriebenes Gesetz: Nur so viel Essen nehmen, dass man nicht verhungerte, die Wertsachen aber unangetastet lassen. Und das, obwohl sie die Fähigkeit gehabt hatte, auch aus der Entfernung Gegenstände zu stibitzen.
    Aber dann und wann hatte sich Falkin von ihren Gefährten weggeschlichen, war zwischen den Ständen und Karren umhergeschlendert und hatte sich in den Schatten versteckt, während sie die Stoffe und Wandteppiche bewundert und die berauschenden Düfte von Gewürzen und Weihrauch eingesogen hatte. Sie hatte neidisch dabei zugesehen, wenn Kunden dicke Geldbörsen geöffnet hatten, um Goldmünzen gegen die funkelnden Schätze einzutauschen, die niemals ihr gehören würden. Und sie hatte sich vorgenommen, eines Tages einen
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