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Die Magierin des Windes: Roman (German Edition)

Die Magierin des Windes: Roman (German Edition)

Titel: Die Magierin des Windes: Roman (German Edition)
Autoren: Misty Massey
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mit der anderen steckte er gerade lange, flauschige Federn in Purpur und Rot ans Hutband.
    »Na, du bist vielleicht ein Geck«, sagte Falkin. »Bis jetzt dachte ich ja, Shadd hätte dich übertrumpft!«
    Binns bekam seine Federn endlich dorthin, wo er sie haben wollte, setzte sich den Hut auf den Kopf und stellte sich in Positur. »Niemals, meine Liebe!« Er richtete sich auf. »Kommen wir zu den schlechten Neuigkeiten.«
    »Gar nicht so schlimm, wie ich zuerst dachte.« Sie wies nach vorn. »Es sind Risse im Klüver und im vorderen Marssegel, aber sie werden sich flicken lassen. Dreso sagt, er und seine Männer nähen sie bis morgen früh zusammen. Wir haben ein paar Taue verloren, aber soweit ich weiß, ist nur ein Fass unseres Frischwassers verunreinigt worden. Wir könnten ein paar Kisten Zwieback gebrauchen, vielleicht ein Fässchen Rum oder zwei zur Überbrückung. Abgesehen davon sind wir aber ganz ordentlich durch den Sturm gekommen.«
    »Gut, gut.« Er beugte sich näher zu ihr hin und flüsterte: »Gab’s an diesem schönen Morgen schon Gerede über Geister?«
    »Kein Wort. Ich habe gesehen, wie Dreso Anhänger als Glücksbringer an die anderen beiden verteilt hat, die heute Nacht mit ihm an Bord bleiben.« Sie zuckte die Schultern. »Abgesehen davon aber keine Reaktion, also schätze ich, wir haben Glück gehabt.« Da sie wusste, wie sehr Seeleute an ihrem Aberglauben hingen, wunderte es sie, dass die Mannschaft ihre Ängste so leicht abgeschüttelt hatte. Vielleicht war alles zu schnell gegangen … Doch wahrscheinlich lag es ja nur an der Verlockung des Landgangs.
    »Hervorragend!« Der Kapitän rieb sich die Hände und bot ihr dann den gebeugten Arm. »Wenn dem so ist, darf ich dich dann auch einladen, mich zu den Kais zu begleiten, meine Liebe?«
    Sie sah sich auf dem fast verlassenen Deck um. Die letzte Bootsladung Piraten stieg gerade ein. Nur Dreso und seine Gefährten blieben zurück, beobachteten ihre Kameraden mit neidischen Blicken und schenkten ihrem Kapitän und der Maatin keinerlei Beachtung. Falkin lächelte und neigte den Kopf vor Binns. »Nach Euch, Kapitän.«
    Sie verneigte sich tief und machte eine ausladende Geste mit einem Arm, um ihn aufzufordern, vor ihr zu der wartenden Leiter zu gehen. Ein Mietboot mit den letzten paar Mannschaftsmitgliedern wartete unten, schaukelte sanft und stieß gegen die Flanke der Vogelfrei . Binns schwang ein Bein über die Reling und kletterte hinunter. Falkin sah sich noch einmal an Deck um. Plötzlich hielt sie inne; das Herz sackte ihr in die Hose.
    Das Schiff von gestern Nacht kreuzte langsam in den Hafen. Bei Tageslicht wirkte das Rot noch greller und schien ihr zuzuzwinkern, während das Schiff durchs Wasser glitt. Es war ein ganzes Stück entfernt, so weit, dass die Mannschaft wie kleine, schwarze Ameisen aussah, die an Deck herumkrochen. Aber Falkin erschauerte, als sie sich an die Berührung durch den Blick des fremden Mannes im Dunkeln erinnerte. Jagte er sie etwa? War er ihnen in irgendeiner schändlichen Absicht hierher gefolgt? Oder war es nur der größte Zufall aller Zeiten? Sie starrte hin und versuchte – obwohl sie doch wusste, dass es aus dieser Entfernung unmöglich war -, ihn unter den anderen kleinen, schwarzen Punkten zu erkennen. Irgendwie konnte sie nicht glauben, dass irgendetwas, das mit jenem Schiff und seinem Kapitän zu tun hatte, auch nur im Mindesten zufällig geschah.
    »Komm schon, Mädchen, beweg dich!«, rief Binns aus dem Boot. Falkin schluckte den Klumpen in ihrer Kehle herunter und kletterte die Strickleiter hinab. Als sie das Ende erreicht hatte, hüpfte sie trittsicher in das wartende Boot und setzte sich hin; sie beugte sich vor, um einen Blick auf den Neuankömmling zu erhaschen.
    Die Ruderer stießen ab und begannen, ihre Riemen durchs Wasser zu ziehen. Binns berührte Falkins Hand. »Was ist los, mein Mädchen?«, fragte er; seine Besorgnis war offensichtlich. »Dein Gesicht ist weißer als ein neu gekauftes Segel!«
    »Das Schiff, das rote Monster«, murmelte sie. »Von gestern Nacht.«
    »Ja, was ist damit?«
    »Es ist hier.«
    Binns drehte sich in die Richtung, in die sie deutete, und riss die Augen auf. »Na, das ist es in der Tat.« Er lächelte, tätschelte ihr die Hand und setzte sich wieder aufrecht hin. »Ich schätze, das beweist wohl, dass es doch kein Geist ist.«
    »Ich habe es auch nie für einen gehalten«, sagte sie. »Aber warum mag es hier sein?«
    »Könnte ja sein, dass der Kapitän das
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