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Die Magierin des Windes: Roman (German Edition)

Die Magierin des Windes: Roman (German Edition)

Titel: Die Magierin des Windes: Roman (German Edition)
Autoren: Misty Massey
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im roten Feld.
    »Verdammt, Artie, sie hat zwanzig Stückpforten allein auf dieser Seite. Ausgefallen bemalt oder nicht, sie ist jedenfalls ein ganz hübsches Ungeheuer.«
    »Kannst du die Mannschaft erkennen?«
    »Ja. Ein Bursche auf dem Achterdeck scheint zu glauben, dass er das Kommando hat.«
    Er war hochgewachsen; sein honigblondes Haar flatterte offen im Wind und ahmte das Schlagen des dunklen Umhangs nach, der von seinen breiten Schultern hing. Seine Beine steckten in Stiefeln, die bis auf die halbe Höhe seiner Schenkel hinaufreichten, und blitzender Stahl funkelte an seiner Hüfte. Er hatte einen Fuß auf die Reling gesetzt, starrte in die Ferne und sah aus, als posiere er für ein Gemälde.
    Plötzlich wandte er das Gesicht in ihre Richtung. Soweit sie es aus dieser Entfernung überhaupt feststellen konnte, sah er sehr gut aus, mit einem leicht diabolischen Lächeln. Er trat von der Reling hinunter, verschränkte die Arme, reckte die Brust und starrte sie so unverwandt an, dass ihr ganz unbehaglich wurde. Es war, als könne er sie sehen, hier draußen, in dieser Dunkelheit, ohne selbst ein Fernrohr zu Hilfe nehmen zu müssen. Er stemmte eine Hand verwegen in die Hüfte, hob die andere und winkte mit dem Finger, als wolle er »Komm her!« sagen. Falkin riss die Augen auf. Langsam ließ sie das Fernrohr an ihre Seite sinken.
    »Na? Welche Flagge hat es gehisst?«
    Falkin schluckte. »Keine, die ich je zuvor gesehen hätte, Artie. Ich hätte es für ein Handelsschiff gehalten, wenn es nicht bis an die Zähne bewaffnet wäre. Wenn es aber ein Kriegsschiff ist, gehört es zu keiner Marine, von der ich je gehört hätte. Und sein Kapitän da … dreht mir den Magen um.«
    »Der Kapitän?«, fragte er. »Was stimmt denn nicht mit ihm?«
    Mit bloßem Auge wirkte das Schiff nur wie eine schattenhafte Masse im Wasser, die Leute an Bord waren lediglich Schemen, die sich bewegten, ohne dass man sie in irgendeiner Form hätte voneinander unterscheiden können. Warum spürte sie diesen kühnen Blick noch immer wie eine unwillkommene Berührung auf ihrer Haut? Ihr fiel nur ein einziger Grund dafür ein, dass der Kapitän des anderen Schiffes sie ohne Fernrohr so gut sehen konnte. Und so trocken blieb.
    Sie fürchtete kaum etwas, aber Magie und die Menschen, die sie wirkten, bescherten ihr eine Gänsehaut. Landläufigen Gerüchten nach rührten die Magi sich keinen Fußbreit vom Land weg, was auch einer der Hauptgründe dafür war, dass Falkin ein Leben auf dem Wasser gewählt hatte. Aber Gerüchte hatten sich auch schon früher als falsch erwiesen.
    »Übernimm du das Steuer«, befahl Binns, bevor sie eine Antwort formulieren konnte. Sie tat wie geheißen und reichte ihm das Fernrohr. Er hob es ans Gesicht und pfiff bewundernd. »Verdammt schönes Schiff.«
    »Könnte er jemand sein, der erst neuerdings zur See fährt?«, grunzte sie, während sich das Steuerrad gegen ihren Griff stemmte.
    »Kann schon sein. In das Schiff hat jemand eine Menge Geld gesteckt. Wenn er weder Händler noch Krieger ist, dann fällt mir nur noch eine weitere Art von Seefahrern ein. Männer, die genug Bargeld haben, um sich solch ein Schiff zu leisten, tauchen gewöhnlich nicht in den Rechnungsbüchern auf.« Er lachte leise. »Ich wünschte, du könntest das sehen, Kin! Er winkt mir zu, als wären wir Freunde, die auf der Straße aneinander vorbeifahren.«
    »Vorbeifahren sollten wir auch.«
    »Der Knabe da drüben weiß ja noch nicht mal, mit wem er es eigentlich zu tun hat!« Binns grinste plötzlich, und Falkin sackte das Herz in die Hose. Sie kannte diesen Blick nur zu gut.
    »Käpt’n, bei so einem Wetter …«, begann sie, aber er schnitt ihr das Wort ab.
    »Könnte doch lustig sein, diesem Amateur da mal das ein oder andere beizubringen.« Er zog eine Augenbraue hoch. »Findest du nicht?«
    Falkin stöhnte. Binns war ein guter Kapitän, freundlicher und anständiger als die meisten auf den Neun Inseln, aber seine Gier war ein immerwährender Quell der Enttäuschung. Er war damals, als Falkin ihm begegnet war, drauf und dran gewesen, die Vogelfrei zu verlieren. Unter Binns zu dienen war ein weit besseres Leben als jedes, das sie sich damals auf Eldraga jemals hätte ausmalen können, und er hatte ihr Geheimnis sogar in Situationen bewahrt, in denen es ihm hätte förderlich sein können, sie zu verraten. Aber in Augenblicken wie diesen hier fragte sie sich doch, ob sie nicht lieber an Land hätte bleiben sollen.
    »Wir sind nicht
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