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Die Magierin des Windes: Roman (German Edition)

Die Magierin des Windes: Roman (German Edition)

Titel: Die Magierin des Windes: Roman (German Edition)
Autoren: Misty Massey
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imstande, ein Schiff zu kapern, schon gar nicht das da. Schau es dir doch an – es hat mindestens vierzig Kanonen!«
    Er drehte sich mit gekränkter Miene zu ihr um. »Ich habe gar nicht vor, es zu kapern. Ich will doch nur ein bisschen mit ihm spielen. Nur einen Warnschuss vor den Bug! Um zuzusehen, wie die Lackaffen tanzen!«
    »Und was, wenn er gar kein eitler Geck ist?«, blaffte Falkin. »Was, wenn er beschließen sollte, uns vom Meer wegzupusten?«
    »Sein Schiff ist ein Monstrum, Falkin, das gebe ich ja zu. Aber es ist zu groß. Sogar so zerrupft, wie wir sind, können wir ihm leicht entkommen. Außerdem« – er hob wieder das Fernrohr und leckte sich die Lippen – »bin ich der Kapitän, und das ist ein Befehl. Gib ihn weiter.«
    Es gab keinen Ausweg. Binns hörte sich ihre Meinung immer an, genau wie die jedes Mannschaftsmitglieds, das eine zu vertreten hatte. Aber sobald er einen Befehl gab, erwartete er auch, dass er fraglos befolgt wurde. Wenn sie zu lange diskutierte, riskierte sie, öffentlich ausgepeitscht zu werden. »Aye aye, Käpt’n.«
    Sie überließ das Steuerrad wieder Binns, tastete sich vorsichtig bis in die Mitte des Decks vor und beugte sich über die Luke: »He, Jungs, schickt Shadd rauf!« Einen Moment später steckte ein großer, blonder Bär von einem Mann den Kopf durch die Luke und blinzelte gegen den prasselnden Regen an.
    »Aye aye, Kin? Was ist los?«
    »Scheuch deine Kanoniere hoch, sag ihnen, dass der Käpt’n ihre Mädels warm und willig braucht.«
    »Aye, Maatin. Gibt’s ein bestimmtes Ziel?«
    Sie wies auf den Dreimaster. Der Regen hatte genug nachgelassen, um einen freien Blick über das Wasser zu gewähren. Shadd runzelte die Stirn. »Wir schießen auf den? Hat er den Verstand verloren?«
    »Nicht mehr als sonst auch.« Sie klopfte ihm auf eine massige Schulter. »Es ist ein offizieller Befehl, also an die Arbeit.«
    »Aye aye, Kin, mach ich.« Er ließ sich wieder die schmale Leiter hinunter und brüllte schon im Abstieg den Befehl. Da stand Falkin auf und kehrte an Binns’ Seite zurück.
    »Wir sind bereit, wenn du’s bist, Käpt’n.«
    Eifrig rieb er sich die Hände. »Ganz ruhig, Mädchen, das hier wird uns nur ein bisschen Spaß machen, weiter nichts. Etwas, mit dem man morgen in der Kneipe angeben kann.« Seine Augen zogen sich zusammen. »Fünf Steuerbordgeschütze.«
    »Fünf Steuerbordgeschütze!«, rief Falkin. Der Befehl wurde an die wartenden Kanoniere weitergegeben. Binns hob das Fernrohr.
    Mit einem heftigen Ruck, der das Deck erzittern ließ, gehorchten die Kanonen dem Befehl. Die Stückpforten stießen Rauch aus, der sich in einer Welle der Wärme über das Deck bewegte. Falkin sog einen langen Atemzug ein und genoss den Geruch des verbrannten Pulvers.
    Binns beobachtete das große Schiff aufmerksam. Dann brach er in Gelächter aus und drehte sich zu seiner Maatin um. »Falkin, Mädchen, ich glaube, das wirst du dir ansehen wollen.«
    »Ich?« Sie nahm das angebotene Fernrohr und hob es sich argwöhnisch ans Auge.
    Die Stückpforten des Dreimasters blieben geschlossen. Der Kerl im Umhang war aufs Hauptdeck gegangen und stand nun mit beiden Füßen auf der Reling; nur das Taustück, an dem er sich festklammerte, bewahrte ihn davor, in das schwarze Wasser unter ihm zu stürzen. Er führte eine Hand an die Lippen und winkte ihr den Kuss dann mit einer galanten Armbewegung über die Entfernung hinweg zu.
    Falkin schoss das Blut ins Gesicht. Wie konnte er es nur wagen, ihr eine Kusshand zuzuwerfen, als sei sie irgendein Schankmädchen? Sie ließ das Fernrohr sinken.
    Binns lachte in sich hinein, hütete sich aber davor, ihr ins Gesicht zu sehen.
    »Findest du das etwa witzig?«, blaffte sie. Er warf ihr einen Blick zu, brach in dröhnendes Gelächter aus, krümmte sich und schlug sich auf die Schenkel.
    »Er hat … auf dich gezeigt … Mädchen, wollte, dass ich … dir das Fernrohr gebe …«, brachte er nach Luft schnappend hervor. »Ich wünschte, du… hättest dein Gesicht … gesehen …«
    »Ich werd ihm schon zeigen, wo er mit seinen Lippen bleiben kann«, murmelte Falkin und hob erneut das Fernrohr. Der Kapitän des Kriegsschiffes war klugerweise von der Reling gestiegen. Unter ihrem Blick marschierte er übers Deck auf seinen Rudergänger zu und wedelte mit den Armen. Das Kriegsschiff reagierte auf die Drehung des Steuerrads, änderte den Kurs und entfernte sich von der Vogelfrei .
    Die Mannschaft an Deck begann laut zu werden: Einige riefen dem
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