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Die Mafia - 100 Fragen 100 Antworten - FAQ Frequently Asked Questions MAFIA

Die Mafia - 100 Fragen 100 Antworten - FAQ Frequently Asked Questions MAFIA

Titel: Die Mafia - 100 Fragen 100 Antworten - FAQ Frequently Asked Questions MAFIA
Autoren: Attilio Bolzoni
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danach weitergingen.
    Massimo Ciancimino enthüllte die Hintergründe einer Reihe von Absprachen zwischen den Corleonesern und Beamten der Carabinieri-Sondereinheit ROS (Raggruppamento operativo speciale), insbesondere General Mario Mori und Carabinieri-Hauptmann Giuseppe De Donno. Er erzählte von Totò Riinas mysteriöser Festnahme, die angeblich von Bernardo Provenzano eingefädelt worden war. Er sprach über die Kontakte seines Vaters zu den Geheimdiensten, die dieser selbst dann noch aufrechterhielt, als er unter Hausarrest stand. Und schließlich übergaber den Staatsanwälten von Palermo das berühmte »Papello«, das Blatt mit den Forderungen, die Totò Riina über General Mori (der dies jedoch stets bestritt) an geheimnisvolle Empfänger übermittelte.
    Um den Attentaten ein Ende zu setzen und weitere Opfer zu verhindern, soll Totò Riina den italienischen Staat mit einem Forderungskatalog erpresst haben – auf einem weißen Blatt Papier mit wenigen, in Blockschrift geschriebenen Zeilen: insgesamt zwölf Forderungen, die die Mafia nach der Ermordung Falcones und vor der Ermordung Borsellinos erhob (also zwischen dem 23. Mai und dem 19. Juli 1992).
    Das Papello ist (neben den berühmt-berüchtigten
pizzini,
den »Zettelchen« Bernardo Provenzanos) eines der ersten Beispiele für »schriftliche« Dokumente einer Mafia, die über Generationen hinweg ihr Wissen nur mündlich weitergegeben hatte. Auch hierin zeigt sich, wie sehr sich die Cosa Nostra mittlerweile verändert hatte.
     
Revision des Urteils im Maxi-Prozess
Aufhebung des Gesetzesdekrets 41 b
Revision des Rognoni-La Torre-Gesetzes
Reform der Kronzeugenregelung
Vergünstigungen für Aussteiger – Rote Brigaden – auch für Verurteilte wegen Mitgliedschaft in der Mafia
Hausarrest für über Siebzigjährige
Schließung der Hochsicherheitsgefängnisse
Inhaftierung in der Nähe des Wohnsitzes der Familie
Keine Zensur der Korrespondenz mit den Angehörigen
Keine Beschlagnahme des Familienvermögens
Verhaftung nur auf frischer Tat
Aufhebung der Benzinsteuer wie in Aosta
     
    Dokument der
trattativa
, der Verhandlungen zwischen der
    Mafia und dem Staat, das Massimo Ciancimino
    am 29. Oktober 2009 dem Oberstaatsanwalt von Palermo,
    Antonio Ingroia, übergab
     
    Diese zwölf Punkte, die in nuce die Geschichte des Sommers 1992 in Sizilien erzählen, enthalten die absurden Forderungen Totò Riinas und zeigen, dass es für Teile des Staates ganz normal war, mit der Mafia zu verhandeln. All das muss vor dem Hintergrund der Ermordung Paolo Borsellinos gesehen werden. Die Ermittlungshypothese ist klar: Der Staatsanwalt hatte entdeckt, dass es solche Verhandlungen gab, und musste sterben, weil man ihn als ein Hindernis auf dem Weg zu diesen Abkommen betrachtete.
    Massimo Ciancimino legte auch die Beziehungen seines Vaters zu »Ingenieur Lo Verde« alias Bernardo Provenzano offen, dem Boss, der zwischen September 1963 und dem 11. April 2006 im Untergrund lebte. Vito Ciancimino und Provenzano trafen sich regelmäßig in Sizilien oder auch in Rom, in der schönen Wohnung an der Spanischen Treppe, wo der Ex-Bürgermeister seine letzten Lebensjahre verbrachte. Die Aussagen seines Sohnes sind auch für den Prozess gegen General Mario Mori, den ehemaligen stellvertretenden Kommandanten der Carabinieri-Sondereinheit und späteren Chef des Inlandsgeheimdienstes SISDE in Palermo, relevant. Er wird beschuldigt, den untergetauchten Bernardo Provenzano gedeckt zu haben. Der General, der schon vorher im Verdacht stand, am 15. Januar 1993 das Versteck Riinas nicht durchsucht zu haben (aus diesem Grund wurde das Hauptverfahren wegen Begünstigung gegen ihn eröffnet, er wurde aber freigesprochen), steht auch wegen Begünstigung vor Gericht, weil er am 31. Oktober 1995 Provenzano in einem Landhaus in Mezzojuso nicht verhaften ließ. Auch im Zusammenhang mit den Verhandlungen zwischen Mafia und Staat wird gegen Mori ermittelt.
    105. Nicht durchsuchte Verstecke und jahrelange Unauffindbarkeit: Wer hat die Mafiabosse gedeckt – und warum?
    Die Abmachungen zwischen der Cosa Nostra und den Apparaten reichen weit in die Vergangenheit zurück, in die Zeit der Landung der alliierten Truppen in Sizilien. Aber was nach den Attentaten 1992 und 1993 geschah, liegt bis heute im Dunkeln. Riinas Versteck zum Beispiel. Es wurde unter den Augen von Oberstaatsanwälten, Präfekten, Carabinieri-Generälen, Polizeichefs und Richtern von vier Mafiosi komplett ausgeräumt. Am 15. Januar 1993, dem
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