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Die Mafia - 100 Fragen 100 Antworten - FAQ Frequently Asked Questions MAFIA

Die Mafia - 100 Fragen 100 Antworten - FAQ Frequently Asked Questions MAFIA

Titel: Die Mafia - 100 Fragen 100 Antworten - FAQ Frequently Asked Questions MAFIA
Autoren: Attilio Bolzoni
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Sizilien. Nach Capaci und der Via D’Amelio setzte sie sich fort mit der ErmordungIgnazio Salvos und außerhalb Siziliens mit den Bombenanschlägen von 1993: am 23. Mai in der Via Georgofili in Florenz, am 27. Juli in der Via Palestro in Mailand, am 28. Juli vor der Basilika San Giovanni in Laterano und vor der Kirche San Giorgio al Velabro in Rom. Zehn Tote und einhundertsechs Verwundete. In derselben Nacht waren im Palazzo Chigi, dem Sitz des Ministerpräsidenten, die Telefonleitungen gestört – ein mysteriöser Vorfall. In jenen Monaten fand in Italien ein weiteres halbes Dutzend Anschläge statt, die jedoch scheiterten: auf den Journalisten, Regisseur und Fernsehmoderator Maurizio Costanzo und auf das Olympiastadion, bei dem mindestens hundert Carabinieri hätten sterben sollen; Bomben und Sprengsätze wurden in Saxa Rubra und in mehreren italienischen Städten gelegt. Zwei Mafiaaussteiger erzählten von einem Plan, den Schiefen Turm von Pisa in die Luft zu sprengen und den Strand von Rimini mit HIV-verseuchten Spritzen zu übersäen.
    Totò Riina und die Corleoneser galten über Jahre hinweg als alleinverantwortlich für die Blutbäder in Palermo und ganz Italien. Aber die Strategie der Spannung (der Plan, das Land mit Attentaten zu destabilisieren, um den Italienern Angst einzujagen und in der Öffentlichkeit Panik und Unsicherheit zu schaffen), die sich nicht auf Sizilien begrenzte, hatte mit der Cosa Nostra und ihrer Vorgehensweise wenig zu tun. Das vermuteten die Ermittler bereits zu Beginn ihrer Untersuchungen. »So etwas lag nicht in unserer DNA«, erklärte 2010 auch Gaspare Spatuzza, der 2008 sein Schweigen brach und mit der Justiz zusammenarbeitete. Er war ein Killer im Auftrag der Brüder Graviano aus dem palermitanischen Viertel Brancaccio gewesen, die Totò Riina treu ergeben waren.
    Befragt von den Staatsanwälten in Florenz, die zu den Anschlägen auf dem italienischen Festland 1993 ermitteln, sprach Spatuzza von einer Verwicklung Silvio Berlusconis und Marcello Dell’Utris in diese Anschläge. Sie seien die »politischen Gewährsleute« der Cosa Nostra gewesen, so hätten es ihm die Bosse gesagt.
    Die rechte Hand Berlusconis wurde bereits Ende 2004 in Palermo zu neun Jahren Haft wegen externer Beteiligung an einer mafiaartigen Vereinigung verurteilt. Dell’Utri pflegte eine brisante Freundschaft zu den Bossen der Cosa Nostra und wurde im Juni 2010 vom Berufungsgericht für die Zeit vor 1992 erneut zu sieben Jahren Haft verurteilt. Für die Zeit nach 1992 wurde er freigesprochen, aber die Staatsanwaltschaft Palermo geht hier in die Berufung. Unterdessen gerieten er und Berlusconi wieder ins Fadenkreuz der Ermittler in Florenz.
     
    Unter dem Verdacht der »Mitwirkung bei Anschlägen« wurden schon im Sommer 1996 gegen Silvio Berlusconi und Marcello Dell’Utri Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Florenz eingeleitet. Sie wurden unter den Codenamen Autore 1 und Autore 2 geführt, 1998 jedoch eingestellt. Im selben Jahr 1998 nahm die Staatsanwaltschaft Caltanissetta im Zusammenhang mit dem Anschlag von Capaci Ermittlungen gegen Berlusconi und Dell’Utri auf, diesmal unter den Codenamen Alfa und Beta – und wegen des Verdachts auf »Mittäterschaft bei Anschlägen mit terroristischer Absicht«. »Wegen Brüchigkeit der Indizien« wurden zwei Jahre später auch diese Ermittlungen eingestellt.
     
    Aus dem Beschluss zur Einstellung des Verfahrens, erlassen
    am 14. November 1998 durch den Untersuchungsrichter
    Giuseppe Soresina in Florenz, und aus dem Beschluss zur
    Einstellung des Verfahrens, erlassen am 3. Mai 2002
    durch den Untersuchungsrichter Giovan Battista Tona
    in Caltanissetta
    102. Ist Berlusconi ein Freund der Mafia?
    Für seine enge Verbindung zu Marcello Dell’Utri, der ab Mitte der siebziger Jahre und vielleicht schon vorher zu vielen Bossen der Cosa Nostra eine enge Beziehung pflegte, erhält Berlusconi jetzt die Quittung. Hinzu kommt, dass seit nunmehr zwanzig Jahren unklar ist, woher sein Kapital zum Aufbau seines unternehmerischen Imperiums eigentlich stammte und wie alles begann. Er selbst hat sich nie klar dazu geäußert. DieGelegenheit hatte er am 26. November 2002, als er von den Staatsanwälten aus Palermo im Palazzo Chigi, dem Sitz des Ministerpräsidenten, vernommen wurde. Damals zog er es vor, »von seinem Recht Gebrauch zu machen, die Aussage zu verweigern«.
    Seit 1993 kursieren immer wieder Gerüchte über schmutzige Gelder aus Sizilien, mit denen angeblich die
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