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Die Mafia - 100 Fragen 100 Antworten - FAQ Frequently Asked Questions MAFIA

Die Mafia - 100 Fragen 100 Antworten - FAQ Frequently Asked Questions MAFIA

Titel: Die Mafia - 100 Fragen 100 Antworten - FAQ Frequently Asked Questions MAFIA
Autoren: Attilio Bolzoni
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Trabantenstadt Milano 2 finanziert worden sei. Ermittlungen wurden begonnen und wieder eingestellt. Aussagewillige Mafiosi tauchten auf und verschwanden wieder. Seit zwanzig Jahre schwelt der Verdacht, und bis heute ist in der Frage der Beziehungen zwischen Berlusconi und der Mafia das letzte Wort noch nicht gesprochen.
    In all den Jahren ist es den Justizbehörden nicht gelungen, definitive Erkenntnisse zu gewinnen. Und Berlusconi hat nie stichhaltige Beweise vorgelegt, die ihn von dem Vorwurf der Beziehungen zur Cosa Nostra entlasten könnten.
    103. Warum wurde Berlusconi mit den Anschlägen von 1993 in Verbindung gebracht?
    Die Hintermänner dieser Anschläge verfolgten zwei Ziele.
    Erstens wollten sie Berlusconi in diese Bombenattentate hineinziehen und machten sich dabei die Tatsache zunutze, dass sein Freund Marcello Dell’Utri mit der palermitanischen Mafia in Beziehung stand. Und zweitens sollte der Cosa Nostra nach den Anschlägen die Deckung entzogen werden. Meiner Ansicht nach wurde die sizilianische Mafia für diese Anschläge benutzt und danach ihrem Schicksal überlassen: lebenslangen Freiheitsstrafen, einem Leben hinter Gittern.
    Wir kennen die Drahtzieher dieser Anschläge nicht, aber wahrscheinlich wollten sie den Führer der Partei Popolo della libertà
,
in der sich 2008
Forza Italia
und Alleanza Nazionale unter Berlusconi zusammengeschlossen haben, in Schach halten und sich gleichzeitig der Corleoneser entledigen. Die Bosse aus Corleone waren mehr als zwanzig Jahre lang geschützt und zu Anschlägen gegen staatliche Institutionen herangezogen worden,bevor man sie als Gegner betrachtete, die man zerschlagen und liquidieren musste. Totò Riina und seine Gefolgsleute wurden ab 1993 zuerst geschützt und dann geopfert – so wie fünfzehn Jahre vorher die alteingesessenen Familien der Cosa Nostra, die Bontate und Inzerillo, zuerst geschützt und dann geopfert worden waren. Jede Epoche der italienischen Geschichte braucht ihre Mafia – bisweilen eine unauffällige und unsichtbare Mafia, bisweilen eine aggressive und gefährliche.
    Mit seinem Einstieg in die Politik (der berühmten
discesa in campo
) 1994 geriet auch Silvio Berlusconi in dieses Räderwerk. Stets stand er im Ruch von Mafiakontakten. Stets war er eine Zielscheibe für Vorwürfe mehr oder weniger aufrichtiger, mehr oder weniger manipulierter Mafiaaussteiger. Stets stand er im Verdacht, Mafiagelder aus Palermo entgegengenommen oder mit den Bombenanschlägen zu tun gehabt zu haben, die am Vorabend der Gründung seiner Partei Forza Italia explodierten – einer Partei, die das Schicksal Italiens für immer verändern sollte.
    104. Warum wurde ein Ermittlungsverfahren wiederaufgenommen, das siebzehn Jahre zuvor eingestellt worden war?
    Die sizilianischen Staatsanwälte entdeckten, dass in einigen Fällen die Ermittlungen in eine falsche Richtung gelenkt worden und damit fehlerhaft waren. Falsche Kronzeugen, die Einflüsterungen folgten, Zeugen, die sich selbst beschuldigten, manipulierte Ermittlungen, verschwundene Beweismittel, Mafiosi, die keine Anschläge verübt hatten, gleichwohl aber zu lebenslangen Freiheitsstrafen verurteilt wurden, wie es nach Paolo Borsellinos Ermordung geschah. In anderen Fällen waren die Ermittlungen nicht weit genug gegangen, sei es vorsätzlich, sei es aus Nachlässigkeit. Dann plötzlich tauchten zwei Zeugen auf, die die Karten des Spiels neu mischten: Gaspare Spatuzza, wie beschrieben ein Mafioso aus Brancaccio im Dienst der Brüder Giuseppe und Filippo Graviano, und Massimo Ciancimino, der Sohn des ehemaligen Bürgermeisters von Palermo.
    Ob die beiden Kronzeugen tatsächlich einen Durchbruch bei den Ermittlungen bewirken können oder ob sie im Gegenteil neue Störelemente einbringen, kann man noch nicht abschließend sagen. Für die Mafia braucht man einen langen Atem. Aber offenkundig erzählen die beiden eine glaubwürdige Geschichte, auch wenn ihre Aussagen nicht immer durch belastbare Beweise gestützt werden. Wir haben nur ihr Wort. Und es bleiben nach wie vor starke Zweifel bezüglich der Frage, warum sie erst nach so vielen Jahren mit ihrer Wahrheit herausrücken. Massimo Ciancimino steht wegen Sprengstoffbesitz in Palermo unter Hausarrest. In Caltanissetta laufen Ermittlungen gegen ihn wegen Verleumdung, weil er den Ex-Polizeichef Gianni De Gennaro als »Signor Franco« identifizierte, eine mysteriöse Figur der Geheimdienste, der mindestens zwanzig Jahre lang Kontakt zu seinem, Cianciminos, Vater
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