Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Mafia - 100 Fragen 100 Antworten - FAQ Frequently Asked Questions MAFIA

Die Mafia - 100 Fragen 100 Antworten - FAQ Frequently Asked Questions MAFIA

Titel: Die Mafia - 100 Fragen 100 Antworten - FAQ Frequently Asked Questions MAFIA
Autoren: Attilio Bolzoni
Vom Netzwerk:
hatte.
     
    Sein Boss war Giuseppe Graviano, den er »Madre Natura« (Mutter Natur) nannte und dem er fünfundzwanzig Jahre seines Lebens opferte. Gaspare Spatuzza war ein Killer. Er verübte vierzig Morde, war an sechs Anschlägen beteiligt und wurde an dem Tag zum »Ehrenmann«, an dem »Madre Natura« ihn zum Bezirkschef (
capomandamento
) von Brancaccio ernannte. Im Frühsommer 2008 entschloss er sich auszupacken. Seit Spätsommer 1993 ist Spatuzza ein gottesfürchtiger Mensch – seit dem Mord an Don Pino Puglisi, an dem er als Auftragskiller beteiligt war. Im Gefängnis verbrachte er schlaflose Nächte und las
Die fünf großen Weltreligionen
von Emma Brunner-Traut und
Dio uno e trino
(»Der eine und dreifaltige Gott«) von Piero Coda. Er sagt, er habe nur einen Wunsch: »das Böse zu bannen«, das er so lange in sich trug. »Madre Natura« befahl, und er gehorchte. Und tötete.
     
    La Repubblica
, 27. November 2009
     
    Mit seinen Aussagen zum Attentat auf Paolo Borsellino gewann der Mafiaaussteiger Spatuzza Glaubwürdigkeit. Er behauptete, er habe den Fiat 126 gestohlen, in dem die Autobombein der Via D’Amelio versteckt wurde. Damit bezichtigte er Vincenzo Scarantino der Lüge. Scarantino hatte siebzehn Jahre zuvor ausgesagt, er habe das Auto gestohlen und mit dem Sprengsatz in die Via D’Amelio gefahren.
    Die Geschichte ist aus mehreren Gründen verblüffend. Spatuzza und Scarantino schildern die Vorbereitung des Anschlags in der Via D’Amelio auf identische Weise, nur dass jeder von ihnen behauptet, er selbst sei beteiligt gewesen. Die ermittelnden Staatsanwälte von Caltanissetta suchten ein Jahr lang nach Belegen für die beiden Versionen und befanden schließlich Spatuzza für glaubwürdig. Jetzt untersuchen sie, wer den falschen Kronzeugen Scarantino »aufgebaut« und der Polizei von Palermo in die Hände gespielt hat, um die Ermittler von Anfang an in die Irre zu führen. Scarantino nannte zwar der Polizei ein paar Namen, ließ aber die Suche nach Borsellinos Mördern letztlich ins Leere laufen.
    Nach den Enthüllungen Spatuzzas muss der Prozess zum Anschlag in der Via D’Amelio, in dem fünf Angeklagte aus der zweiten Reihe der Cosa Nostra rechtskräftig verurteilt wurden, teilweise neu aufgerollt werden.
    Aber Spatuzza äußerte sich nicht nur zum Attentat auf Borsellino, sondern auch zu den Brüdern Graviano und ihren Machenschaften in Mailand. Kurz vor dem Anschlag, den Spatuzza im Januar 1994 auf das Olympiastadion in Rom verüben sollte, vertraute ihm sein Boss Giuseppe Graviano an, »alles sei zu einem guten Ende gekommen […], wir hätten bekommen, was wir wollten. Dann nannte er den Namen Berlusconi und bestätigte mir auf meine Frage, es sei der von Canale 5; es gebe da auch einen Landsmann von uns, und er nannte mir den Namen Dell’Utri. Und dann sagte er: ›Jetzt haben wir das Land in unserer Hand.‹«
    Jetzt wurden die Ermittlungen zu den Anschlägen auf dem italienischen Festland wiederaufgenommen, ebenso die Untersuchung des tödlichen Anschlags auf Paolo Borsellino. Sagt Spatuzza die Wahrheit? Und falls er ganz oder teilweise dieWahrheit sagt – hat er sich aus freien Stücken entschlossen zu reden, oder wurde er von den Brüdern Graviano geschickt?
    Die zweite Schlüsselfigur in dieser Angelegenheit trägt den gewichtigen Namen Ciancimino. Massimo Ciancimino ist der Sohn des ehemaligen Bürgermeisters von Palermo, Don Vito Ciancimino, eines Mafioso aus Corleone, der bis zu seinem Tod am 19. November 2002 ein Hauptakteur der sizilianischen Politik war.
     
    Um ihn zu bestrafen, kettete ihn sein Vater an und sperrte ihn allein zu Hause ein, oft stundenlang. Massimo Ciancimino, für seine Freunde Massimuccio, war ein rebellisches Kind. Die Erinnerungen des jüngsten Kindes des zur Mafia gehörenden Bürgermeisters von Palermo, des Lebemanns und Draufgängers Massimo, der die Dolce vita, Luxus und den Jetset, Yachten, Ferraris, Villen und Geld liebte, bergen die letzten Geheimnisse Siziliens. Massimo Ciancimino hat die Geheimnisse seines Vaters bisher für sich behalten. Jetzt lässt er Palermo erzittern.
     
    La Repubblica
, 13. Januar 2010
     
    Mit seinen Aussagen, die er Mitte 2008 in Palermo gegenüber den Staatsanwälten Antonio Ingroia und Antonino Di Matteo machte, löste er in den Justizbehörden ein wahres Erdbeben aus. Ingroia und Di Matteo ermitteln zu den Verhandlungen zwischen der Cosa Nostra und dem Staatsapparat, die schon vor den Anschlägen begonnen hatten und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher