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Die Mafia - 100 Fragen 100 Antworten - FAQ Frequently Asked Questions MAFIA

Die Mafia - 100 Fragen 100 Antworten - FAQ Frequently Asked Questions MAFIA

Titel: Die Mafia - 100 Fragen 100 Antworten - FAQ Frequently Asked Questions MAFIA
Autoren: Attilio Bolzoni
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– Politikern aus Regierung und Opposition, Kriminalbeamten, Präfekten, Carabinieri-Offizieren, Regionalpräsidenten, Staatsanwälten – und schließlich mit dem großen Coup: der Ermordung der Untersuchungsrichter Giovanni Falcone und Paolo Borsellino, die dem Kampf gegen die Cosa Nostra ihr Leben gewidmet hatten.
    Mit den Anschlägen vom Sommer 1992 (Falcone wurde im Mai, Borsellino im Juli ermordet) schwenkte die Cosa Nostra um zu einer völlig neuen Strategie des Terrors: zum Angriff auf die Institutionen. Die Ermittlungen zu diesen Bombenanschlägen sind bis heute nicht abgeschlossen. Man versucht herauszufinden, ob die Bosse dazu angestiftet wurden, die Attentate zu planen, die das Land destabilisierten. Noch nach all den Jahren wird nach einem »externen Auftraggeber« gefahndet, dem man bisher allerdings nicht auf die Spur kam.
    Jedenfalls hat die Cosa Nostra mit diesen Bomben vermutlich ihr eigenes Ende besiegelt. Nach 1992 hat der Staat die sizilianische Mafia – zumindest auf militärischer Ebene – so entschlossen bekämpft wie nie zuvor. Der polizeiliche und strafrechtliche Druck führte zur Zersplitterung der »Familien« und zur Festnahme nahezu aller ihrer Bosse. Das kriminelle System Italiens jedoch wurde nach den Anschlägen des Jahres 1992 von der ’Ndrangheta gerettet, der kalabrischen Mafia, die mehr als fünfzigJahre unbehelligt agieren konnte. Von ihrer Herkunftsregion Kalabrien aus errang sie bald die unangefochtene Führung im Drogenschmuggel von Australien bis Deutschland, von den großen holländischen Seehäfen bis zu den Küsten Portugals. Heute, im 21. Jahrhundert, ist die ’Ndrangheta an die Stelle der Cosa Nostra getreten. Von einer Mafia zur anderen exportiert Italien in jeder Epoche seine Kriminalität in den Rest der Welt.
    Die Zukunft wird entscheiden, ob es der Cosa Nostra gelingt, sich von ihrer derzeitigen schweren Krise zu erholen, oder ob sie im Gegenteil untergehen und von anderen kriminellen Organisationen überlagert wird. Leonardo Sciascia, einer der bedeutendsten sizilianischen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts, hatte schon 1979 von der »Palmengrenze« gesprochen, »die immer weiter vom Süden in den Norden hinaufwandert«. Mit diesem Bild – Palmen gedeihen in Sizilien prächtig – wollte der Schriftsteller zum Ausdruck bringen, dass ganz Italien und zuletzt auch Europa der Verseuchung durch die Mafia erliegen werden. Er warnte vor der Gefahr einer mafiosen Ansteckung, einer »Sizilianisierung« weit entfernter Länder und Regionen. Wie wir heute wissen, hatte er mit seiner Befürchtung recht. Wer weiß, wie weit heute, im Jahr 2011, die »Palmengrenze« bereits vorgerückt ist.
     
    Attilio Bolzoni, Juni 2011

I Was ist die Mafia?
    1. Was heißt »Mafia«?
    Mafia ist das vielleicht weltweit bekannteste italienische Wort. Es findet sich in den Wörterbüchern und Lexika aller Länder, von Lateinamerika bis Australien und vom Maghreb bis Japan. Mit ziemlicher Sicherheit hat es seinen Ursprung im arabischen
maha fat
, das soviel wie
Schutz, Immunität
bedeutet.
    Das Wort »Mafia« hatte vor hundert Jahren eine andere Bedeutung als in den fünfziger und sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts oder nach der Ermordung der Untersuchungsrichter Giovanni Falcone und Paolo Borsellino. Jede Epoche hatte ihre eigene Mafia.
    2. Was ist die Mafia?
    Sie ist eine Geheimorganisation mit ihren Regeln und ihren Bossen, ihren Territorien und ihrem Heer von Mördern, die sich als Ehrenmänner bezeichnen.
    Die Kriminalität der Mafia ist anders als die gewöhnliche Kriminalität. Die gewöhnliche Kriminalität war immer ein Randphänomen der Gesellschaft und wurde vom Staat stets bekämpft. Die Kriminalität der Mafia dagegen war stets Teil der Gesellschaft und wurde vom Staat geschützt.
    3. Seit wann gibt es die Mafia?
    Seit dem 25. April 1865. An jenem Tag tauchte das Wort »Mafia« zum ersten Mal in einem Bericht auf, den der Präfekt von Palermo, Filippo Antonio Gualterio, an den Innenminister schickte. Über die Mafia redet – und schwafelt – man seit 150 Jahren.
    Auch wenn 1865 das offizielle Entstehungsdatum ist, so begann die »Inkubationszeit« der Mafia doch mindestens hundert Jahre früher: unter den Bourbonen, im Königreich beider Sizilien. Damals munkelte man von Sekten, Bünden und Bruderschaften unter dem Kommando eines Anführers, der ein Landbesitzer, eine prominente Persönlichkeit oder gar ein Priester sein konnte.
    Zwei Jahre vor Gualterios Bericht wurde in
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