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Die Mafia - 100 Fragen 100 Antworten - FAQ Frequently Asked Questions MAFIA

Die Mafia - 100 Fragen 100 Antworten - FAQ Frequently Asked Questions MAFIA

Titel: Die Mafia - 100 Fragen 100 Antworten - FAQ Frequently Asked Questions MAFIA
Autoren: Attilio Bolzoni
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Nostra auch von den Betreibern von Spielhöllen und von den Wucherern in Palermo Schutzgeld (den
pizzo
). Die Mafiosi führen zwar selbst keine Spielhöllen und verleihen kein Geld gegen Wucherzinsen, holen sich aber trotzdem so oder so den Zaster, die
piccioli
, die bei Glücksspiel und Wucher anfallen.
    13. Warum macht die Cosa Nostra Geschäfte, die sie als unehrenhaft betrachtet?
    Die Cosa Nostra tut alles, was Reichtum verspricht, und findet dann immer einen Weg, um sich moralisch zu rechtfertigen und die eigenen Grundsätze zu wahren.
    Im Herbst 1989 begann der Untersuchungsrichter Giovanni Falcone mit dem Verhör des Mafiaaussteigers Francesco Marino Mannoia. »Das Milieu der Schmuggler«, sagte Mannoia, »war für einen Ehrenmann wie mich wenig würdevoll.« Doch Mitte bis Ende der sechziger Jahre, als die Geschäfte der Cosa Nostra in eine Krise gerieten, wurden viele dieser Schmuggler zu Ehrenmännern gemacht, auch solche, die nach Ansicht der Mafia jener Zeit gar nicht die dafür notwendigen »Qualitäten« aufwiesen. So wie Tommaso Spadaro, der König der Kalsa, eines Viertels in der Innenstadt von Palermo: viel zu angeberisch, viel zu auffällig für die sprichwörtliche Diskretion der Ehrenmänner. Doch Spadaro half der Cosa Nostra, zu Geld zu kommen. Und so nahmen sie ihn in die Familie von Porta Nuova auf, wo Pippo Calò das Sagen hatte; auch Michele Zaza, der von der Insel Procida im Golf von Neapel stammt, wurde aufgenommen.
    Bis vor nicht allzu langer Zeit war es undenkbar, dass ein Nichtsizilianer ein Ehrenmann werden konnte. Aber Tommaso Spadaro und Michele Zaza beherrschten den Zigarettenschmuggel im gesamten Tyrrhenischen Meer, und durch ihre Aufnahme in die ehrenwerte Gesellschaft bemächtigte sich die Cosa Nostra ihrer Schiffe, ihrer Routen und ihrer Kontakte. Und schon bald schmuggelten die Schiffe nicht mehr nur Zigaretten, sondern auch Drogen.
     
    Der Kopf eines Mannes wurde auf dem rechten Vordersitz eines grünen Ford Escort gefunden, der auf der Piazza Giulio Cesare, fünfzig Meter vom Hauptbahnhof Palermo entfernt, in zweiter Reihe abgestellt worden war. Im Kofferraum fanden die Ermittler den Körper des Ermordeten. An der Windschutzscheibe des Fahrzeugs wurde um 11.35 Uhr ein Strafzettel wegen Falschparkens befestigt. Die Polizei musste Hunderte Neugierige auf Distanz halten, während sie auf den Staatsanwalt wartete. Das Opfer trug eine braune Hose und ein blaues T-Shirt. Laut dem Gerichtsmediziner war dem Mann mit einer Säge der Kopf abgeschnitten worden. Die Leiche hatte man in einen großen Müllsack gesteckt. Der Ermordete konnte identifiziert werden: Es handelt sichum Vito Riccobono, vierzig Jahre alt, der aus dem Viertel Kalsa nahe dem Hauptbahnhof stammte und wegen Zigarettenschmuggels vorbestraft war.
     
    Nachrichtenagentur Ansa, 8. Juni 1983
    14. Wann tötet die Cosa Nostra?
    Wann immer sie es für notwendig erachtet. Wenn sie in einer Krise steckt, wenn ihr inneres Gleichgewicht gestört ist und sich die Probleme anders nicht mehr lösen lassen. Sie tötet auch, wenn sie mit jemandem abrechnen will.
    Es gibt verschiedene Arten des Mafiamords: den präventiven und den demonstrativen. Die Mafia mordet präventiv, um eine Gefahr von der Organisation abzuwenden. Der demonstrative Mord dagegen dient als Warnung und bedeutet eine Drohung, die Angst erzeugt.
    Präventiv war die Ermordung des Untersuchungsrichters Cesare Terranova am 25. September 1979, kurz bevor er sein Amt als Leiter der Ermittlungsbehörde von Palermo antreten konnte. Terranova hatte Ende der 1950er Jahre die Corleoneser entdeckt, als er zum Mafiakrieg ermittelte, den Luciano Liggio in Corleone bei Palermo gegen Michele Navarra entfacht hatte.
    Als einen demonstrativen Mord kann man den Anschlag auf Mario Francese betrachten, den Gerichtsreporter des
Giornale di Sicilia
, der am 26. Januar 1979 gleichfalls von den Corleonesern getötet wurde. Sie brachten ihn zum Schweigen, doch seine Ermordung hatte einschüchternde Wirkung auf alle Journalisten, die über die Mafia schrieben.
    Manche Mafiamorde sind präventiv und demonstrativ zugleich, etwa der an dem christdemokratischen Präsidenten der Region Sizilien, Piersanti Mattarella, am Dreikönigstag des Jahres 1980. Mattarella hatte kurz zuvor angekündigt, für alle leitenden Beamten der Region, die »Unantastbaren«, das Rotationsverfahren einzuführen, und eine Überprüfung der Vergabe von öffentlichen Bauaufträgen angeordnet, die die Gemeinde Palermo
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