Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Mafia - 100 Fragen 100 Antworten - FAQ Frequently Asked Questions MAFIA

Die Mafia - 100 Fragen 100 Antworten - FAQ Frequently Asked Questions MAFIA

Titel: Die Mafia - 100 Fragen 100 Antworten - FAQ Frequently Asked Questions MAFIA
Autoren: Attilio Bolzoni
Vom Netzwerk:
Boden berührte, lief es einem kalt den Rücken hinunter: Das bedeutete, dass ein Gewicht – das Gewicht eines Toten – den Wagen nach unten drückte.
    Giovanni Falcone musste oft an den sizilianischen Schriftsteller Leonardo Sciascia denken: »Er behauptet nicht umsonst, dass in Sizilien die schlimmsten Cartesianer leben.« Die Mafiosi handeln sehr rational: Sie töten nur, wenn es notwendig und zweckmäßig ist. Sie wägen immer das Pro und Contra eines Mordes ab, denn zuweilen kann ein toter Feind mehr Schaden anrichten als ein lebender.
    18. Welches Verbrechen trug die deutliche Handschrift der Mafia?
    Am bekanntesten ist die Ermordung Giovanni Falcones. Es war klar, dass die Cosa Nostra den Untersuchungsrichter ermorden würde: Sie hatte es ihm geschworen und wartete nur den günstigsten Augenblick ab. Die Entscheidung trafen Totò Riina und seine Corleoneser bereits im Dezember 1991. Gaspare Spatuzza, einer der letzten Kronzeugen der Justiz, sagte aus, schon im Frühjahr 1992 – noch vor dem tödlichen Attentat in Capaci – sei ein Anschlag auf Giovanni Falcone geplant gewesen. DieGewehre und Pistolen für Falcones Ermordung hatte Spatuzza selbst nach Rom gebracht. Die Mafiosi waren bereits vor einer Trattoria in Stellung gegangen, in der Falcone gern zu Abend aß. Es war nicht schwierig, ihn in Rom zu ermorden, da er sich stets ohne Eskorte bewegte. Es genügte ein traditioneller Anschlag mit zwei, höchstens drei Schützen; und auch der Fluchtweg war einfach. Trotz dieser günstigen Logistik erhielt Spatuzza den Befehl, nach Sizilien zurückzukehren.
    Man wollte Giovanni Falcone nicht auf »einfache« Weise umbringen: Man wollte ein Blutbad. Und nicht in Rom, sondern in Palermo. Ein Hinterhalt in Rom mit Pistolen und Gewehren – »minderen Waffen«, wie Gaspare Spatuzza sagte – hätte eine ganz andere Bedeutung gehabt als ein blutiger Sprengstoffanschlag in Palermo, der einen gewaltigen Krater in die Autobahn riss. Dieses »terroristische« Muster sollte bei der Ermordung Falcones klar erkennbar sein. Die Cosa Nostra wollte den spektakulären Mord, sie wollte
diesen
Tod mit
dieser
Bedeutung versehen.
    19. Welche Rolle spielen die Frauen in der Mafia heute?
    Männer wie ich heiraten die passende Frau. Eine, die von der Cosa Nostra von Kindheit an überwacht wird, genau wie wir […]. Das wichtigste Kapital eines Ehrenmannes ist eine Ehefrau, die sich ihrer Rolle stets bewusst bleibt.
     
    Leonardo Messina, Ehrenmann der Familie von
    San Cataldo, in einer Anhörung vor dem Antimafia-
    Ausschuss des Parlaments, 4. Dezember 1992
     
    Die Frauen stehen für den Bruch, für das Aushebeln bis dahin gültiger Regeln. Diese Rolle spielten sie gelegentlich auch schon früher. Andererseits gab es Frauen, die – wenn auch nur für kurze Zeit – in der Verbrecherorganisation höhere Positionen erlangten.
    Giusy Vitale zum Beispiel, die nach der Verhaftung ihresBruders Vito, des Bosses von Partinico, die Familie führte und sich dann der Justiz als Kronzeugin zur Verfügung stellte. Giusy Vitale war allerdings eine große Ausnahme. Dasselbe gilt für Maria Grazia Genova, die Schwester eines Mafioso aus Delia, einem Dorf in der Provinz Caltanissetta. Maria Grazia, die unter dem Namen Maragè bekannt wurde, war bereits in den 1960er Jahren für »gemeingefährlich« erklärt und zum Zwangsaufenthalt an einen anderen Ort gebracht worden.
    Ninetta Bagarella entschloss sich, gemeinsam mit ihrem zur Fahndung ausgeschriebenen Ehemann Salvatore Riina unterzutauchen. Ihre vier Kinder brachte sie in einer Klinik in der Via Dante zur Welt, unweit der Piazza Politeama, wo die Familie versteckt lebte – vierundzwanzigeinhalb Jahre lang, bis zu Riinas Verhaftung.
    Die Rolle der Frauen innerhalb der Mafia ist sehr umstritten. Mit Sicherheit gab es nie eine Frau, die offiziell in die ehrenwerte Gesellschaft aufgenommen, Chefin eines Bezirks der Cosa Nostra oder beauftragt wurde, jemanden zu ermorden. Ihre Rolle innerhalb der Mafia hat sich im Lauf der Zeit verändert, genau wie ihre Stellung in der Gesellschaft.
    20. Stimmt es, dass hinter jedem wichtigen Mafiaaussteiger eine Frau steckt?
    Manchmal war die Ehefrau oder Partnerin eines Mafioso ausschlaggebend für dessen Entscheidung, die Seiten zu wechseln. Hinter manchen wichtigen Kronzeugen, den sogenannten
pentiti
, steckte eine Frau, die für die Zukunft stand, für ein neues Leben. Ohne eine solche Frau hätten viele
pentiti
der Cosa Nostra diesen Schritt nie getan. Es war
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher