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Die Macht des Amuletts

Die Macht des Amuletts

Titel: Die Macht des Amuletts
Autoren: Catherine Fisher
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Er hat mir alles über dich erzählt.« Überrascht antwortete Katie: »Wirklich? Ich wüsste zu gern, was.«
    Eine peinliche Stille entstand. Mick sah verschwitzt und verlegen aus, Katie langte hoch und setzte die Glockenspiele in Bewegung. Eine Kaskade leiser Töne schwirrte und summte. »Die gefallen mir. Mein Vater macht auch welche, aber diese hier klingen eigenartiger. Sehnsüchtiger. Sie haben sie nicht selbst gemacht, oder?«
    »Nein.« Belustigt schüttelte Rowan den Kopf. »Ich habe Freunde, die sich damit beschäftigen.« Mick hörte kaum zu. Was hatte sie damit gemeint, er hätte ihr alles erzählt? Nichts hatte er ihr erzählt. Er wusste nicht einmal, wer sie war. Aber nein, das stimmte nicht ganz. Es war, als wüsste er es, könnte sich aber nicht erinnern, wodurch und woher.
    »Gestern Abend«, platzte er heraus. »Woher sind Sie gekommen?«
    Sie schaute ihn an, es war ein liebevoller, besorgter Blick. »Du weißt schon. Über die Hügel aus weiter Ferne. Aus dem Land der Jungen.«
    Die Glockenspiele klirrten, ihre seltsamen Töne klangen in Micks Kopf wie ein Durcheinander von Worten, das er nicht verstand, sondern als unbekannte, unheimliche Sprache empfand. Plötzlich wurde ihm klar, dass sie ihn neckte, und das ärgerte ihn. Er drehte sich um. »Komm«, sagte er abrupt zu Katie, »wir suchen Tom.«
    Sie nickte und ging schon hinaus aufs sonnenbeschienene Gras.
    Rowan sagte leise: »Bereit für die Veranstaltung heute Abend? Nicht nervös?«
    Ein Angstschauder überlief ihn. »Natürlich nicht. Warum sollte ich?«
    »Kein Grund dafür. Nicht jetzt, wo ich da bin.« Reglos blieb er stehen und schaute auf die Kerzen, deren kleine Flammen flackerten. »Dieser Zweig ...« »Ja.« Sie lächelte, ihre Augen waren so grün wie Glas. »Ich weiß. Du kannst ihn immer noch hören, nicht wahr?« »Nein ... nicht wirklich.«
    »Oh doch. Du wirst ihn jetzt immer hören. Also mach dir keine Sorgen über deinen Auftritt.« Sie wandte sich ab und ging weiter in ihr Zelt hinein. Eine Sekunde lang stand er noch da und war sonderbar glücklich. Dann folgte er Katie. Als der Stand der McBrides endlich aufgebaut war und Calum den Glühofen und einige große eiserne Kerzenständer auspackte, lag Mick auf dem Rücken im Gras, schaute in den Himmel und spürte den Schweiß kühl auf der Brust. Neben ihm flocht Katie eine Kette aus Gänseblümchen, vorsichtig spaltete sie die Stiele mit einem langen Fingernagel. »Heraus damit«, sagte sie plötzlich. »Wer ist sie?« »Wer?«
    »Diese Frau. Rowan. Was hast du ihr über mich erzählt?« »Nichts.«
    Sie schaute auf. »Den Eindruck hatte ich nicht!« »Ich weiß nicht, wer sie ist. Sie war plötzlich da.« Er wälzte sich herum und zog sich Gras aus dem Haar. Rundum lag das Feld still in der Nachmittagsruhe; alle Stände waren halb fertig oder geschlossen, die gestreiften Markisen hingen schlaff in der Hitze, die Fahnen regten sich nicht. Etwas Unheilvolles schien in der stillen Luft zu liegen; die Giebel des Herrenhauses verschwammen im heißen Dunst über den Bäumen, als ob alles auf den Abend, auf den Beginn des Jahrmarkts warten würde. Katie hatte ihre Blumen sinken lassen und beobachtete ihn. »Du bist nervös.« »Ein bisschen.«
    Sie grinste, die orangefarbenen Haarfransen fielen ihr über die Augen. »Also, das brauchst du nicht. Niemand wird an dir herummeckern, wenn du was falsch machst.« »Das ist etwas anderes.« Angespannt umklammerte er seine Knie. Dann sagte er: »Gestern Abend habe ich Dad gesagt, dass ich Musiker werden will. Auf dem College Musik studieren, meine ich. Und dann freiberuflich arbeiten – Aufzeichnungen und CDs machen und auf Festivals auftreten, in einer Band mitspielen.«Sie nickte und wischte sich die Hände am Kleid ab. »Ich wette, das hat ihm gefallen.«
    Der Vogelgesang aus dem Wald war verstummt. Mick sagte: »Wir haben einander angeschrien. Er hat unaufhörlich verlangt, dass ich mir einen richtigen Job suche, Geld verdiene. Immer geht es um Geld. Ich konnte es ihm nicht erklären. Das kann ich nie. Ich bringe einfach kein Wort mehr heraus.«
    »Und Sandy?«
    »Oh, sie hält sich da raus.« Mick zog einen Halm aus dem Gras und biss gedankenverloren darauf herum. »Sie ist in Ordnung, aber er ist so – verhärtet. Als steckte er in einer Zwangsjacke und käme nicht mehr heraus. Und er hört einfach nicht zu!«
    »Du wirst ihn überreden müssen. Ihn an den Gedanken gewöhnen.«
    Er schnaubte. »Als wenn das so einfach wäre. Und
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