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Die Macht des Amuletts

Die Macht des Amuletts

Titel: Die Macht des Amuletts
Autoren: Catherine Fisher
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es ist noch viel schlimmer. Er hat in einem fort gesagt, ich würde nie gut genug sein. Ich hätte nicht wirklich Talent. Ich würde als Versager ohne Geld in irgendeinem Loch enden.« »Zumindest hättest du es versucht.«
    »Vielleicht.« Er stand auf und verdeckte die Sonne. »Ich gehe lieber und übe noch ein bisschen. Bis später.« Katie legte sich die Gänseblümchenkette sorgfältig um den Hals. »Reg dich nicht auf. Ich kenne dich, du machst dich verrückt. Er hat den ganzen Sommer Zeit einzuwilligen.« Nickend drehte er sich um und ging eilig übers Feld. Katie hatte gut reden. Ihre Eltern ließen sie alles machen; sie wussten, wie es war, frei zu sein, zu tun, was man tun musste. Sie würden sie unterstützen. Ihn unterstützte niemand. Doch während er schneller an den Kornfahnen entlangging und über den Kies des Parkplatzes, wusste er, dass er ihr das Schlimmste verschwiegen, es sich selbst kaum eingestanden hatte: den schrecklichen nagenden Zweifel, dass sein Vater vielleicht Recht hatte, dass er nicht gut genug war und es nie sein würde. Das ängstigte ihn.
    In der Wohnung war niemand. Er nahm einen Apfel aus der Schale, holte die Flöte und Blechpfeifen aus seinem Zimmer und schaute einen Augenblick aus dem Fenster auf die Touristenbusse, die in einem langen Konvoi nach Hause fuhren. Im Herrenhaus war Betrieb, sie verdienten viel Geld. Das sollte seinen Vater freuen, dachte er bitter. Unten stieß er auf Sandy, die mühsam versuchte, den Kinderwagen durch die Seitentür zu schieben; er nahm ihr das Baby ab. Anna schlief, sie war warm von der Sonne und überraschend schwer.
    »Gehst du weg?«, fragte Sandy. »Was ist mit Tee?« »Ich will nichts. Ich muss üben.«
    Sie zog ihn spielerisch an den Haaren und nahm das Baby. »Lampenfieber. Ich würde kommen, aber wir haben keinen Babysitter. Dein Dad kommt.«
    »Bestimmt nicht«, sagte Mick. »Er war noch nie bei so etwas.«
    Draußen war der Rasen leer, ein paar Abfälle lagen im gepflegten Gras. Er lief durch den Eibenweg und hinauf in den Wald, alle Saatkrähen krächzten hoch in den Bäumen über ihm. Besucher kamen selten hierher, vor allem jetzt, gegen Abend. Die breiten Wege wurden von Strahlen der Sonne beleuchtet. Am Ende des einen stand ein Fasan und schaute ihn dumm an.
    Das war Micks eigene private Strecke. Er drängte sich durch das Unterholz zu einer dichten Haselnusshecke. In eine Ecke hatte er ein Loch gerissen, gerade so groß, dass er sich durchzwängen konnte, auch wenn er sich die Arme zerkratzte. Er kam ins blendende Sonnenlicht auf dem Getreidefeld hinaus.
    Das Feld war riesig, es erstreckte sich weit, und das Getreide war reif und golden, es schwankte in der warmen Luft und sein schwaches unaufhörliches Rauschen war hier lauter als das ferne Brummen der Autos. Ein kleiner, schmaler und gewundener Pfad führte hinein, und während Mick ihm folgte, umgaben ihn die spitzen Ähren in Brusthöhe. Die Erde unter seinen Füßen war kalkig und trocken, in harte Furchen gebacken.
    Tief im Getreide endete der Pfad in einer winzigen Lichtung, kaum groß genug, dass er sich hinsetzen konnte; die steifen goldenen Halme hoch über seinem Kopf verbargen ihn völlig. Er zog die Knie hoch, spürte die Wärme der Erde und sah nichts als einen Kreis blauen Himmels. Hier übte er oft. Niemand konnte ihn sehen oder stören. Und das Beste war, dass niemand seine Fehler hörte. Am Anfang hatte sein Vater jedes Mal gestöhnt, wenn er die Flöte hervorholte. Mick wiederholte alles, seine Finger trafen so oft die falschen Klappen, dass er aufhörte, fluchte, wieder von vorn begann und im flau wurde vor Angst. Sie würden alle da sein, Hunderte von Menschen, und daran waren alle in der Band gewöhnt, alle außer ihm. Hatten sie wirklich gewollt, dass er mitspielte? Vielleicht war Huw verzweifelt gewesen, als er ihn gefragt hatte. Und doch gab es jede Menge Musiker auf dem Jahrmarkt. Wütend spielte er die Gigue schneller, spürte, wie sie ihn aufmunterte, ihn neu belebte, aber immer, wenn er aufhörte, brachte das endlose Rauschen des Getreides die Verzweiflung zurück.
    Es war jetzt kühler; der Himmel hatte sich bewölkt. Eine kleine Kräuselbewegung schwirrte durchs Getreide wie ein Schauer um ihn herum und durch ihn hindurch, sodass er die Flöte beklommen sinken ließ, sich hinkniete und hinaus auf das dunkelnde Feld schaute.
    Die Sonne stand tief, große Wolken schienen sie zu verschlingen. Vor seinen Augen sank sie. Es war später, als er gedacht
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