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Die Macht des Amuletts

Die Macht des Amuletts

Titel: Die Macht des Amuletts
Autoren: Catherine Fisher
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während er ungläubig die Frau anstarrte.
    »Was ist los? Was sieht er?«, murmelte Katie. »Lass ihn.« Alex klang grob, fast grausam. »Er sieht die Wahrheit. «
    Katie war froh, dass sie nicht das Gleiche sehen konnte. Mick schien es übel zu werden; er taumelte gegen seinen Vater, der den Arm um ihn legte und ihn hielt. Alex beobachtete ihn. »Du kannst ihnen nie trauen«, sagte er bitter. »Alles, was du siehst, ist Täuschung. Du weißt noch nicht einmal, was sie fühlen, Liebe ist es auf keinen Fall.« Er schaute Rowan an und sie zuckte die Achseln.
    »Manchmal«, flüsterte er, »bin ich nicht sicher, ob sie überhaupt existieren.«
    Rowan wiederholte ihre Geste. »Wir existieren.« Und Mick fragte sie: »Nicht wahr?«
    Mick war verstört. Er hatte das sonderbare Gefühl, wieder zu sich zu kommen nach einem langen Fieber, und hier draußen hatte es begonnen, im Sommerhaus, mit einem Geräusch, einem bezaubernden Klang. Ihm war, als hätte er seither in einem Zauberschlaf genau an dieser Stelle verharrt und gehorcht. Rowan war jetzt eine Fremde für ihn. Diese Frau mit den grünen, spöttischen Augen hatte er nie wirklich gekannt.
    Kalt vor Wut fuhr Rowan herum und ergriff die silbernen Zügel; das Pferd wich zurück.
    »Tu, was du willst, Mick. Solltest du je rufen, komme ich vielleicht wieder. Aber dein Leben lang, in all den Jahren und Monaten, in Krankheit und Leid wirst du meinen Zweig hören. Selbst als alter Mann wirst du ihn hören. Und dann wirst du dich nach mir sehnen. Weil wir nicht alt werden.«
    Er wollte das nicht hören. Zu seinem Vater sagte er: »Es tut mir Leid. Es tut mir wirklich Leid.«
    »Nicht dir, Mick. Mir.« Mr Carter wandte sich an Rowan. »Alt werden ist nicht so schlimm, wenn man Menschen um sich hat, die einen lieben.«
    Sie nickte ernst. »Das ist eine Lüge. Ich habe sie schon öfter gehört.«
    Das Pferd umkreiste sie, Rowans Kleid raschelte auf seinem Rücken, ihr kurz geschnittenes Haar war dunkel. Die winzigen Monde funkelten an ihren Ohren. »Du wirst es nicht vergessen, Mick. Frag ihn.«
    Sie richtete die grünen Augen auf Alex. Reglos und schweigend beobachtete er sie. Eine Sekunde lang trafen sich ihre Blicke. Sie nickte, als würde sie ihn verstehen. Dann wandte sie das Pferd um.
    Anmutig schritt es über das Gras zum Ufer. Und dann ging es mit klirrendem Geschirr hinaus auf den gekräuselten See, über die kleinen Wellen in einen kühlen Nebel, der aufgestiegen war. Immer tiefer ging das Pferd hinein, bis es ein Schatten, ein graues Gespenst war, dann war es verschwunden und Rowan hatte kein einziges Mal zurückgeschaut.
    Sie standen da und horchten, wie das Seewasser in kleinen Wellen an ihre Füße schlug.
    Als sie über den Rasen zurückgingen, sagte keiner viel. Schwach grollte Donner über die Kornfelder. Mick ging neben seinem Vater; Katie folgte mit Alex. Als sie an der Statue vorbeikamen, schaute sie zu Apollo auf. Matt lächelte der junge Gott im Mondlicht.
    Auch Mick gelang ein Lächeln. »Danke, Katie.« Sie schob sich die orange Strähne aus dem Gesicht. »Ich habe nicht viel getan. Alex war es.«
    Er und Mick sahen einander an. Plötzlich stieß Mick hervor: »Es stimmt, nicht wahr? Dass mir die Musik nicht genommen wird? Ich werde nicht glauben, nie mehr so gut zu spielen wie zuvor?«
    Alex schwieg. Als er dann antwortete, war seine Stimme fest.
    »Es stimmt.« Er berührte die Scheibe in Micks Hand. »Behalte das. Für den Fall, dass du glaubst, du hättest von ihr geträumt. «Plötzlich fuhr vor ihnen die Haupttür von Stokesey mit lautem Krach auf; ein breiter Lichtstreifen fiel heraus und blendete sie, dann sahen sie Sandy oben auf der Treppe warten. »Hier seid ihr also!«, sagte sie. »Ist es vorbei? Gehen wir zu diesem Konzert?«
    Micks Vater grinste. »Ich glaube schon. Es ist Zeit, dass ich meinen Sohn spielen höre.«
    Er ging die Treppe hinauf zu ihr. Mick starrte seinen Rücken an, dann wandte er sich bleich wie ein Gespenst an Katie. »Hat er das wirklich gesagt?« Sie lächelte. »Ja. Ich habe es auch gehört.« »Sehen wir uns später?«
    »Oh ja«, sagte sie eifrig. »Ich will alles über diese Sache hören. Und ich habe dir auch einiges zu erzählen.« Er schaute zurück über den See. »Ich nehme an, ich sollte froh sein. Aber ich komme mir nur ... leer vor.« Das verstand sie. Irgendwie empfand sie das Gleiche. Aber dann schob Alex ihm den Flötenkasten in die Hand und Mick öffnete ihn fast scheu.
    Im Mondlicht schimmerten die
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