Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Macht des Amuletts

Die Macht des Amuletts

Titel: Die Macht des Amuletts
Autoren: Catherine Fisher
Vom Netzwerk:
hast mich getötet. T RADITIONELLER R EEL
     
    Sieben große Räder stürzten brennend den Hügel hinunter, Feuer flammte in Strahlen und sengenden Bögen von ihnen auf. Die Menge jauchzte und schrie und stob auseinander, als das erste Rad in wilden Sprüngen auf das Lammasfeld rollte, sich um seine Achse drehte und mit einem Funkenschauer auf die Seite krachte. In der Dämmerung stank es nach verbranntem Holz und verkohltem Stroh. Während die anderen Räder um sie herum zusammenbrachen, drängte die Menge wieder heran und zündete Fackeln und Leuchtfeuer an und Mick rannte mit ihnen, verwirrt über die Gesichter rundum, kleine hässliche Männer, schöne Mädchen, Kinder, Männer mit Tiermasken, deren Augen und Kiefern im Flammenschein schimmerten – Katzen, Wölfe, ein Bär im zottigen Umhang, der durch die schreiende Masse sprang und hopste. Die Leute vom Jahrmarkt waren auch hier – kurz sah er Martin und starrte ihn an, als fürchtete er ihn -, aber dann kam Rowan angerannt und fasste ihn am Ellbogen. Sie trug ein Kleid in dunkelstem Violett, das mit winzigen Sternen bestäubt war. »Komm!«, flüsterte sie. »Gleich fängt es an!« Sie drängten ihn weiter. Er konnte nicht anhalten, konnte sich nicht umdrehen. Von weitem hörte er jemanden seinen Namen rufen, doch da begann die Musik und übertönte alles mit einer unbändigen, dudelnden Mischung aus Reels und schottischen Weisen, die alle zum Tanzen verführte. Rundum flammten Fackeln, Wunderkerzen, geflochtenes Stroh, ferne Blitze, und als er zur Mitte des Lammasfeldes kam, sah er mit furchtsamem Schaudern, dass der magische Kreis aufgerichtet worden war, wie immer wie durch einen Zauber über Nacht entstanden.
     
    Es waren zwölf hohe Stangen aus frisch geschlagenem Holz, die nach Harz und Wald rochen, mit schlaff herunterhängenden Zweigen und Rinden, in denen noch Bohrasseln und kleine Käfer krabbelten; um ihre Spitze war eine Art Dach passend gekerbt und geschnitten. Der Kreis war schlicht und bedrohlich, wie er da ins Zwielicht ragte, Überrest eines längst vergessenen prähistorischen Geheimnisses, Schutz und Magie der Ernte. In diesem Jahr war alles anders; in die Stangen waren Gesichter und seltsame Spiralen geschnitzt, Mondringe, alle mit Blumen und geflochtenen Strohgebilden behängt – Rauten, Korkenziehern, Sonnenrädern. Gerstengarben lehnten daran.
    Die Menge drängte sich dicht um den Kreis, ging aber nicht in die Mitte, einen Ring aus zertrampeltem Gras mit ein paar Gänseblümchen wie Geisterblumen in dem violetten Licht.
    Die Nacht war heiß und schwül. Donner grollte weit weg über den Feldern.
    Rauch stieg Mick brennend in die Augen. Er wurde gedrückt und geschoben; einmal versuchte er zurückzuweichen, plötzlich war ihm unbehaglich, sein Herz hämmerte vor jäher Angst, doch sie zwangen ihn nach vorn, eine Wirrnis aus Funken und Gesichtern und plötzlicher Dunkelheit. Rowan wartete. Sie strahlte, als sie ihn sah, packte ihn an den Handgelenken und zog ihn mit. »Komm schon!«, sagte sie lächelnd.
    Er stolperte hinter ihr in den leeren Ring.
    Alex kämpfte sich verzweifelt durch die Menge, Katie war hinter ihm und rief Micks Namen. Funken stachen ihr in die Wange. Sie schob eine Hand weg, es war eine Pfote mit schwarzem Fell, verschwunden, bevor sie aufschreien konnte.
    »Bleib dicht hinter mir!«, brüllte der Harfenist. Die Scheibe war mächtig. Katie sah, wie sich die dichte Menschenmasse vor Alex teilte und zurückwich, sie bemerkte das Zischen, die feindseligen Blicke, die unheimliche kalte Schönheit.
    Dann waren sie unerwartet umringt von einer Truppe Moriskentänzern mit rußgeschwärzten Gesichtern, rot umrandeten Augen und hohen, mit Fasanenfedern wirr besetzten Hüten, sie sahen aus wie Dämonen aus einem Albtraum. Einer von ihnen spielte auf der Fiedel, die anderen tanzten eine wilde unbändige Posse, bei der sie Stöcke aufeinander schlugen. Alex ging zu schnell und taumelte gegen einen Tänzer; sofort bildeten die anderen im Zwielicht zischend eine Gasse, die Musik heulte zu einem abrupten Ende. Ein langes Donnergrollen hallte wider. Alex blieb stehen; Katie holte ihn ein. Alle rußgeschwärzten Gesichter beobachteten sie neugierig.
    »Kannst wohl nicht wegbleiben, Harfenspieler«, höhnte eine Stimme.
    »Geh direkt hindurch«, murmelte Alex. Er war bleich, seine Augen glänzten sonderbar. »Sie können uns nichts tun.« Katie fragte sich, ob er es ihretwegen sagte oder seinetwegen.»Wir können ihnen nichts
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher