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Handyman Jack 08 - Der schwarze Prophet

Handyman Jack 08 - Der schwarze Prophet

Titel: Handyman Jack 08 - Der schwarze Prophet
Autoren: Paul F. Wilson
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Sonntag
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1
    Mit diesem kleinen Ausflug wich Jack von seiner üblichen Vorgehensweise bei einer ersten Kontaktaufnahme mit potenziellen Klienten ab. Doch diesmal rechnete er nicht mit Schwierigkeiten. Beekman Place galt wohl kaum als ein Unruheherd Manhattans.
    Der Tag war so schön, dass er beschloss, zu Fuß zu gehen. Weit war es nicht. Nur zwei Meilen von seinem Apartment, und trotzdem ein Ausflug in eine völlig andere Welt, betrachtete man nur die Mieten.
    Eine Taxifahrt hätte ihn um all die Annehmlichkeiten dieses schönen Tages gebracht.
    Der Herbst verstärkte seinen Griff nach der Stadt: kühlere Temperaturen, heftigere Winde … Pulloverwetter. Jacks Modell war preiselbeerrot, hatte einen V-Ausschnitt und passte wunderbar zu seinem blauweiß karierten Oberhemd und der braunen Sporthose. Der typische Studentenlook. In Midtown war er niemals fehl am Platze. Mittellanges braunes Haar, mittelbraune Augen, mittelgroß, von mittlerer Statur.
    An ihm war einfach nichts Besonderes. Gerade so mochte er es am liebsten. Er war praktisch unsichtbar.
    Der sommerliche Dunst hatte sich nach Süden verzogen und dem Mittagshimmel zu einem grellen Blau verholfen. Rotes und gelbes Laub flatterte von Baumästen herab und sämtliche Duane-Reade-Filialen hatten Gespenster, Kobolde und Spinnennetze in den Schaufenstern. Der offizielle Halloween-Countdown war auf weniger als zwölf Stunden zusammengeschrumpft.
    Erst gestern hatte Vicky ihr Hexenkostüm anprobiert – grüne Haut, eine mit Warzen übersäte Nase, eben die ganze hässliche Pracht – und es Jack vorgeführt. Neun Jahre alt und mit Riesenschritten dem vierzigsten Geburtstag entgegenstrebend, liebte sie Verkleidungen und – dies war eine richtig leidenschaftliche Liebe – Süßigkeiten. Halloween war der einzige Tag des Jahres – nun ja, vielleicht kam auch noch Weihnachten dazu –, an dem Gia zuließ, dass das Leckermaul ihrer Tochter den Speiseplan bestimmte. Schon am 1. November hieß es wieder: zurück in die Wirklichkeit! Fleischlose Boca Burger, Buchweizengrütze, Bohnen und ein – nur ein einziges – Bonbon zum Nachtisch.
    Und für mich, dachte Jack, einen Whopper mit doppelt Käse, bitte.
    Er war die Central Park West heruntergekommen, vorbei an der Kundgebung auf einer der Wiesen des Parks, die von lautem Jubel begleitet wurde. So war er in Richtung Osten zur First Avenue gewandert und hatte dann den Weg zur Innenstadt eingeschlagen.
    Der Trump Tower füllte fast sein gesamtes Gesichtsfeld aus, als er nach links auf die East Fiftyfirst einbog. Eine Straße weiter erreichte er schon Beekman Place. Sie erstreckte sich zwischen Fiftyfirst und Fortyninth. Zwei ganze Blocks lang.
    Er kam sich vor, als sei er nach einem Catch-Turnier in einer Bibliothek gelandet. Das geschäftige, unverhohlen profitorientierte Treiben der First Avenue war verschwunden und wurde durch ruhige Bürgersteige ersetzt, die herbstlich gefärbte Bäume säumten. Er hatte sich mit ein paar Klicks bei Google über diese Gegend informiert, ehe er sich hierher auf den Weg gemacht hatte. Sie hatte eine interessante Geschichte. Nathan Haie war vor seiner Hinrichtung in einer dieser Villen gefangen gehalten worden. Billy Rose hatte hier gewohnt, ebenso Irving Berlin, allerdings beherbergte sein altes Haus jetzt die bei den UN akkreditierte luxemburgische Botschaft.
    Jack spazierte an Hauseingängen vorbei, die mit Vordächern ausgestattet waren und von livrierten Türstehern bewacht wurden, bis er die Klinker- und Granitfassade von Beekman Place 37 erreichte. Er grüßte den südamerikanisch wirkenden Portier in seiner grauen Uniform mit einem flüchtigen Kopfnicken.
    »Kann ich Ihnen behilflich sein, Sir?« Sein Englisch wies nur den Hauch eines spanischen Akzents auf. Das Namensschild auf seiner linken Brust identifizierte ihn als Esteban. »Ich möchte zu Mrs. Roselli.
    Sie erwartet mich.«
    Esteban ging ins kathedralenhaft hallende Foyer voraus: weißer Marmorfußboden, weiße Marmorwände, weiße Marmordecke. Er nahm den Hörer eines an der linken Foyerwand installierten Haustelefons ab. »Und wen soll ich melden?«
    »Jack.«
    »Darf ich Ihren Nachnamen erfahren, Sir?«
    »Nur Jack. Wie ich schon sagte, sie erwartet mich.«
    Der Portier musterte ihn zweifelnd, drückte jedoch zwei Nummerntasten. »Ms. Roselli? Hier unten ist ein ›Jack‹, der zu Ihnen möchte.«
    Esteban lauschte einige Sekunden lang, dann hängte er ein. »Apartment Eins-A, Sir.« Er deutete
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