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Die Luft, die du atmest

Die Luft, die du atmest

Titel: Die Luft, die du atmest
Autoren: Carla Buckley
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Frank setzte sich zu ihm. Sofort vertieften sich die beiden in Fachsimpeleien, bei denen wir anderen überhaupt nicht mitkamen.
    Ich verdrehte die Augen, und Mom grinste. «Geh mal deine Schwester begrüßen. Ich bleib hier und leiste meinen Jungs Gesellschaft.»
    Meine Jungs.
Das schloss Frank mit ein. So war es eben. Alle mochten ihn. Was es mir nicht unbedingt leichter machte.
    Maddie saß auf dem Sandkistenrand und sah zu, wie ihr kleiner Sohn Petey mit einer Plastikschaufel auf den Sand einhieb. Kayla hockte vor der Schaukel und stocherte im Boden herum. Als sie mich sah, quietschte sie: «Tante Kate! Tante Kate!»
    «Hallo, kleine Maus.» Ich winkte und setzte mich zu meiner Schwester.
    Maddie sah mich an und grinste. «Sie hat ein Bild für dich gemalt.»
    «Klasse.» Ich hatte schon eine ganze Sammlung von Kaylas Bildern. Ich neckte sie immer damit, dass sie mir eines Tages die Rente aufbessern würden. Seit kurzem malte sie mit Ölkreide. Das wusste ich von Mom, die stolz hinzugefügt hatte, dass das für eine Fünfjährige eigentlich noch viel zu schwer sei. Offensichtlich waren die Kunstgene über die mütterliche Linie weitergereicht worden. Nur mich hatten sie übersprungen. Ich konnte nicht mal Strichmännchen zeichnen.
    «Was macht deine Ausstellung in der Galerie?», fragte ich.
    «Gerade hat ein Kritiker aus Chicago für die Eröffnung zugesagt.» Maddie grub ihre nackten Zehen in den Sand. Peteystreckte sich und haute ihr mit dem Schäufelchen auf den Fuß. «Au.» Sie zog ihren Fuß weg und rieb sich die Stelle.
    «Er ist schon wieder gewachsen.»
    «Der Arzt sagt, er liegt über dem oberen Durchschnitt.»
    «Dann kommt er nach Alan. Aus unserer Familie hat er das sicher nicht.» Wir grinsten beide.
    Von der Schaukel rief Kayla: «Schiebst du mich an, Tante Kate?»
    «Ja», rief ich. «Ich komme gleich.»
    Sie nickte und schob ihren Po auf den hölzernen Sitz.
    «Hat Mom dir was von einer Überraschung gesagt?», fragte ich Maddie.
    Sie nickte. «Aber ich habe das Gefühl, die ist mehr für dich als für mich oder Jacob.»
    «O Gott, hoffentlich nicht schon wieder ein Wink mit dem Zaunpfahl, dass wir endlich einen Termin für die Hochzeit festlegen sollen.»
    Maddies Blick wanderte zur Terrasse, wo Mom und Onkel Mike gerade über irgendeinen von Jacobs Scherzen lachten. Frank hatte sich zurückgelehnt, mit verschränkten Armen, ein Bild der Zufriedenheit. «Wie sieht es denn aus mit euch beiden?», fragte sie.
    «Gut, denke ich.» Mal so, mal so. Ich war hin- und hergerissen. Oft schien alles ganz einfach. Wenn Frank und ich abends vor dem Kamin saßen und lasen zum Beispiel oder wenn ich ihn anschaute, wenn er schlief. Warum nicht für immer? Aber manchmal, wenn er mich so ansah und offen zeigte, wie sehr sein Herz an mir hing, verkrampfte ich mich innerlich und hatte das Gefühl, dass ich zu mehr nicht fähig war.
    «Er wird nicht ewig warten.» Maddies Stimme war sanft.
    Ich zuckte die Achseln und wandte mich Petey zu, der hochkonzentriert Sand in einen Eimer rieseln ließ.
    «Oh.» Maddie klang auf einmal anders. Sie schien verwirrt.
    «Was ist?» Ich folgte ihrem Blick zum Haus.
    «Kate! Maddie!», rief Mom. «Wir haben Besuch.»
    Neben ihr stand jemand. Es war eine große, schlanke Frau.
    «Wer ist das?», fragte Maddie mich leise.
    «Ich hab nicht die geringste Ahnung.» Doch irgendwas an ihr kam mir bekannt vor. Mom und die Frau machten sich auf den Weg zu uns. Und auf einmal fielen die Jahre von mir ab, ich war wieder dreizehn, und es war Winter. Ungläubig stand ich auf.
    Glatt zurückgekämmtes schwarzes Haar, Mandelaugen, ein scheues Lächeln. «Ihr seid erwachsen geworden», sagte sie. Ihre Vokale waren weich, die Konsonanten präzise. Auch das war vertraut. Sie ließ ihren Blick auf mir ruhen, sah Maddie an und dann wieder zu mir. «Du siehst deinem Vater sehr ähnlich.»
    «Shazia», sagte ich.
    Ich glaube, Shazia und ich waren beide erstaunt, als wir uns unwillkürlich in die Arme fielen. Sie duftete nach Patschuli, und ihre Umarmung war herzlich. Mit einem Freudenschrei umschlang Maddie uns beide.
    Schließlich löste ich mich. «Wo warst du? Mom, wie hast du sie gefunden?»
    Mom grinste. «Wie wohl?»
    Ihr Familiensuchdienst.
    Die Einkünfte aus ihrem Unternehmen hatten uns damals über die ersten Jahre gerettet, während wir darauf warteten, dass die Universität und die Versicherung mit der Rente rüberkamen. Ich hatte einigermaßen gestaunt, als meine technisch unbedarfte
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