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Die Luft, die du atmest

Die Luft, die du atmest

Titel: Die Luft, die du atmest
Autoren: Carla Buckley
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zwischen 2 und 64   Jahren ohne bekannte Risikofaktoren. Die Impfungen werden in Krankenhäusern und Kliniken erfolgen, ebenfalls unter Vorlage eines Bildausweises.
     
    Pressestelle des Ministeriums für Gesundheit und
    öffentliche Gesundheitsfürsorge

EPILOG
    Dad hat immer gesagt: Es kann sich noch so viel ändern, am Ende bleibt alles beim Alten. Jetzt, wo ich älter werde, beginne ich zu verstehen, was er meinte.
    Ich wollte gerade aus der Tür gehen, als das Telefon klingelte. «Mom?» Es war acht Uhr morgens, da war sie sonst längst im Atelier. Es musste etwas Wichtiges sein.
    Ihre Stimme ertönte aus dem Lautsprecher. «Hallo, meine Süße.»
    Offenbar war sie noch nicht bei der Arbeit. Ich sah sie vor mir, wie sie mit ihrem uralten schnurlosen Telefon durch die Küche lief. Ich hatte keine Ahnung, wie sie überhaupt noch Akkus dafür auftrieb. Maddie und ich hatten versucht, ihr ein moderneres aufzuschwatzen, aber Mom wollte keinen elektronischen Firlefanz, weil man sich darauf nicht verlassen könne.
    «Ich weiß, dass du ins Labor musst, Kate. Ich wollte nur schnell hören, ob du unseren Freitag auch nicht vergessen hast.»
    Was sollte das denn? Natürlich hatte ich den Freitag im Kopf. Den einen Tag im Jahr, an dem wir außer an den Feiertagen alle zusammenkamen. «Natürlich nicht. Frank kommt auch mit.»
    «Wunderbar. Dann wird das Haus ja voll. Ist euch sechs Uhr recht?»
    Mom wohnte eine Stunde entfernt. Ich würde im Labor früher Schluss machen müssen. «Sechs ist gut. Meinst du, dass Jacob mit mir fahren will?»
    «Den holt Onkel Mike ab.»
    Ich erschrak ein wenig. «Ist das wirklich eine gute Idee?»
    «Ja, klar. Es sind nur zwei Stunden bis zur Uni, und es ist noch früh am Tag.»
    «Trotzdem.» Jede Kleinigkeit konnte dazu führen, dass mein Onkel aus der Rolle fiel. Ein Lied im Radio, der Duft von Keksen im Ofen.
    «Ja, ich weiß», sagte Mom. «Aber Mike wird aufpassen. Und er braucht ein bisschen Zeit allein mit Jake.»
    «Na schön.» Ich musste endlich diese Große-Schwester-Allüren ablegen. Mom würde bestimmt keine unnötigen Risiken eingehen. Darauf konnte ich mich absolut verlassen. Das würde sich niemals ändern, auch wenn sonst alles drunter und drüber ging.
    «Ach, noch was, Kate. Ich habe eine Überraschung für dich.»
    Ich hörte das Lächeln in ihrer Stimme. «Was für eine Überraschung denn?» Wollte sie das Haus verkaufen? Wieder heiraten? Umziehen? Nicht alle Überraschungen mussten schlecht sein. Das sollte ich mir wirklich mal merken.
    «Das wirst du dann sehen.» Ihr Ton war leicht.
    Überraschungen brachten Veränderungen. Sie waren nicht gerade meine Stärke. Dafür beunruhigten sie mich viel zu sehr. Ich hoffte, dass sie nur eine kleine Überraschung parat hatte, bei der meine Richterskala nicht gleich ausschlagen würde.
     
    Wir haben nicht allzu lange in der Hütte gewohnt, nur zwei Jahre, so lange, bis Mom sicher war, dass sich die Dinge wieder so weit normalisiert hatten, wie es nach allem, was passiert war,möglich war. Doch jedes Mal, wenn ich in die Einfahrt zu unserem Haus in Columbus bog, überkam mich das gleiche Gefühl wie damals bei unserer Rückkehr. Beklommenheit.
    Das Haus der Guarnieris war vollkommen verfallen, kein Stein stand mehr auf dem anderen. Alles Brauchbare hatte man geborgen, und das Übrige holte sich die Natur zurück. Bei Maddie und ihren Freunden hieß es das Spukhaus, und obwohl ich sie damit aufzog, fand auch ich es unheimlich, im Dunkeln dort vorbeizugehen. Ich wurde das Gefühl nicht los, dass Jodis Geist im Gestrüpp umherschwebte.
    Auch andere Gegenden hatten ihre Spukhäuser, unvermittelte Lücken, in denen einst Häuser gestanden hatten, die abgebrannt oder verfallen waren, nachdem die Besitzer nicht mehr da waren. Man fuhr durch eine Straße oder spazierte auf dem Gehweg und stand plötzlich an einem Briefkasten, zu dem kein Haus mehr gehörte, oder an einer Einfahrt, die ins Leere führte.
    Frank lächelte mir aufmunternd zu und stieß die Autotür auf. «Wollen wir?»
    Maddie war schon da. Sie hatte ihr blaues Auto an der Straße geparkt, und ich hörte sie im Garten lachen. Barney der Dritte tollte schwanzwedelnd und bellend auf mich zu. Im Gegensatz zu Barney dem Ersten, der cremeweiß und schokoladenbraun gewesen war, war er schwarzweiß, aber Mom hatte ihn im Tierheim ausgesucht, und sie hatte recht behalten. Er war ein würdiger Nachfolger.
    Ich bückte mich, um ihm die Ohren zu kraulen. Er schleckte mir übers
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