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Die Luft, die du atmest

Die Luft, die du atmest

Titel: Die Luft, die du atmest
Autoren: Carla Buckley
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wäre wenigstens einem zweiten Boot auf dem Wasser begegnet. Jetzt gab es außer mir nur den Habicht und die gespenstischen Reste des alten Unterstands für die Entenjagd mit seinen schiefen Pfosten. Schon lange trugen sie kein Dach mehr, wie die Wände war es zerfallen und im Wasser versunken.
    Vor mir lag eine mit Fichten bestandene Landspitze. Ich drosselte den Motor und folgte der Uferlinie bis in eine kleine Bucht. Hier hatte Dad damals die toten Blauflügelenten gefunden. Der Platz schien nicht weiter bemerkenswert. Es war einfach eine von vielen Buchten im See, mit einem stillen baumgesäumten Ufer. Doch Dad hätte die Stelle sofort erkannt. Das Erlebnis dort hatte ihn verwandelt. Ich weiß noch, wie ich ihn mit Shazia im Hobbyraum darüber reden hörte. Ich war reingekommen, weil ich ihn um Hilfe bei den Schulaufgaben bitten wollte. Sie saßen mit dem Rücken zu mir und unterhielten sich.
Sie haben sich dort zum Sterben versammelt.
Bei diesen Worten blieb ich in der Tür stehen und zog mich leise einen Schritt zurück, um unbeobachtet weiter zuhören zu können.
    Sie müssen umhergeflogen sein, bis sie einen geschützten Fleck gefunden hatten. Dann haben sie sich dort auf dem Wasser niedergelassen und sind eine nach der anderen umgekippt.
    Sie hatte gefragt
: Glaubst du, es ist hochpathogen?
    Und er hatte geantwortet:
Ich hoffe nicht
.
    Ich versuchte es mir vorzustellen: Hunderte der kleinen hübschen Vögel, die eingerollten Füßchen im Bauchgefieder versteckt, die Köpfe im Wasser, die Schnäbel aufgerissen. Die Leichen reichten bis ans Ufer und schwappten gegen das Boot.
    Fast erwartete ich, ihre Geister über dem See schweben zu sehen, aber da war nichts, bloß leise plätscherndes Wasser unddie Wolken, die sich darin spiegelten. Dad musste mitten in den Schwarm gefahren sein, um die erste kleine Leiche herauszufischen. Ich sah ihn vor mir, wie er Röhrchen verstöpselte, den Vogel wieder ins Wasser warf und sich den nächsten vornahm. An dem Morgen waren noch zwei Jäger dabei gewesen. Sie hatten bestimmt geholfen, das Boot zu steuern und die toten Vögel herauszufischen. Sicher waren sie beunruhigt und stellten Fragen. Dad wird den Kopf geschüttelt und unverbindliche Antworten gefunden haben, aber es musste ihm gleich klar gewesen sein.
    Er hatte damals noch einen ganzen Tag gebraucht, um den Verdacht zu bestätigen. Heutzutage braucht es nur einen Tropfen und einmal schütteln, damit Frank und ich wissen, was wir gefunden haben. Dad würde staunen. Ob er überrascht wäre, dass ich dort weiterarbeite, wo er damals aufgehört hat?
    Ich stellte den Motor aus, langte nach der Kiste, die ich an den Bug gestellt hatte, und klappte den Deckel auf. Durch den Inhalt raschelte ein leichter Wind. Ich lehnte mich mit der Kiste über die Bordwand und neigte sie zur Seite. Der Wind fegte die Asche hinaus und trug sie übers Wasser.
    Ich werde Frank mein Jawort geben, dachte ich, während sie sich zerstreute. Menschen verändern sich. Sie werden erwachsen. Sie schaffen es, Risiken auf sich zu nehmen.
    In der Ferne über den Baumwipfeln drehte der Habicht seine Runden. Es wurde Herbst. Die Tage wurden kälter, und das Laub legte sein flammendes Kleid an. In ein, zwei Wochen würde der Zug der Wildenten nach Süden beginnen.
Es kann sich noch so viel ändern, am Ende bleibt alles beim Alten.
    Bald war wieder Grippezeit.

DANK
    Es war eine lange Reise. Ich möchte mich bei allen bedanken, die mich auf meinem Weg begleitet haben. Bei meiner Agentin Pam Ahern, die nicht ein einziges Mal zweifelte, trotz des 11.   Septembers und des Wirbelsturms Katrina und der vielen anderen Katastrophen. Vielen Dank, dass Sie mir den Weg bereitet haben. Bei meiner Schwester Liese, die mich jedes Mal wieder dazu brachte, meinen Weg fortzusetzen, wenn ich mich mit schmerzenden Füßen hinsetzte und klagend verkündete, ich wollte heim. Du hättest nicht großzügiger sein können, mit deiner Zeit, deiner Energie und deinem Talent. Bei meiner Lektorin Kate Miciak, die mich am Ende des Wegs in Empfang nahm, mir ein kaltes Getränk reichte und die Tür zu meinen Träumen öffnete. Vielen Dank für die vielen Einfälle, mit denen Sie mir geholfen haben, diesem Roman Leben einzuhauchen. Dank auch an die Autoren, die ich zu meinen Freunden rechnen darf: Nancy Gotter Gates, Lorre Lough und Robert Broomall. Dafür, dass ihr an mich geglaubt habt.
    Als ich die steilen Uferböschungen der Forschung erklomm, verstellten mir immer wieder
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