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Die Logik des Verruecktseins

Titel: Die Logik des Verruecktseins
Autoren: Markus Preiter
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wurden den Vulkaniern durch die Drehbuchautoren irgendwann doch Emotionen zugeschrieben. In der kulturell-technischen Entwicklung ihres Heimatplaneten soll es aufgrund destruktiver Emotionen wie Hass und Neid zu einem schwerwiegenden Bürgerkrieg gekommen sein, der beinahe
zum Untergang des gesamten Planeten geführt hatte. Darauf entwickelten die Vulkanier als friedenssichernde Maßnahme ein emotionales Abrüsten, ermöglicht durch spezielle Meditationstechniken, mit deren Hilfe sie ihre Emotionen auszuschalten vermochten. Aber leider nicht nur die destruktiven, sondern gleich sämtliche. Trotzdem leugnet Spock lange Zeit seine Veranlagung zu emotionalem Erleben.
    McCoy würde als Schiffsarzt natürlich auch im Jahr 2200, in dem die Science-Fiction-Serie spielt, die Evolutionstheorie kennen. Zwar liefert er in seiner Auseinandersetzung mit Spock nie ein evolutionäres Argument, er hätte es aber vorbringen können und er hätte Spock mit Hilfe dessen eigener unbestechlicher Logik beweisen können, dass er Emotionen haben muss, selbst wenn er deren Existenz nicht zugibt. Durch welche Argumentationskette? Begeben wir uns für die Länge einer Filmszene auf die Brücke des Raumschiffs Enterprise: Spock sitzt als Erster Offizier auf dem Stuhl des befehlshabenden Offiziers:
    Spock: »Computerlogbuch der Enterprise. Sternzeit siebeneinskommadreivier. Wir befinden uns seit 3,7 Sterntagen und 34 Sternenminuten im Orbit des bisher unbekannten Planeten 14-5G6 im Sternensystem Celia. Ein auf die Planetenoberfläche gebeamtes fünfköpfiges Erkundungsteam hat kurz nach seiner Ankunft auf dem Planeten den Funkkontakt zur Enterprise verloren. Der Versuch, den Erkundungstrupp zurückzubeamen, scheiterte. Captain Kirk hat daraufhin in einem Flugshuttle mit einem Suchtrupp aus neunzehn Sicherheitsoffizieren die Enterprise verlassen und ist auf 14-5G6 gelandet. Auch zum Suchtrupp brach der Kontakt kurz nach der Landungsbestätigung ab. Aufgrund einer kosmogeologischen Malkonstellation wird sich die Enterprise nur noch für 2,124678 Sternenstunden im Orbit des Planeten halten können. Wir stehen vor der Entscheidung, das Sonnensystem aus Sicherheitsgründen zu verlassen und keine weiteren Suchtrupps loszuschicken oder das Leben weiterer Besatzungsmitglieder, vielleicht sogar der ganzen Enterprise und ihrer Crew, zu gefährden. Logbuch Ende.«
    McCoy: »Was werden Sie tun, Spock?«

    Spock: »Lieutenant Uhura! Haben Sie Funkkontakt zu unseren Erkundungsteams aufnehmen können?«
    Uhura: »Nein, Sir. Ich habe es auf allen Notfrequenzen versucht, aber es antwortet niemand. Eine Fehlfunktion der Systeme ist ausgeschlossen.«
    Spock: »Mr. Chekov! Was melden die Tricordersysteme?« Chekov: »Alle Tricorderabtastmeldungen der Planetenoberfläche negativ, Sir!«
    Spock: »Mr. Sulu! Bereiten Sie das Schiff auf einen Kurswechsel vor. Wir verlassen den Orbit auf mein Kommando.«
    McCoy: »Spock! Das dürfen Sie nicht tun! Wir können den Captain und die anderen nicht auf dem Planeten zurücklassen. Wir müssen ein weiteres Team auf den Planeten schicken.«
    Spock: »Dr. McCoy. 25 Mitglieder unserer Besatzung sind bereits verschollen. Aufgrund Ihrer Emotionen, die die notwendige sachliche Beurteilung des vorliegenden Sachverhaltes eintrüben, begehen Sie einen typischen Logikfehler. Bereits seit dem 21. Jahrhundert ist das Transrapid-Dilemma bekannt. Es besagt, dass Menschen dazu neigen, aufgrund einer wiederholt geleisteten finanziellen oder auch anders gearteten kostspieligen Investition fortgesetzt bereit sind, in ein Unternehmen zu investieren, welches eigentlich keinen Erfolg mehr verspricht. Man plante in Bayern damals, einen städtischen Flughafen und die wenige Kilometer entfernt liegende Innenstadt mit der technisch revolutionären Hochgeschwindigkeitsmagnetschwebebahn zu verbinden, obwohl die Fahrstrecke …«
    McCoy: »Sparen Sie sich Ihre Belehrungen, Spock! Wir haben keine Zeit für Ihre Erzählungen. Da unten wartet vielleicht Captain Kirk auf uns. Er ist wahrscheinlich in Gefahr und ich will mich herunterbeamen lassen und ihm helfen, Sie Spitzohr mit Ihrer verdammten Logik!«
    Spock: »Dr. McCoy. Angenommen, wir schicken ein weiteres Team auf die Planetenoberfläche. Nehmen wir an, auch dieses Team verliert den Kontakt zu uns. Dann kommt ein Freund eines der Teammitglieder und verlangt ebenfalls, seinen Freund zu retten und auf
den Planeten gebeamt zu werden. Dann folgen ein weiteres Team, ein weiterer Freund und wieder ein Team
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