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Die Liebeslist

Die Liebeslist

Titel: Die Liebeslist
Autoren: ANNE O'BRIEN
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Raubritter für immer gewinnen, jedenfalls unter der Voraussetzung, dass das ganze Manöver den von ihr gewünschten Ausgang nahm.
    Einen Hinterhalt hatte sie noch nie im Leben gelegt, aber sie hatte lange über alles nachgedacht. Entscheidend waren der richtige Zeitpunkt sowie die Fähigkeit, sich bis zum letzten Augenblick im Griff zu haben, auch wenn er sie mit seinen Adleraugen musterte. Allmählich aber galt es, mit der Wahrheit herauszurücken und ihm ihr Innerstes zu offenbaren. Anderenfalls wäre der Sieg wertlos. Nur indem sie ihm verriet, wie es in ihrem Herzen aussah, lief sie natürlich Gefahr, dass er ihr endgültig genau dieses Herz brach – durch erneute Zurückweisung.
    All diese Gedanken gingen ihr gleichzeitig im Kopfe herum. Das Ganze konnte ein furchtbarer Schlag ins Wasser werden, aber sie wusste sich nicht mehr anders zu helfen. Er musste erfahren, dass sie ihn liebte und dass sie ohne ihn nicht glücklich werden konnte. Und wenn er diese Liebe erwiderte, so hoffte sie jedenfalls, würde er sie ihr auch eingestehen. Genau das aber war der Pferdefuß: Gesetzt den Fall, eine solche Liebeserklärung bliebe aus – würde sie ihn dann trotzdem heiraten? Um Gottes willen, nein … bei dem Gedanken lief es ihr kalt den Rücken herunter. Doch wie er so dastand in ihrer Kemenate, wie er die Kammer mit seiner männlichen Ausstrahlung erfüllte, Rosamund allmählich wärmer und wärmer wurde, da kam sie doch noch ins Grübeln. Und sie begriff, dass nicht nur er in eine Fallgrube geraten war, sondern sie desgleichen.
    Der Mund wurde ihr so trocken, dass sie keinen Laut mehr hervorbrachte. Wie kam es bloß, dass sie in dieser kurzen Zeit, die ihr so lang erschienen war, vergessen hatte, was für ein Bild von einem Mann er abgab?
    Ehe der Mut sie ganz verließ, riss sie sich zusammen und bot Gervase Wein an. Als seine Finger die ihren streiften, war ihr, als versenge er ihr die Haut. Mit ihm zu leben, ihn zu berühren, das Bett mit ihm zu teilen, die Mutter seiner Kinder zu sein – wäre das nicht genug? Einmal mehr sah sie sich gezwungen, sich gegen ihre Angst zu wehren, Angst vor dem Kompromiss, den sie möglicherweise eingehen musste, falls er sie nicht liebte. Vielleicht reichte es ihr ja doch, auch ohne dass er sie liebte, mit ihm zusammenzuleben. Das wäre immer noch besser, als ihn für immer verlieren zu müssen, denn einen solch schlimmen Verlust würde sie nicht ertragen.
    Und wenn sie ihn falsch eingeschätzt hatte? Was dann? Wenn die Königin mit ihrer Sicht auf die Männer einem Irrtum unterlag? Dann war alles dahin – ihre Burg, ihr Stolz, ihre Würde. Schließlich, als sie merkte, wie ihr Mut sich langsam auflöste, da schlug sie die Augen nieder. Sie hielt ihn nicht länger aus, den vorwurfsvollen Ausdruck in seinen klaren Augen, denn gleich würde er sie endgültig abweisen und sie verlassen.
    Deshalb spürte sie seine Anwesenheit mehr, als dass sie ihn wirklich sah, und als sie aufschaute, da stand er ganz dicht vor ihr. Sie hätte überrascht und empört tun können, doch er legte seine Hand ganz sanft um ihr Handgelenk und hielt sie fest.
    „Ihr wolltet doch mit mir anstoßen.“
    „Ja.“
    „Wohlan denn, trinken wir auf …“ Gervase zögerte, den Anflug eines Lächelns auf dem Gesicht.
    „Auf was?“ Ihr Stimme war heiser vor Beklemmung.
    „Auf einen erfolgreichen Ausgang der Belagerung natürlich.“
    Das war aber nicht das, worauf sie wartete. „Einverstanden. Auf den Erfolg.“
    Beide hoben die Becher und nippten.
    „Und da wir schon einmal einer Meinung sind …“ Er nahm ihr das Gefäß aus der Hand, stellte beide Becher auf der Truhe ab, fasste Rosamund bei beiden Schultern und zog sie noch näher an sich.
    Ihr stockte der Atem, aber sie wich seinem Blick nicht aus.
    „Nun, Lady?“
    „Nichts, Mylord.“
    „Ich warte schon einige Zeit auf die Gelegenheit, dich zu berühren.“ Er küsste sie vorsichtig auf den Mund. „So!“ Er küsste sie noch einmal. „Genau darauf habe ich gewartet.“
    Rosamund atmete aus, inzwischen ein wenig entspannter. Das Flattern im Bauch ließ nach. Offenbar war ihre Furcht vor einer Zurückweisung unbegründet. „Ja …“
    „Die Umstände sind uns dazwischengekommen.“ Gervase drückte die Lippen auf die Stelle zwischen ihren Brauen.
    „Ja“, wisperte sie nach Worten ringend.
    „Möchtest du das?“
    „Ja!“ Ihre Ungeduld wuchs. Merkte er denn nicht, dass sie sich nicht wehrte? Sollte sie etwa darum betteln? Na, wenn es denn
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