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Die Liebeslist

Die Liebeslist

Titel: Die Liebeslist
Autoren: ANNE O'BRIEN
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geraden Nase, sanft geschwungenen Lippen – ein betörendes Bild. Und wenn sie einen mit diesem hübschen Mund anlächelte … Grüne Augen, im Kerzenschein strahlend wie Juwelen, blickten zu ihm auf. Während er sie wie verzaubert anschaute, da bemerkte er einen leicht rosigen Hauch auf ihrem schlanken Hals und ihren Wangen.
    Und erst ihr Haar! Offen und ausnahmsweise einmal nicht zu einem Zopf geflochten, fiel es ihr im warmen Licht golden und rot schimmernd über die Schultern. Sie locker in sanften Schwüngen über Brust und Schultern bis hinunter über die Taille einhüllend, stellte es fast noch das prächtige Seidengewand in den Schatten.
    Was hatte sie vor?
    Auch das war nicht die entscheidende Frage.
    Kann ich noch von ihr lassen? Kann ich das verantworten, dass diese wunderbare Frau aus meinem Leben verschwindet? Dass man sie gar einem Ralph de Morgan in die Arme treibt?
    Nein, nein und nochmals nein! Da brauchte er gar nicht lange zu überlegen. Er wollte, dass sie bei ihm blieb, wollte sie ganz für sich, wollte sie heiraten, damit sie ihm weiter so wie jetzt ihr Lächeln schenkte. Zwar war ihm klar, dass es sich hier um eine vorsätzliche Verführung durch eine kluge Frau handelte, doch das scherte ihn nicht. Er liebte sie, mochten sie vorher auch so manchen Kampf ausgefochten haben. Selbst wenn dies möglicherweise alles nur Schau war, um ihm die Burg doch noch abzuluchsen – es wäre ihm einerlei gewesen. Während der Belagerung war ihm bewusst geworden, dass er es nicht aushielt, von ihr getrennt zu sein. Sie hatte sein Herz erobert, sodass er ebenso ihr Gefangener war wie umgekehrt.
    Mehr noch: Als er sah, wie sie unter seinem Blick errötete, da merkte er, dass auch er ihr keineswegs gleichgültig war. Im Gegenteil, er hätte gewettet …
    Mit eleganter Bewegung reichte sie ihm den Becher. „Würdet Ihr mit mir anstoßen, Mylord? Auf Euren Sieg über mich?“
    Er schluckte mit trockenem Mund. Wieso bloß stand er jetzt da wie ein dummer Junge? Ein erfahrener Mann wie er? Anscheinend war es mit ihm schon genauso schlimm wie mit Owen, der die Lady inzwischen anhimmelte, als wäre sie eine Göttin.
    Sie glaubte also allen Ernstes, sie könne ihn verführen, was? Na, das wollte er doch mal sehen. Dem angebotenen Becher, dem konnte er allerdings nicht widerstehen, auch wenn er ihn mit finsterer Miene entgegennahm. Als seine Finger dabei ganz kurz die ihren streiften, da flammte sein Begehren im Nu hell auf. Trotzdem trank er noch nicht, sondern hielt sich kühl und beherrscht zurück, zumindest oberflächlich.
    „Ihr habt mir doch ausrichten lassen, Mylady, Ihr setzt Euch nicht in Eurem eigenen Burgsaal an einen Tisch mit einem Dieb!“
    Sie lächelte aufreizend. „Schon. Es war aber keine Rede davon, dass ich nicht in meiner Kemenate einen Becher Glühwein mit ihm trinken würde.“
    Unter ihrem hoheitsvollen Auftreten klopfte Rosamund so heftig das Herz, als müsse es jeden Moment durch die dünne Seide springen. Wie ein gefangenes Tier!, durchzuckte es sie. Dies war die Krönung dessen, auf das sie hingearbeitet hatte. Mit dem Küchenjungen als Helfershelfer, der ihre Anweisungen zudem aus lauter Vergnügen an der Sache bereitwillig ausführte und zudem auf einen Obolus von beiden Seiten hoffen konnte, hatte sie dafür gesorgt, dass Fitz Osberns Stoßtrupp beim Eindringen über die Palisaden bloß auf rein symbolischen Widerstand stieß. Blutvergießen war überhaupt nicht nötig; außerdem handelte es sich um ihre Bediensteten, die sie nur ungern zum Zwecke ihrer eigenen Launen in Gefahr gebracht hätte. Danach galt es bloß noch, sich dem Lord of Monmouth zu stellen. Was hatte sie da für einen Auftritt hingelegt! Da sie gemerkt hatte, dass sie mit der gleichen Begeisterung wie Gervase in bestimmte Rollen schlüpfte, war es ihr nicht schwergefallen, so eindrucksvoll ein paar Tränchen fließen zu lassen, dass der Teufel selbst vor Mitleid hingeschmolzen wäre.
    Aber war ihm das auch wirklich zu Herzen gegangen, dem kampferprobten Lord of Monmouth? Alles stand nun auf Messers Schneide. Männer, so Eleanor, hatten nun mal ihren Stolz und wollten immer das Sagen haben. Die Königin, die musste es schließlich wissen, und genau ihrem Rat entsprechend hatte Rosamund alles geplant. Gervase hatte die Burg besetzt, aber nicht etwa, weil die Lady sie ihm auf einem goldenen Tablett präsentierte, sondern durch vermeintliche Anwendung einer Kriegslist. Und jetzt? Diesmal würde Rosamund Clifford wie ihren
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