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Die Liebeslist

Die Liebeslist

Titel: Die Liebeslist
Autoren: ANNE O'BRIEN
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bereiten. Denn mir scheint, etwas Vergleichbares gibt es nicht.“
    Noch nie hatte er sich so verzückt gefühlt wie von dieser Frau – sie verwöhnte ihn mit ihren sanften Fingern und den noch sanfteren Lippen. Sie hörte nicht auf, bis ihm schier die Luft wegblieb, bis er glaubte, sein ganzer Körper stünde in Flammen. Und als er sich nicht mehr zurückhalten konnte, da drang er wieder in sie ein.
    „Schau mich an“, bat er, die Stimme rau vor Leidenschaft, als sie ihre Augen niederschlug. Die Finger mit den ihren verflochten, drückte er ihre Hände beiderseits ihres Kopfes ins Laken. „Sieh dir an, welche Macht du auf mich ausübst!“
    Sie öffnete ihre unergründlichen Augen, die grün wie Smaragde im Kerzenlicht schimmerten. Und Gervase fühlte, dass er sein Herz an diese bezaubernde Frau verloren hatte. Diesmal bewegte er sich langsam und behutsam, um auch sie in Verzückung zu versetzen, bis sie erneut unter ihm erschauerte. Und dann, noch während Rosamunds letzte Schauer abklangen, da fand auch er seine Erfüllung. Erschöpft sank er nieder, den Kopf an ihre Brust gebettet, die Finger noch immer mit ihren verflochten.
    „Gehst du schon?“, fragte sie. Im Kerzenschein war ihr Blick unerschrocken und gleichmütig, doch er spürte ihre Verunsicherung, jenes Bangen, welches sie nie in Worte kleidete. Natürlich verschwieg er ihr, dass er das gemerkt hatte – er wollte sie nicht bloßstellen.
    „Nein.“ Er wälzte sich auf den Rücken, und da er damit rechnete, sie werde sich plötzlich zieren, sich von ihm lösen und sich auf ihre Seite des Bettes zurückziehen, hielt er sie fest. Zuweilen hat Körperkraft auch ihr Gutes. So hielt er sie eng an sich gedrückt, bis sie sich seufzend fügte und ihren Kopf auf seine Brust legte. „Mein Quartier im Westturm ist noch nicht bezugsfertig.“
    „Hast du Master Pennard etwa nicht entsprechend angewiesen? Kaum dass du deinen Fuß in die Burg setztest?“
    Er spürte, wie sie lächelte. „Nein. Das hier ist also das einzige Bett, in dem ich ordentlich schlafen könnte.“
    „Na, so ein glücklicher Zufall.“ Sie lachte leise.
    „Nicht wahr? Und zwar für uns beide.“
    Als sie mit dem Finger über seinen Bauch und seine Schenkel fuhr, stieß sie auf die wulstige Narbe. Sie hielt kurz inne und streichelte zart die alte Wunde, die ihm zu Beginn ihrer Bekanntschaft solchen Verdruss bereitet hatte.
    „Hast du deinen Gegner umgebracht?“, fragte sie schläfrig.
    „Wie bitte?“
    „Wegen deines Beines. Du sagtest doch seinerzeit, du seiest ein Mann, der zuweilen zu Gewalttätigkeit neigt. Du hättest deinen Gegner getötet, hast du behauptet.“
    Jetzt fiel es ihm wieder ein. „Ach nein“, wehrte er ab. „Die Narbe da, die stammt noch von einem Sturz aus dem Sattel.“
    „Gott sei Dank!“
    Er hörte die Besorgnis in ihrer Stimme. „Aber offen gesagt, Rose, ich habe durchaus schon getötet. Allerdings nur in Notwehr. Oder eben im Kampf.“
    „Ja, das weiß ich. Du bist ja doch nicht der ungehobelte Klotz, für den ich dich anfangs hielt.“ Je schläfriger sie wurde, desto enger kuschelte sie sich an ihn.
    „Das freut mich aber, Herzliebste.“ Offenbar hatte er sie beruhigt, sehr zu seiner Erleichterung. „Schlaf jetzt. Morgen wird ein langer Tag.“
    Er fühlte ihren warmen Atem an seiner Schulter. „Bist du noch da, wenn ich wach werde?“
    „Sei dir sicher.“ Ihr Atem wurde tiefer und gleichmäßiger; sie ruhte gelöst in seinen Armen. Er küsste sie auf die Schläfen. Sie schlief bereits. „Jeden Tag, bis an dein Lebensende. Und bis an meins.“
    Er hatte versprochen, er werde da sein, wenn sie aufwachte. Aber er war nicht da. Helles Tageslicht schien bereits in die Kemenate; die Sonnenstrahlen überzogen das Fußende des Bettes mit einem goldenen Hauch. Es war spät am Morgen. Es dauerte einige Zeit, bis Rosamund aus tiefstem Schlaf zu sich fand und erkannte, wo sie überhaupt war. Sie wollte sich auf die Seite drehen, stellte aber fest, dass sich die Laken um ihre Beine gewickelt hatten und sie festhielten. Wohlig streckte sie sich, schon bereit, sich gleich noch einmal in Morpheus Arme sinken zu lassen, doch da fiel ihr schlagartig alles wieder ein. Das Haar wie ein flammender Vorhang um die Schultern, setzte sie sich auf, fröstelnd in der kühlen Luft, die durch die halb geöffneten Fensterläden hineinströmte. Der Platz neben ihr war leer, das Laken kalt, wie sie merkte, als sie es mit der Hand befühlte. Die Bilder aber,
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