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Die Liebe in Grenzen

Die Liebe in Grenzen

Titel: Die Liebe in Grenzen
Autoren: Veronika Peters
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Erzieher/innen im Anerkennungsjahr mit möglicher späterer Übernahme « in der Goldbachmühle organisiert, das war etwas.
    Weil jetzt, wo ich wenigstens noch die Aussicht auf einen Job hatte, der viel bessere Zeitpunkt war als nach einer Absage, rief ich Manu sofort an.
    Â» Stell dir vor, ich werde Erzieherin in der Klapse hier. «
    Â» Ist nicht dein Ernst! «
    Â» Na ja, vielleicht. «
    Â» Dafür bist du so geeignet wie eine Kettensäge zur Nasenkorrektur. «
    Â» Stimmt nicht! Außerdem ist es keine richtige Vollklapse, und mal abgesehen davon, kenne ich jemanden, der mit seiner Kettensäge ziemlich virtuos umgehen kann. «
    Â» Meine Zweifel werden dadurch nicht weniger. Was bedeutet eigentlich ›vielleicht‹? «
    Â» Eben habe ich am Telefon einen Termin ausgemacht, und noch heute stelle ich mich vor. «
    Â» Immerhin hast du etwas unternommen und sogar aus eigenem Antrieb telefoniert, das ist auf jeden Fall positiv zu bewerten. «
    Â» Du klingst wie meine frühere Mentorin. Doch unabhängig davon: Mit dir telefoniere ich doch auch regelmäßig! «
    Â» Nein, Herzchen, ich telefoniere mit dir, und meistens quatsche ich die ganze Zeit. «
    Â» Aber jetzt habe ich dich angerufen. «
    Â» Weil du willst, dass ich dich für deine Initiative lobe. Gut, das tue ich hiermit. «
    Â» Du bist blöd! «
    Manus Lachen dröhnte so freundlich und böse zugleich aus dem Hörer, dass ich Lust bekam, sofort zu ihr nach Hamburg zu fahren, um sie zu sehen. Aber vorher wollte ich diesen Termin hinter mich bringen, um mir nicht mangelnden Ehrgeiz und Drückebergerei vorwerfen zu lassen.
    Â» Dann viel Glück! «
    Â» Danke, werde ich brauchen. «
    Ich war mir nicht sicher, ob wir unter Glück in diesem Zusammenhang das Gleiche verstanden. Jedenfalls rechnete ich nicht ernsthaft damit, dass aus meiner morgendlichen Anwandlung von Aktionismus tatsächlich eine Arbeitsstelle werden würde. Ich war es gewohnt, dass andere die Jobs bekamen, und ich war auch nicht ganz schuldlos daran. Schon während der Ausbildung hatte man zu mir gesagt: » Mit Ihrem Auftreten wird es später nicht leicht werden, einen Arbeitgeber zu finden, Frau Werner, Sie sollten Ihre allzu unkonventionellen Erziehungsauffassungen noch einmal überprüfen oder sie wenigstens hintanstellen, wenn Sie neu in einer Einrichtung sind. «
    Ich hatte genickt, und der zuständigen Mentorin war das Anstoß genug gewesen, persönlicher zu werden: » Außerdem wird von einer Erzieherin auch hinsichtlich ihres Erscheinungsbilds eine gewisse Vorbildfunktion erwartet. Ihres ist im günstigsten Fall eigenwillig zu nennen. «
    Wieder nickte ich bloß, aber die Frau verstand, dass es mich nicht im Geringsten kümmerte, wie sie oder andere mein Aussehen nannten, und setzte nach: » Nicht dass es nachher heißt, niemand hätte Sie vor sich selbst gewarnt. «
    Ich musste laut lachen, und sie warf mich aus dem Zimmer.
    Nach einigen konfliktreichen Praktika in diversen staatlichen Einrichtungen war meine Begeisterung für offene Erziehungskonzepte zwar auf ein relativ unauffälliges Maß geschrumpft, aber von Vorbildfunktion, was mein Äußeres betraf, konnte noch immer keine Rede sein. Obwohl ich seit Beendigung der theoretischen Ausbildung im Sommer zuvor meine Haarfarbe schon zweimal gewechselt hatte, würde wohl auch jetzt niemand meine Erscheinung als mustergültig für eine Erzieherin bezeichnen, es sei denn, es fände sich etwas in der Betreuung von minderjährigen Straßenpunks oder pflegebedürftigen Hippie-Kindern. Meine Chancen auf ein regelmäßiges Einkommen waren dementsprechend bescheiden, sobald die Leute mein Passfoto auf dem Bewerbungsschreiben sahen. Aber ich bestand darauf, dass, wer andere nur aufgrund von Äußerlichkeiten beurteilte, im pädagogischen Bereich sowieso nichts zu suchen hatte. Manu fand das kindisch und erklärte meine Aufmachung abwechselnd zu einem Schutzschild, um Nähe zu verhindern, oder zu einer Kompensation, die damit zu tun hatte, dass die Frau, die meine Mutter hätte sein sollen, abgehauen war. Wenn allerdings jemand anders eine Bemerkung über ihre » Schlampenfreundin « tat, erhielt er von Manu die volle Breitseite: » Du Spießer, guck dir mal dein Quallengesicht an! « , was aus dem Mund einer platinblonden Edelschönheit wirklich Eindruck
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