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Die Liebe in Grenzen

Die Liebe in Grenzen

Titel: Die Liebe in Grenzen
Autoren: Veronika Peters
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Der Rentner aus unserem Stockwerk ist zur Haustür hereingekommen, ohne dass ich ihn bemerkt habe, und schaut mich fragend an.
    Â» Nichts. Ich habe nur laut gedacht. «
    Â» Ach so. Dann schönen Tag noch « , brummt er und steigt die Treppe hinauf.
    Ich schaue ihm nach, höre seine schlurfenden Schritte jeden Treppenabsatz unter Mühen erklimmen, dann, wie er oben den Schlüssel ins Schloss steckt und die Wohnungstür hinter sich zuschlägt.
    Die Briefkastenklappe steht noch immer offen, da ist diese Karte in meiner Hand, da sind wieder Bilder und Klänge in meinem Kopf, die eine Weile hinter Schloss und Riegel waren, und ich frage mich, was ich jetzt damit anfangen soll. Wieder einsperren? Mehr als tausend Kilometer und drei Monate Sprachlosigkeit liegen zwischen mir und dem Absender, und dies könnte genauso gut nur eine wortlose Ansichtskarte sein. Um eine direkte Reaktion meinerseits zu bekommen, hätte er mindestens eine Adresse angeben müssen. Da ist aber keine. Alles kann also offen bleiben, wenn ich es will. Für so viel überraschende Rücksicht sollte ich fast schon dankbar sein.
    Er wäre aber nicht er, wenn er nicht trotzdem auch genau dies beabsichtigt hätte: Ein stummer Gruß aus Paris, ein einziger Kuli-Strich, und schon wird ein Gedicht aufgeweckt und mit ihm die Erinnerung an einen Morgen, der lange her ist, und an einen weiteren, der kaum vergangen, an eine nicht zum Ziel geführte Reise – es ist alles wieder da, als wäre es eben erst gewesen. Dafür hat er nicht einmal ein persönliches Wort benötigt.
    Montagmorgen und ich in nassen Klamotten, das passt so gut dazu, als wäre sogar das eigens von ihm inszeniert worden.
    â€¦ ein böser roter Löwe geht mit ihnen …
    Ich nehme die Karte mit in die Wohnung und stelle sie gegen eine leere Kaffeetasse auf den Küchentisch. Ein Eierbecher spiegelt sich im Hochglanzbild: Der menschenleere Jardin du Luxembourg im frühherbstlichen Morgenlicht, das Foto tausendfach reproduziert, vielleicht aus einem Ständer an der Rue Bonaparte gezogen, frankiert, adressiert, grußlos und doch mit ausreichend Information für mich abgeschickt.
    Er ist auf dem Weg. Zu mir hin oder weiter von mir weg, das wird sich herausstellen.
    Er spielt wieder.
    â€¦ und dann und wann ein weißer Elefant …
    Dass sein erstes Lebenszeichen genau zu Beginn des Winters bei mir eintrifft, muss nichts heißen. Aber es ist nicht auszuschließen, dass er auch das bedacht haben könnte.
    Dieser durchgeknallte Irre!
    Es geht ihm gut.
    Mehr brauche ich eigentlich nicht zu wissen.
    Ich werde abwarten.

2 – Der Anfang
    A ls wäre es gestern gewesen und gleichzeitig endlos her:
    Â» Wie lange wohnen Sie schon unten im Dorf? «
    Â» Etwas über zwei Jahre. «
    Â» Und Sie wollen sich trotzdem bei uns bewerben? «
    Â» Spricht denn mein Wohnort dagegen? «
    Â» Nicht unbedingt. Es wundert mich nur. «
    Â» Wieso? «
    Â» Wissen Sie, wie unsere Einrichtung von den Dorfbewohnern genannt wird? «
    Â» Irrenmühle, Deppenkarussell, das Dritte hab ich vergessen. «
    Die Frau am anderen Ende der Leitung kicherte, wurde dann aber wieder ernst: » Sie haben doch sicher auch einschlägige Geschichten über uns gehört? «
    Â» Ja. Schon. «
    Â» Und? «
    Â» Mich gruselt es nicht so schnell. «
    Jetzt lachte sie: » Das ist auf jeden Fall eine gute Voraussetzung. Können Sie heute Nachmittag vorbeikommen? «
    Â» Heute? Ernsthaft? «
    Â» Es ist dann nicht viel los, da könnten wir uns Zeit nehmen. «
    Â» Soll ich nicht erst die Unterlagen schicken? Zeugnisse und so? Müssen Sie das nicht vorher prüfen? «
    Â» Wollen Sie jetzt eine Stelle oder nicht? Dass Sie sich vom Dorftratsch nicht haben beeindrucken lassen, spricht erst mal für Sie. Den Papierkram können Sie mitbringen, wir schauen uns das schon in Ruhe an, keine Sorge. «
    Â» Danke. «
    Â» Wofür? Ist ja nicht gesagt, dass Sie den Job bekommen. Wir sehen uns gegen vier. Fragen Sie nach Carmen. «
    Â» Carmen? «
    Â» Genau. «
    So hatte es angefangen: Ein Anruf von ungefähr vier Minuten, spontan getätigt, um irgendetwas zu versuchen, mehr noch, um später bei Bedarf Manu oder meinem Vater erklären zu können, ich hätte mich bemüht. Nichtsdestoweniger hatte ich ein Vorstellungsgespräch wegen der ausgeschriebenen Stelle für »
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