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Die Liebe des letzten Tycoon

Die Liebe des letzten Tycoon

Titel: Die Liebe des letzten Tycoon
Autoren: F. Scott Fitzgerald
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vergangenen Monaten konzentriert gearbeitet, und seit Januar 1940 war er trocken, so erzählt Sheilah Graham, seine Lebensgefährtin während der letzten Jahre. Die Liebe des letzten Tycoon war das Buch, in das er größere Hoffnung setzte als in alles, was er seit langem geschrieben hatte, Hoffnung auf einen künstlerischen, möglichst auch wirtschaftlichen Erfolg. Mit einem neuen großen Buch hoffte er wieder ein Autor zu werden, der zählt und dessen frühere Bücher wieder gelesen werden.
    Was Fitzgerald mit der Liebe des letzten Tycoon wollte, offenbart sich bereits in dem Romanfragment: Einen Neuanfang nämlich, endlich wieder ein Meisterwerk. Denn Fitzgerald, der in den zwanziger Jahren den Begriff des Jazz Age geprägt hatte und mit seiner schönen Frau Zelda als dessen Verkörperung galt – jung, erfolgreich, lebensfroh und verantwortungslos –, war 1939 eigentlich am Ende und als Romanautor fast vergessen. Die Zeiten, in denen er vierstellige Summen an einer Kurzgeschichte verdiente, waren längst vorbei. 1920, im Alter von vierundzwanzig Jahren, hatte er mit dem Roman Diesseits vom Paradies seinen ersten Bestseller geschrieben. Ein erster Band mit Kurzgeschichten verkaufte sich ebenfalls prächtig. Zwei Jahre später kam sein zweiter Roman, Die Schönen und Verdammten, ein weiterer Bestseller, und auch der nächste Band mit Kurzgeschichten, Tales from the Jazz Age, fand reißenden Absatz. Das einzige Buch, mit dem er in jenen Jahren keinen strahlenden Erfolg feierte, war Der große Gatsby, der 1925 herauskam: Ausgerechnet das Buch, das heute bekannter ist als irgendein anderes, das Fitzgerald geschrieben hat und das als Meilenstein der amerikanischen Literatur des [213] zwanzigsten Jahrhunderts gilt, brachte ihm weniger ein, als die Saturday Evening Post im selben Jahr für seine Kurzgeschichten bezahlte. Diese Geschichten waren in Fitzgeralds Augen oft nichts anderes als Lohnschreiberei, die er lange Zeit brillant beherrschte und mit der er seinen und Zeldas extravaganten Lebensstil finanzierte: 2500 Dollar verdiente er an jeder Geschichte in der Post, 3500 Dollar gar, wenn sie in Redbook erschien. Diese beiden und einige andere Magazine zahlten auf dem Höhepunkt seines kommerziellen Erfolgs in den Jahren 1930 und 1931 für Fitzgeralds Kurzgeschichten 4000 Dollar, und sein Jahreseinkommen kletterte auf 37 599 Dollar im Jahr 1931 an. Wir wissen das so genau, weil Fitzgerald damals penibel Buch über seine (und auch Zeldas) Einnahmen führte, eine Angewohnheit, die er ablegte, als er 1937 zum ersten Mal nach Hollywood reiste.
    Zu diesem Zeitpunkt hatte er 22 000 Dollar Schulden; die Geldnot wurde eine der wenigen Konstanten in seinem Leben. Deshalb akzeptierte Fitzgerald ein Angebot des Filmstudios MGM , für sechs Monate als Drehbuchautor nach Hollywood zu kommen, und unterschrieb einen Vertrag, der im Dezember 1937 für ein weiteres Jahr verlängert wurde. Denn kurz zuvor war der einzige Film, bei dem er je als Drehbuchautor genannt wurde, The Three Comrades, nach Erich Maria Remarques Roman unter der Regie von Frank Borzage, mit Begeisterung in den Kinos aufgenommen und für einige Oscars nominiert worden.
    Gleich zu Beginn seiner Zeit bei MGM lernte Fitzgerald Sheilah Graham kennen, eine achtundzwanzigjährige Hollywood-Kolumnistin aus England. Sheilah gab sich als [214] Tochter aus gutem Hause aus, die sich einen Jux daraus machte, erst als Chorus-Girl, dann als Klatschreporterin durchs Leben zu ziehen. Mehr wusste Fitzgerald nicht von ihr. Sheilah wiederum wusste von Fitzgerald fast nichts, kannte weder seine Bücher noch seine Alkoholprobleme, die zu jener Zeit gewaltig waren. Bald erzählte sie Fitzgerald ihre wahre Geschichte – dass sie aus einem Slum in East London stammte, in einem Waisenhaus aufgewachsen war und mit achtzehn einen zweiundvierzigjährigen Gentleman geheiratet hatte, der ihre Ausdrucksweise verbesserte und ihre Manieren auch, und dass sie außerdem mit acht Männern geschlafen hätte. Fitzgerald war nur von der letzten Enthüllung schockiert, er glaubte an die Monogamie und hatte Zelda ihre Affären eigentlich nie verziehen. Doch er erholte sich von seinem Schock und bot Sheilah an, ihre Weiterbildung zu übernehmen. Wie gewalttätig er werden konnte, wenn er betrunken war, erfuhr Sheilah ihrerseits bald. Doch sie blieben, wenn auch mit Unterbrechungen und in getrennten Wohnungen, ein Paar bis zu seinem Tod.
    The Three Comrades war die einzig halbwegs gute Erfahrung, die
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