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Die Liebe des letzten Tycoon

Die Liebe des letzten Tycoon

Titel: Die Liebe des letzten Tycoon
Autoren: F. Scott Fitzgerald
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Fitzgerald mit einem Drehbuch bei MGM machte. In den meisten Fällen wurde, was er schrieb, nicht verwendet, von anderen angestellten Autoren überarbeitet oder in so kleine Teile zerlegt, dass er bei keinem weiteren Film als Drehbuchautor im Abspann aufgeführt wird. Manche Filme, an denen er arbeitete, kamen über ein frühes Stadium der Vorbereitung nicht heraus, weil das Studio sie fallenließ, bevor das Drehbuch auch nur irgendeine erkennbare Form angenommen hatte. Die größte Demütigung erfuhr Fitzgerald, als er in den letzten drei Wochen seines [215] Vertrags an David Selznick ausgeliehen wurde, um Teile des Scripts zu dem Film Vom Winde verweht zu überarbeiten, den Selznick produzierte. MGM hatte Fitzgerald unter anderem nach Hollywood geholt, weil er Dialoge schreiben konnte. Das sollte er für Vom Winde verweht nun tun. Allerdings mit der Vorgabe, einzig Wörter zu verwenden, die Margaret Mitchell in ihrem Roman ebenfalls verwendet hatte. Das Wort, das er am häufigsten bei der Revision der Dialoge an den Rand schrieb, war cut.
    Als Selznick weitere sechzehn Autoren holte, um Vom Winde verweht in eine verfilmbare Form zu bringen, war Fitzgeralds Zeit mit ihm vorbei.
    Fitzgerald war nicht der einzige Autor, dem es in Hollywood so erging. Und er war bei weitem nicht der Einzige, der exzessiv trank. In den vierziger Jahren machte William Faulkner bei deutlich geringerem Gehalt ähnliche Erfahrungen, und auch Raymond Chandler, der beim Film blendend verdiente, wurde nicht müde, darüber zu schimpfen, wie wenig gutes Schreiben in Hollywood galt. Er äußerte sich allerdings auch scharf gegenüber anderen Schriftstellern in der Filmindustrie, die er zum größten Teil für »übertrieben gekleidete, übertrieben bezahlte, servile und inkompetente Lohnschreiber« hielt. Chandler hatte ein tiefes Verständnis davon, was ein guter Film sei, und schrieb immerhin zwei – The Blue Dahlia im Jahr 1945 und Playback 1947. Fitzgerald gelang das nicht. Er scheiterte an der Aufgabe, eine gute Geschichte für die Leinwand zu erfinden und auszuarbeiten, das wusste er selber. Aber er gewann etwas, das für die Entwicklung der Liebe des letzten Tycoon von größerer Bedeutung war – er lernte zu verstehen, wie die [216] Filmindustrie funktionierte. Die Leute von der Ostküste, schreibt er im Roman, gäben vor, daran interessiert zu sein, wie Filme entstehen, dabei interessierten sie sich einzig für die Extravaganzen und Vulgarität Hollywoods, nicht für die Grammatik des Filmemachens. Ihn aber faszinierten diese Regeln einer Industrie, die immerhin manchmal Kunst produzierte. Er litt unter diesen Regeln, der Entmachtung derer, die in Hollywood talent heißen, und der immer differenzierteren Arbeitsteilung. Aber ihn interessierte brennend, wie das System im Gleichgewicht gehalten wurde, das Geld und die Ideen, die es kaufen konnte, die Geschichten und die Macht, sie einem Millionenpublikum zu erzählen. Sie wurden der Stoff seines Romans, des ersten, der über Hollywood geschrieben wurde.
    Die achtzehn Monate, die er insgesamt als angestellter Drehbuchautor bei MGM verbrachte, waren für sein Schreiben katastrophal. Finanziell aber retteten sie ihm den Kopf. Fast 60 000 Dollar versteuerte er im Jahr 1938, mehr, als er je zuvor und später jemals wieder verdient hatte. Damals war der Wert des Dollars ein Vielfaches seines heutigen; um eine Vorstellung davon zu bekommen, in welchen Dimensionen sich Fitzgeralds Verdienst in seiner erfolgreichsten Zeit bewegte, sollte man zum Vergleich den Jahresverdienst eines Fabrikarbeiters in jenen Jahren kennen, der 1300 Dollar betrug. Mitleid für Fitzgerald in jenen Jahren ist also nicht angebracht. Er lebte, solange er nüchtern war, ein ruhiges Angestelltenleben, und wie so viele Angestellte träumte er davon, etwas anderes zu tun. Im Gegensatz zu den meisten wusste er allerdings, dass er das Talent dazu hatte. Oder hatte er es verschleudert, wie er selbst fürchtete?
    [217] Die Situation ändert sich schnell. Sein Vertrag mit MGM wird nicht noch einmal verlängert. Fitzgeralds Einnahmen während seiner Arbeit an der Liebe des letzten Tycoon im Jahr 1940 sind lächerlich. Für seine sehr kurzen Kurzgeschichten über den erfolglosen Drehbuchautor Pat Hobby und dessen Abenteuer in Hollywood, die im Esquire erscheinen, bekommt er nach zähen Verhandlungen gerade jeweils 300 Dollar. Dabei braucht Fitzgerald ständig größere Beträge. Zelda ist nach mehreren Zusammenbrüchen seit 1936
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