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Die Liebe am Nachmittag

Die Liebe am Nachmittag

Titel: Die Liebe am Nachmittag
Autoren: Erno Szep
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Hauses. Dort, in diesem Halbdunkel, habe ich sie geküsst, sie stand mit dem Rücken an ein Baugerüst gelehnt.
    Nach drei Wochen des Herumbummelns und der Kussorgien kam sie zu mir herauf. Ihr Auto stellte sie drei Häuser weiter ab.
    Als sie zum zweiten Mal bei mir war, brachte sie ein kleines Köfferchen mit, wie man es beim Besuch des Schwimmbads mit sich trägt. Es enthielt einen Kimono, ein Paar Seidenpantöffelchen und eine Flasche Eau de Toilette, Geranium d’Es pagne . All dies hat sich in meinem Kleiderschrank eingemietet.
    Ach ja! Einen Tag, nachdem ich die Dame zum ersten Malin Buda geküsst hatte, begegnete ich mittags in der Dorottya-Gasse ihrem Mann. Er hastete gerade aus einer Bank heraus, rannte mich beinahe um.
    »Servus, hab dich lange nicht gesehen.«
    Servus, wie geht es dir, lieber Vorname.
    Sein Vorname, sein Familienname und der ganze Mensch sind mir erst seit drei Tagen bekannt, von der Dame habe ich ihn mir damals in der Nacht zeigen lassen, um zu wissen, welchem der smokingbedressten Herrn ich die Ehre gäbe, wenn ich ihren Mann begrüßen will.
    »Meine Frau hat erzählt, wie angenehm ihr letztens miteinander geplaudert habt. Würde mich freuen, wenn du uns einmal besuchen wolltest. Meine Frau soll’s mit dir ausmachen.«
    Bitte sehr. Gern.
    »Also dann servus, hat mich gefreut. Siehst übrigens prächtig aus. Du entschuldigst, ich bin schon verspätet.«
    Er machte einen frischfröhlichen Eindruck, zwitscherte wie ein Vogel. Sprang in seinen Wagen, der neben dem Gehsteig auf ihn wartete.
    Nachträglich hatte ich ein bisschen Herzklopfen. Aber das ist meine Neurasthenie. Denn ich habe diesem Gentleman genauso heiter in die Augen gesehen wie er mir, allenfalls zuckten im ersten Augenblick meine Wimpern. Zu welchem Gaukler hat mich diese Welt gemacht!
    Als das Auto davongetuckert war, blieb ich stehen und sah ihm nach. Was hätte dieser Mensch wohl gesagt, wenn ich ihm beim Händeschütteln anvertraut hätte: Stell dir vor, mein Bester, gestern habe ich deine Frau geküsst.
    Vielleicht hätte er begeistert gelacht: Aber bitte sehr, ist ja wunderbar, wollte dich gerade darum bitten.

5.   Nacht
    Also dann komm jetzt, kleine Iboly.
    Dass mich das Mädchen im Theater aufhielt, das geschah etwa anderthalb Jahre, nachdem ich angefangen hatte, die Dame kennenzulernen.
    Drei Tage später rief mich diese Iboly an.
    Immer wenn das Telefon klingelt, fahre ich zusammen.
    Ich hatte gearbeitet. Ekelhaft, wenn man so aufgeschreckt wird. Wer spricht? Ich erkannte die zaghafte Frauenstimme nicht.
    »Iboly.«
    Iboly. Was für eine Iboly? Den Namen hatte ich nicht parat.
    Ja, ja, im Theater. Bitte.
    »Sind Sie mir böse?«
    Ach woher, nein, meine Liebe. Aber sagen Sie, worum es geht.
    Sie begann damit, dass sie schon gestern bei mir angerufen habe, leider erst nach eins, als die Schule aus war; von der Schule aus mag sie nicht telefonieren, man kann da nicht reden, die Mädchen hören alles mit. Ich war nicht zu Hause.
    Gestern Mittag musste ich bei einer Zeitungsredaktion vorstellig werden, weil mir das Geld ausgegangen war.
    Ich versprach, ihr die 20   Heller zu ersetzen, die sie gestern umsonst hinaus- beziehungsweise eingeworfen hat.
    Sie lachte neckisch, ach, das ist doch nicht Ihr Ernst.
    Also dann, was hatte sie denn auf dem Herzen.
    Das möchte sie mir gern persönlich sagen. Schon seit Längerem wollte sie mit mir sprechen.
    Ich spürte, wie heftig sie atmete, zwischen ihren kurzen Sätzen stockte sie. Am Ende hüstelte sie ein wenig, war wohl ziemlich aufgeregt.
    Wie viele Sekunden dauert es, bis man ein solches Mädchentaxiert hat und dann entscheidet, ob man etwas davon begehrt oder nicht? Ist dieses Mädchen hübsch? Ich kann mich jetzt nur an etwas Blondes und jugendlich Ungestümes erinnern. Von ihren Augen weiß ich gar nicht, ob sie blau oder braun sind. Mit den Beinen gibt es, soweit ich mich erinnere, kein Problem.
    Vielleicht ist mir das Wort schneller entschlüpft, als ich es ihm gestatten wollte:
    Also gut, gern. Heute Nachmittag, wenn sie aus der Schule kommt, falls auch sie nichts Besseres vorhat.
    Nein, da hat sie nie etwas vor. Sie hätte sich’s auch so gedacht. Um sechs ist die Schule aus, sagen wir um achtzehn Uhr zehn. Wo ich warten wollte, sie würde da sein. Freue sich schon so!
    Die Schauspielschule liegt am Anfang des Leopoldrings. Am besten träfen wir uns an der Margeretenbrücke bei der Haltestelle der 16er.
    Ich kann unmöglich an der Schule vor aller Augen auf ein
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