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Die Leute mit dem Sonnenstich

Die Leute mit dem Sonnenstich

Titel: Die Leute mit dem Sonnenstich
Autoren: Horst Biernath
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darüber, weshalb er und Marion den zumindest von Marion geplanten längeren Aufenthalt auf der Insel so überraschend schnell abgebrochen hatten.
    »Sie werden den Findern des Bootes wahrscheinlich eine angemessene Belohnung gegeben haben, Herr Steffen«, sagte der Alte Herr mit deutlicher Betonung, daß er auf einen korrekten Verkehrsmodus Wert lege, während Steffen sonst doch immer der liebe Steffen, der junge Freund oder sogar der junge, liebe Freund gewesen war, »und da meine Sachen einen nicht geringen Teil der verlorenen darstellen, darf ich Sie wohl darum ersuchen, mit mir über meinen Anteil an der Belohnung zu verrechnen!«
    Steffen sträubte sich liebenswürdig. Nein, er allein hätte das Boot verloren und trüge die ganze Schuld, folglich auch den ganzen Finderlohn.
    Herr Keyser wollte davon nichts wissen. Er wollte die Begleichung seiner Rechnung nicht einmal hinausschieben, da er daran gewöhnt sei, seine Schulden möglichst rasch loszuwerden.
    »Die Geschichte dürfte einige Schwierigkeiten haben, lieber und verehrter Herr Keyser«, antwortete Thomas Steffen mit hartnäckiger Herzlichkeit, »man müßte da nämlich um eine gerechte Verteilung der Kosten auf den einzelnen zu erzielen, einen Taxator bes-tellen und die Lasten hinterher prozentual verteilen, da ich tatsächlich keine Ahnung davon habe, was getragene Anzüge und wasserzers-törte Fotoapparate wert sind. Wenn Sie sich jedoch durchaus am Finderlohn beteiligen wollen, so können wir ja s-päter auf diese Sache noch einmal zurückkommen. Aber vielleicht wollen Sie sich zunächst doch erst umziehen. Wir sind nämlich nur geduldete Gäste auf diesem Platz, und das Tragen von Badehosen ist hier nicht ges-tattet. Hinter dem Bootshaus liegen die Umkleidekabinen.«
    Er wollte das Paket aufheben, aber Herr Keyser kam ihm zuvor. Besten Dank! Es würde ihm nicht schwerfallen, sich hier allein zurechtzufinden. Und stolz wie ein Spanier entschwand er mit dem Paket den Blicken. »Aber beeilen Sie sich, bitte!« rief Steffen ihm nach. »Unser Zug geht in einer S-tunde!«
    Herr Keyser tat, als hätte er den Zuruf nicht gehört. Die Frechheit dieses jungen Mannes ging denn wohl doch über die Hutschnur! Was hatte er gesagt? »Unser Zug...«
    Ha! Er konnte beruhigt gehen. Marion würde diesem Herrn die rechte Antwort auf seine Unverschämtheiten schon geben.
    »Ich habe mein Boot bereits zur Bahn gebracht, Fräulein Marion«, sagte Thomas Steffen. »Kommen Sie jetzt! Wir wollen Ihren Zweier rasch Zusammenlegen, damit wir nachher noch Zeit haben, in Ruhe eine Tasse Kaffee zu trinken. Es sitzt sich sehr angenehm hier unter den schattigen Bäumen, und ich nehme doch an, daß Sie von der Fahrt einen rechtschaffenen Durst und Appetit mitgebracht haben, wie?«
    Er ging, ohne Marions Antwort abzuwarten, zum Fluß hinunter und wickelte sich, ohne sich erst umzuschauen, die Bootsleine ein paarmal kurz ums Handgelenk. Er spürte ein leichtes Schaukeln des Floßes, einen Schatten, der ihn kurz streifte, und sah aus dem Augenwinkel, daß Marion die andere Leine gefaßt hatte.
    »Hau-ruck!«
    Sie zogen gleichzeitig an, ein kräftiger Hub, Saugwirkung des Wassers, ein schnalzendes Geräusch, das Plätschern niederprasselnder Tropfen, und das Boot lag auf den Planken.
    »Gut gemacht!« er nickte Marion zu. »Und jetzt räumen Sie es drüben aus, ich tue es hier. Und kein Durcheinander, bitte, Zeltzeug und Bootszeug gesondert ablegen!«
    Marion antwortete nicht, aber sie begann das Boot auszuräumen wie er drüben.
    »Ah, mein Zelt! Nett von Ihnen, Fräulein Marion, daß Sie es nicht vergessen haben. Schönen Dank!«
    »Nichts zu danken — mein Vater hat es abgebrochen.«
    »Und achten Sie auf die Schrauben! Man verliert sie zu leicht, und außerdem hat das Floß Lücken, durch die sie hindurchfallen können. Geben Sie sie mir. Ich bewahre sie in meiner Tasche auf, bis wir das Säckchen für die Schrauben gefunden haben.«
    Hin und her, hin und her, hin und her. Ein Zweier hat etwa zwanzig Flügelschrauben, die gelöst werden müssen, und zwanzigmal berührten sich Steffens und Marions Hände. Flüchtig natürlich, aber immerhin...
    »Vorsicht jetzt! Man verletzt mit den Sitzrosten so leicht die Bootshaut!«
    »Keine Sorge, ich passe schon auf!«
    Es war zwar keine sehr persönliche, aber immerhin doch eine ziemlich wortreiche und ununterbrochene Unterhaltung.
    Barbara stand auf der höchsten Treppenstufe und schaute den beiden zu und war zartfühlend genug, sich hinter
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