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Die letzten Tage der Solaren Welten

Die letzten Tage der Solaren Welten

Titel: Die letzten Tage der Solaren Welten
Autoren: Alfred Bekker
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Staatsstreich überhaupt erst ermöglicht hatte, war so gut wie besiegt und der als weißer Ritter auftretende neue Verbündete hatte nicht die strategische Möglichkeit, aus seinem Aufenthalt im Sol-System mehr als einen Kurz-Trip mit Kampfeinsatz zu machen. Ich ließ mir die Positionsübersicht der Ortung auf einen Wandschirm in der Messe geben.
    Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass mein Platz jetzt eigentlich irgendwo anders gewesen wäre. An Bord eines Flaggschiffs zum Beispiel oder in einem Stab, von dem aus der Flotteneinsatz koordiniert wurde.
    Von Koordination konnte man bei unseren eigenen Verbänden wohl kaum sprechen. Die hatten sich einfach so gut es ging ihrer Haut gewehrt. Mehr war nicht drin gewesen, nachdem das Gefecht auf der Venusbahn so ungünstig verlaufen war, was angesichts der Zahlenverhältnisse niemanden wundern durfte.
    Die Msssarrr hatten nicht den Hauch einer Chance gegen die Antimateriewaffen der Starr. Die Kriegsmaschinerie der Sauroiden funktionierte mit einer beneidenswerten Perfektion. Wie genau diese Echsenköpfe dieses hohe Maß an Koordination mit dem ebenfalls hohen Maß an Mitbestimmung jedes einzelnen verbanden, war für mich ein Rätsel.
    Die Menschheit brauchte eines Tages auch Antimaterie-Waffen, um sich zu verteidigen. Dieser Augenblick machte das überdeutlich. Jahre später konnte ich den Far Horizon Konzern dazu bewegen, in dieser Richtung zu forschen und vor allem, frühzeitig wissenschaftliche Kapazitäten wie Yasuhiro von Schlichten anzuwerben, die solche Projekte vielleicht verwirklichen konnten. Bis zum heutigen Tag ist dies nicht gelungen und die späteren Hoffnungen, dass die Starr uns vielleicht an ihrem Wissen teilhaben lassen würden, erwiesen sich allesamt als trügerisch. Sie haben ihr Spiel mit uns gespielt. Sehr souverän, sehr überlegen, wobei sich diese Überlegenheit wohl nicht nur auf ihre Waffentechnik, sondern auch auf ihre geistige Flexibilität bezog. Ich gebe es ungern zu, aber die Menschheit kam mir manchmal vor wie jene einfältigen Eingeborenen, denen die spanischen Conquistadores Land für Glasperlen abkauften. Nein, ich korrigiere mich. Wir haben uns sogar – im übertragenen Sinn – mit der Aussicht auf Glasperlen zufrieden gegeben. Aber das war alles Jahre später. Wir hatten noch viel Lehrgeld zu bezahlen. Und davon will ich meine Person gar nicht ausnehmen. Der Instinkt hatte mir damals geraten, mich nicht an die Spitze dieses gut gemeinten Aufstandes zu stellen. Und als der ganze Spuk zu Ende war, konnte ich nur sagen, dass es eine der wenigen richtigen Entscheidungen gewesen ist, die ich während der Msssarrr-Krise traf. Eine traurige, gnadenlose Bilanz. Mag sein. Aber wenn ich irgendwo ehrlich sein kann, dann hier, mit diesen Aufzeichnungen, auf die man erst irgendwann stoßen wird, wenn ich nicht mehr bin. Diese Vorstellung lindert die Scham. Und vor allem ermöglicht sie es, das eigene Handeln kritisch zu analysieren und für die Zukunft zu lernen. Denn der Kampf um die Zukunft der Menschheit ist nicht zu Ende. Auch jetzt nicht, da ich diese Aufzeichnungen mache.
    Wer sind wir?
    Eine Gattung, die erst vor etwa drei Jahrhunderten den ersten Satelliten ins All geschossen hat. Dreihundert Jahre sind in der Geschichte nur ein Wimpernschlag.
    Die Position der Menschheit in unserer Region der Milchstraße ist alles andere als gefestigt. Vielleicht verdanken wir sie sogar nur der Schwäche einiger unserer Nachbarn, insbesondere der J'ebeem und es braucht nur ein militärisch starker Gegner wie seinerzeit die Kridan aufzutauchen und wir existieren nicht mehr. Das geht im Handumdrehen, auch wenn das den meisten Menschen nicht bewusst ist und sie das, was die Menschheit in den letzten dreihundert Jahren aufgebaut hat, für sicher und solide halten.
    Es ist ein Kartenhaus und ich habe mein Leben der Aufgabe gewidmet, dieses Kartenhaus zu stabilisieren.
     
     
    Eine Frage brannte mir in jenem Augenblick als ich mit *** allein in der Offiziersmesse der CAPESIDE saß, noch unter den Nägeln. Für mich war es die Frage aller Fragen.
    »Die Starr-Schiffe müssen vor gut einer Woche aufgebrochen sein«, stellte ich fest und wartete ab, wie er reagierte.
    Er zuckte mit den Schultern. »Von Raumfahrt und Antriebstechnik verstehen Sie mehr als ich. Ich habe ehrlich gesagt, keine Ahnung, wie schnell Starr-Schiffe zu fliegen im Stande sind.«
    »Ich schon. Vorausgesetzt, die Berichte des Geheimdienstes, die unter Rendor Johnsons Regie entstanden sind,
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