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Die letzten Tage der Solaren Welten

Die letzten Tage der Solaren Welten

Titel: Die letzten Tage der Solaren Welten
Autoren: Alfred Bekker
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vollständigen Einblick in die Hintergründe der sogenannten Merkur- oder Msssarrr-Krise und den damit in Zusammenhang stehenden Putsch hatte.
    Wahrscheinlich weiß ich aber mehr darüber als irgendjemand anders. Die Toten vielleicht ausgenommen. Und jene, die es erfolgreich verstanden haben, bis heute im Verborgenen zu bleiben, um von dort aus viel wirksamer auf die Geschichte der Menschheit Einfluss nehmen zu können, als es jenen je möglich war, die im Rampenlicht standen – und damit mitunter auch zur Zielscheibe wurden.
     
     
    Ich sprach heute ein weiteres Mal mit Sarah Windsor, der Vorsitzenden dieser Vereinigung von Rassisten, die sich Pro Humanity nennt und im Grunde nichts anderes propagiert als eine menschliche Vorherrschaft im Universum. Es fehlt eigentlich nur noch eine religiöse Komponente in ihrer Ideologie, dann entsprächen ihre Zukunftsplane in etwa dem, was die Kridan für die Zukunft ihres Heiligen Imperiums ersehnen.
    Nicht, dass ich etwas gegen die Idee einzuwenden hätte, dass die Menschheit eine starke Position braucht, um sich auf Dauer behaupten zu können. Darum kämpfe ich, seit wir von Marina III vertrieben wurden.
    Nein, darum geht es nicht.
    Was ich nicht mag, ist der mehr oder minder offene Rassismus, den Windsor und ihre Anhänger verkörpern und mit dem sie leider auch Wählerstimmen zu ködern vermögen. Dass am Ende des Dronte-Krieges der Feind nicht vollständig vernichtet wurde und wir uns jetzt in einem Stadium friedlicher Koexistenz befinden, war offenbar vielen Bürgern der Solaren Welten nur schwer zu vermitteln. Angesichts der zahlreichen Opfer, die es uns alle gekostet hat, ist das nur zu verständlich.
    Und doch kann ich eine gewisse Verachtung für Politiker nicht verhehlen, die nach dem Motto von Talleyrand handeln, der das Kunststück fertigbrachte, sowohl unter dem Konsulat, dem Kaisertum Napoleons und der Restaurationsregierung Ludwigs XVIII. Minister zu bleiben. Ein Motto, das in diesem, ihm zugeschriebenen Satz am besten zum Ausdruck kommt, sich aber ansonsten durch sein ganzes politisches Leben zieht: »Seht, da ist mein Volk! Ich muss ihm hinterher!«
    Inzwischen habe ich erkannt, dass es manchmal wohl nicht anders geht, als diesem Satz Talleyrands zu folgen, will man politisch überleben. In meinem Fall heißt das, eine Koalition mit einer so unangenehmen Person wie Sarah Windsor einzugehen.
    »Ich hoffe, Sie vergessen nicht, wer Sie zum Vorsitzenden des Hohen Rates gemacht hat«, erinnerte sie mich und hob dabei die Augenbrauen. Den Champagner hatte sie schon heruntergeschlürft, als wäre es Syntho-Brühe aus einem Automaten auf irgendeiner Bergwerkswelt. Sara Windsor bildete sich zwar immer viel auf ihre angebliche Verwandtschaft mit dem ehemaligen englischen Königshaus ein, aber was ihre Manieren anging, war sie weder ein Mensch, der Fremdvölker von der Überlegenheit der Menschheit hätte überzeugen können, noch hatte sie irgendetwas an sich, das man feinsinnig, erhaben oder kultiviert nennen konnte.
    »Sie verdanken es den Pro Humanity-Ratsmitgliedern, dass Sie in Ihre Position hineingekommen sind, Rudenko. Nicht, dass ich kein Vertrauen in Sie hätte, sonst hätte ich Ihnen bei der Sitzung niemals meine Stimme gegeben, aber …«
    »… aber Sie scheinen es für notwendig zu halten, mich daran zu erinnern«, schloss ich.
    »Es gibt ein paar Fragen, die unserer Bewegung besonders am Herzen liegen. Und wir stehen in diesen Dingen bei unseren Wählern im Wort. Das mag vielen anderen Politikern nichts bedeuten, uns aber schon.«
    Mir war sehr wohl bewusst, worauf Windsor hinauswollte. Pro Humanity plädierte dafür, die Dronte mit Hilfe des seinerzeit entwickelten Anti-Dronte-Virus restlos auszurotten, beziehungsweise ihnen das Überleben in einem so großen Teil der Galaxis unmöglich zu machen, dass sie gezwungen wären, sich in andere Bereiche unserer heimatlichen Milchstraße zurückzuziehen. Davon abgesehen, dass dies einem Völkermord gleichgekommen wäre, war es wahrscheinlich auch nicht besonders klug. Wir wussten, dass die Dronte ein Hilfsvolk der als »Erhabene« oder »Tote Götter« bekannten Superrasse waren, die vor langer Zeit die Galaxis beherrschte – und zwar in einer Weise, wie es im Moment keines der uns bekannten intelligenten Völker vermochte. Dieser Umstand bedeutete, dass wir erstens gar nicht genau eingrenzen konnten, wie groß das von ihnen beherrschte Territorium war und wir zweitens auch immer noch nicht ihre
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