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Die letzten Tage der Solaren Welten

Die letzten Tage der Solaren Welten

Titel: Die letzten Tage der Solaren Welten
Autoren: Alfred Bekker
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dass Christophorer Vegetarier sind«, erwiderte ich.
    »Trotzdem. Irgendetwas passt da nicht so ganz zusammen bei dir!«
    Ich hob den Nadler und schoss den Partikelstrahl auf eine sich schlangenartig über den Boden schiebende Wasserratte. Die Partikel rissen die fellüberwucherte Außenmembran auf. Eine gallertartige gelbe Flüssigkeit spritzte heraus. Das musste wohl das Blut dieser Wesen sein.
    »Ich will auch mal«, schmollte Chuck.
    »Du bist noch zu klein.«
    »Wenn du mich nicht auch mal an das Ding ranlässt, sage ich deinem Vater, dass du den Code der Waffenkammer geknackt hast.«
     
     
    Ich muss unwillkürlich lächeln, als ich mich an diese Szene erinnere. Anscheinend bin ich schon früh das bevorzugte Opfer von Erpressern geworden. Damals habe ich nachgegeben und es bitter bereut, denn Chuck schwenkte den Nadler herum und zerdepperte damit die Beleuchtung des Laderaums. Das führte zu einem Auslösen des Alarms, und die ganze Sache kam heraus.
    Den Ärger mit meinen Eltern habe ich überlebt, und Dad kalibrierte das Schloss der Waffenkammer neu.
    Die Probleme, die danach auftauchten, waren von einem ganz anderen Kaliber und nicht wieder so leicht aus der Welt zu schaffen.
    Ein paar fremde Schiffe tauchten am Rand des Marina-Systems auf. Ich weiß nicht, wie diese Schiffe aussahen, da ich natürlich nie vor einem der Ortungsschirme der Lokalverteidigung gesessen habe. Aber ich weiß, wie die Mannschaften dieser Schiffe aussahen.
    Sie waren grünhäutig, humanoid und hatten einen Kamm auf dem Kopf, von dem ich annehme, dass er aus Knochen bestand.
    Sie nannten sich die Hestan.
    Woher sie kamen wusste niemand.
    Fremde aus den unendlichen Weiten des Alls, die nichts Besseres zu tun hatten, als sich an einer wehrlosen Menschenkolonie zu vergreifen. Das könnte aus einer dieser übertriebenen Pro Humanity-Spots sein, mit denen gegenwärtig das Mediennetz verunreinigt wird.
    Aber damals war es tatsächlich so.
    Zumindest kam es mir so vor.
    Bis heute graust es mir bei der Selbstverständlichkeit, mit der diese Wesen ihren Herrschaftsanspruch anmeldeten.
    Vielleicht haben sich die Indianer der Karibik so gefühlt, nachdem Columbus sie entdeckt hatte und nun Heerscharen von spanischen Konquistadoren anlandeten, um das legendäre El Dorado zu finden und für die katholischen Könige von Kastilien und Aragon in Besitz zu nehmen.
    Die Hestan waren unserer eigenen Art offenbar nicht nur vom Körperbau her ähnlicher, als viele von uns wahrhaben wollten.
    Vielleicht sind es jene Tage und Stunden gewesen, in denen sich bei mir die Einsicht verfestigte, dass es die Menschheit niemals zulassen durfte, in eine ähnliche Situation zu geraten wie die Bewohner Amerikas zu Beginn der frühen Neuzeit. Eingeborene, die man mit Glasperlen bestechen oder gegeneinander aufhetzen konnte und deren Uneinigkeit es schließlich einer Handvoll barbarischer Eroberer ermöglichte, mehrere Großreiche zum Einsturz zu bringen, die kulturell gesehen sicher keinen Grund für Minderwertigkeitskomplexe gehabt hätten!
    Im Grunde genommen befand sich die Menschheit jener Tage genau in dieser Lage. Es gab kein Star Corps, dass den Hestan hätte Paroli bieten können, und so waren die Siedler von Marina III diesen fremden Eroberern im Grunde genommen völlig hilflos ausgeliefert. Was sie selbst an Verteidigungsanstrengungen auf die Beine stellen konnten, reichte natürlich hinten und vorne nicht. Ein Tropfen auf den heißen Stein.
    Wie hätte es auch anders sein können? Es standen ja auch gar nicht die nötigen Mittel zur Verfügung. Sowohl technologisch, waffentechnisch und personell.
    Die Hestan fanden bald Zugang zum planetaren Mediennetz und übersandten ihre Videobotschaften, die von einer bestechenden Qualität waren. Darin forderten sie die Bevölkerung des Marina-Systems dazu auf, sich zu ergeben und keinen Widerstand zu leisten. Sie kündigten einfach an, die Herrschaft zu übernehmen.
    Niemand wusste, woher sie kamen, aber die Tatsache, dass sie die Menschen für J'ebeem hielten sprach dafür, dass ihre Heimat irgendwo jenseits des Reiches von Ebeem liegen musste.
    Es wurden allerhand Mutmaßungen angestellt. Zum Beispiel die, dass es sich bei dem kleinen Flottenverband, der so plötzlich aus dem Zwischenraum aufgetaucht war, um Kolonisten handelte. Sie taten nichts anderes als das, was unsere Vorfahren auch getan hatten. Sie nahmen eine Welt in Besitz und hielten das für selbstverständlich – genauso, wie sie es für unnötig
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