Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die letzten Tage der Solaren Welten

Die letzten Tage der Solaren Welten

Titel: Die letzten Tage der Solaren Welten
Autoren: Alfred Bekker
Vom Netzwerk:
hatten, war den Algensammler auf Kurs zu halten. Drei Angestellte arbeiteten an Bord des Schiffes. Zwei davon hatten selbst Kinder, die wie ich ihre ersten Jahre auf der WELLENBRECHER verbrachten, wie Dad unseren Algensammler etwas hochtrabend genannt hatte. Sarmona war in meinem Alter, Chuck etwas jünger.
    Da das Schiff mehrere hundert Meter lang war und über eine eigene Anlage zur Rohverarbeitung der Algen und eine Zerkleinerungsmaschine für den Seetang verfügte, hatten wir Platz genug zum Spielen. Die meiste Zeit waren wir uns selbst überlassen und streiften auf dem Schiff herum.
    Meistens in den Arealen, die mein Dad dafür freigegeben hatte. Aber die größere Faszination ging natürlich von jenen Arealen aus, die verboten waren.
    Diese Korridore und Lagerräume schienen eine geheimnisvolle Welt für sich zu sein. Eine Welt, die allenfalls alle paar Marina III-Tage eine Menschenseele aufsuchte, um dort nach dem Rechten zu sehen. Meistens übernahmen dies auch die Robotdrohnen. Eine dieser Drohnen hatte sich mal selbstständig gemacht und führte nun in diesen Katakomben völlig unsinnige Wartungsarbeiten durch. Es dauerte einen ganzen Standard-Monat, bis Dad die Maschine schließlich erwischen und ausschalten konnte.
     
     
    Sarmona hatte helles, immer etwas zerzaustes Haar und eine Stimme, die sehr durchdringend sein konnte. Wenn ich heute an sie denke, fallen mir immer diese beiden Dinge ein.
    Ihre Haare und ihre Stimme, mit der sie ihre Mutter, die bei uns als Maschinistin arbeitete, zur Weißglut bringen konnte. Ein Schauspiel, das ich mir nach Möglichkeit nie entgehen ließ und das interessanter als jedes Holospiel war.
    Sarmona erzählte mir von ihrer Heimatwelt. Sie stammte von Sirius III, und ich fragte sie, ob sie dort oft Christophorer gesehen habe. Schließlich sei Sirius III doch deren Stammsitz, wie ich durch einschlägige Multimedia-Angebote für Kinder und Jugendliche erfahren hatte.
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Was ist ein Christophorer?«, fragte sie mich und erzählte mir dann etwas von einer Welt, die sich in nicht einmal dreißig Standardstunden um die eigene Achse drehte und auf der es einen dauernden Wechsel von Licht und Dunkelheit gab. Ich kannte das nur aus dem Mediennetz. Marina lag zwar 52 Lichtjahre von der Erde entfernt und damit eigentlich ein Stück außerhalb der Raumkugel, die von der Menschheit beansprucht wurde, aber das Mediennetz der Solaren Welten reichte bis hier. In dieser Hinsicht war die Menschheit schon lange vor Gründung der Solaren Welten eine Einheit gewesen. Was andere Dinge anging, war ihr Weg allerdings sehr viel beschwerlicher.
    Ich erklärte Sarmona alles, was ich über die Christophorer wusste. Dass es sich um einen Orden von Männern handelte, die ihr Leben gleichermaßen der Wissenschaft und dem Frieden gewidmet hatten. »Sie erforschen ferne Welten. Ich habe im Mediennetz einen Bericht gefunden über eine ihrer Expeditionen, die sie bis nach Ebeem führte.«
    »Ebeem?«, fragte Sarmona, denn auch diesen Namen hatte sie noch nie gehört.
    »Das ist das Zentrum des ungeheuer großen Sternenreichs der J'ebeem. Man vermutet, dass es mindestens tausend Lichtjahre durchmisst, aber genau weiß das noch niemand, denn man hatte bisher nur sehr losen Kontakt. Aber diese Christophorer kümmert das nicht. Sie dringen in Gebiete der Galaxis vor, in denen nie zuvor ein Mensch gewesen ist – und das tun sie ohne Waffen.«
    »Müssen sie nicht fürchten, gefangen genommen und ausgeplündert zu werden?«, fragte Sarmona.
    Ich schüttelte energisch den Kopf. »Seltsamerweise geschieht das nicht, zumindest ist mir nichts darüber bekannt und ich sammle im Mediennetz alles, was es über die Christophorer zu erfahren gibt, weil mich das sehr interessiert. Und da dieser Orden in Saint Garran auf Sirius III seine Zentrale hat, dachte ich eigentlich, dass du auch ab und zu mal einen dieser Männer gesehen hättest. Sie tragen braune Kutten mit Kapuzen.«
    Sarmona überlegte und schüttelte schließlich entschieden den Kopf. »Nein, nicht dass ich mich erinnern könnte.«
    »Eines Tages werde ich vielleicht auch mal ein Christophorer«, sagte ich.
    Sarmona sah mich erstaunt an, während der heftige Wind, der an Deck des Algensammlers unablässig wehte, ihr das Haar noch mehr durcheinander wirbelte. »Ich hätte etwas anderes gedacht«, bekannte sie.
    »Wieso?«
    »Meine Mom sagt immer, du hättest es gut. Du bräuchtest dir über deine Zukunft oder das, was du mal werden
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher