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Die letzten Tage der Solaren Welten

Die letzten Tage der Solaren Welten

Titel: Die letzten Tage der Solaren Welten
Autoren: Alfred Bekker
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Merkur-Krise der Öffentlichkeit zu offenbaren.«
    »Was weiß sie denn darüber?«
    »Sie hat mit Rendor Johnson gesprochen.«
    »Einem verbitterten Mann, der angesichts der Euphorie, die Ihr Wahlsieg verbreitet hat, nicht weiter beachtet werden wird! Außerdem ist er auf Gandara II in der Isolation.«
    »Sollte Sarah ernst machen, werden sich sehr schnell Stimmen erheben, die für die Aufhebung dieser Isolation plädieren.«
    »Ja, das mag sein.« Der Gast lächelte. »Wo ist Ihre Ruhe geblieben, Admiral Rudenko? Ihre Gelassenheit gegenüber den Wechselfällen des politischen Intrigenspiels.«
    Ich ballte die Hände zu Fäusten und konnte einfach nicht mehr an mich halten. Die ganze Anspannung der letzten Zeit entlud sich in dem Ausbruch, der dann folgte und der für meine Verhältnisse recht heftig war. »Wie kann es sein, dass man Sarah Windsor nach Gandara zu Johnson gelassen hat? Da hat doch jemand dran gedreht!«
    »Sicher.«
    »Diese Rassistin wird schon lästig, noch bevor die Regierungsarbeit wirklich begonnen hat.«
    »Zwei Dinge sollten Sie sich zu Herzen nehmen, Rudenko: Erstens würden wir Maßnahmen ergreifen, falls Sarah Windsor ihre Drohung tatsächlich in die Tat umsetzen sollte. Und zwar bevor ein Schaden für die gegenwärtige Führung der Solaren Welten entsteht. Und zweitens können wir die Lage vielleicht auch dadurch entschärfen, dass wir Windsoranhängern möglichst bald ein Zugeständnis machen. Damit binden wir die Wähler des Pro Humanity-Lagers an uns und Sarah wird es sich zwei Mal überlegen, ob sie dagegen aus dem Hinterhalt vorgeht.«
    »Ich würde sie gerne kalt stellen.«
    »Wir arbeiten daran, Gregor. Aber noch ist es zu früh dafür. Sie müssen erst einmal fest im Sattel sitzen, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    »Natürlich.«
    »Noch etwas …«
    »Ja?«
    »Fertigen Sie mir bitte eine Liste aller Personen an, die abgesehen vom ehemaligen Solab-Director Rendor Johnson noch über Ihre Rolle in der 2236er-Krise Bescheid wissen.«
    »Das ist eine kurze Liste.«
    »Um so besser.«
     
     
    Ich fragte mich für einen kurzen Moment, was mein Gast wohl unter dem Begriff Maßnahmen für den Fall verstand, dass Sarah Windsor den Zeitpunkt für gekommen hielt, ihre Drohung in die Tat umzusetzen.
    Einen Moment lang erwog ich sogar, *** danach zu fragen, entschied mich dann jedoch dagegen.
    Ich musste nicht alles wissen.
    Auch das war eine Methode, um eine wenn schon nicht fleckenlose, so doch zumindest überwiegend weiße Weste zu behalten.
    Dinge, von denen *** sagte, dass er sich ›darum kümmern‹ würde waren schon so gut wie erledigt. Das hatte ich schon oft genug erlebt.
     
     
    Unsere Überzeugungen bilden sich zumeist schon in einem sehr frühen Stadium der Kindheit. Wir tragen sie wie Hypotheken mit uns herum und wissen oft nicht, dass diese frühen Prägungen unser ganzes Leben bestimmen.
    Ich bin weit davon entfernt, der Angst vor den Extraterritorien das Wort zu reden, wie es Sarah Windsor und ihre Anhänger tun. Die Menschheit hat weder Anlass, sich minderwertig zu fühlen, noch sich in eine ebenso falsche Hybris zu flüchten und ihrerseits auf andere herabzublicken.
    Aber ich bin dafür, Gefahren realistisch zu betrachten und auch einen realistischen Standpunkt im Hinblick auf die Rolle der Menschheit im Kosmos einzunehmen. Es gibt intelligente Spezies, die uns weit überlegen sind. Entweder technologisch, oft aber auch kulturell. Nehmen wir die Starr als Beispiel. Es wird lange dauern, bis wir ihre technischen Errungenschaften auch nur annähernd kopieren können, und wir können von Glück sagen, dass es sich bei diesen Sauroiden schon immer um ein Volk handelte, das nicht besonders zahlreich war und daher auch nur einer gemäßigten Form des Imperialismus frönte. Jetzt, nach dem Dronte-Krieg, sind sie so dezimiert, dass ihr Einflussbereich sich auf das Namban-System und einen Cordon von wenigen Lichtjahren um ihr Heimatsystem herum beschränkt. Sie werden wohl auch für die nächsten zwei Jahrhunderte nicht wieder in die Lage kommen, ihr Territorium nennenswert auszudehnen.
    Das Universum ist ein Dschungel, in dem es darum geht, zu überleben. Wenn die Menschheit nicht vereint handelt, wird sie das nicht schaffen, das ist meine tiefste Überzeugung.
    Eine Überzeugung, die sich in meinen Kindertagen bildete, als meine Eltern einen Algenfänger auf Marina III fuhren.
     
     
    Meine Erinnerungen gehen immer wieder in diese Zeit zurück, wenn ich vor schweren
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