Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die letzten Tage der Solaren Welten

Die letzten Tage der Solaren Welten

Titel: Die letzten Tage der Solaren Welten
Autoren: Alfred Bekker
Vom Netzwerk:
Verschwörung, durch die Söldnertruppe zusammen mit dem Krisenstab und dem Hohen Rat kaltgestellt oder auf unserer Seite.
    Die einzige Ausnahme in dieser Hinsicht war Commodore Frank Yamamoto. Aber der hatte wohl mehr als genug damit zu tun, die Besatzung der ALLISON durch eine einigermaßen weiche Landung auf der Venus zu retten. Ich habe mir später die Aufzeichnungen angesehen. Rein flugtechnisch war es eine Meisterleistung, ein derart großes Objekt wie einen Dreadnought so in die ungeheuer dichte Atmosphäre der Venus hineintauchen zu lassen, dass Schiff und Besatzung das mit so wenig Blessuren wie möglich überstanden. Anderseits bremste die Venus-Atmosphäre auch den freien Fall, in den die ALLISON schließlich überging, denn die angedockten SOLAR DEFENDER Boote waren nicht dafür gebaut, dem Druck an der Oberfläche standzuhalten und mussten daher den Dreadnought sich selbst und einem ungewissen Gleitflug überlassen, nachdem man die Venus-Stratosphäre hinter sich gelassen hatte. Die Landung muss einer Landung auf dem Grund der irdischen Tiefsee geglichen haben. Hätte man etwas Ähnliches auf Erde oder Mars mit so einem Schiff versucht, wäre das Ergebnis wahrscheinlich nur ein Krater und ein paar Überreste von Metall, Plastik und organischem Material gewesen. Wenn überhaupt. Zum Glück ist die Venus trotz ihrer Widrigkeiten ein verhältnismäßig dicht besiedelter Planet und es standen dementsprechend genug druckresistente Fahrzeuge zur Verfügung, die in der Lage waren, die Besatzung zu bergen.
    Die ALLISON liegt noch immer dort unten. Man hat ein Museum daraus gemacht. Pro Humanity Aktivisten organisieren heute Fahrten dort hin und sehen in der ALLISON ein Symbol patriotischen Aufbegehrens gegen außerirdischen Einfluss.
    Na ja, wer dabei war, wird das nüchterner sehen.
    Aber Geschichte wird im Nachhinein geschrieben – und meistens geht es dabei gar nicht um die Geschichte selbst oder die Wahrheit, sondern um den Einfluss auf die Gegenwart. Das war schon immer so.
     
     
    In dem Moment, als ich Commander Leslies Gesicht fast in Lebensgröße auf dem Schirm sah, dachte ich zwei Dinge gleichzeitig. Ich bewunderte einerseits den Mut dieses Mannes, was bewies, dass ich ihn und seine Fähigkeiten offenbar von Anfang an richtig eingeschätzt hatte. Das zweite, was mir durch den Kopf ging, war streng genommen gar kein Gedanke, sondern ein Gefühl.
    Wut.
    Was fiel diesem einfachen Raumschiff-Commander ein, in die Geschichte eingreifen zu wollen? Was fiel ihm ein, der Menschheit die Chance zu nehmen, endlich ein Staatswesen aufzubauen, das diesen Namen verdiente und nicht nur die Interessenvertretung einzelner, auf Eigennutz bedachter Mitgliedswelten war?
    Was gab ihm das Recht dazu, den Befehl zu verweigern und andere dazu aufzurufen, da er doch nichts über die Hintergründe der jüngsten Entwicklungen wusste? Ein Bauer im Schachspiel, der versucht, die Dame zu sein!
    Als ich so dachte, hatte ich noch nicht begriffen, dass die Chance, die ich in dem Umsturz durch Johnson und seine Gruppe gesehen hatte, längst verspielt war.
    »Jammern Sie nicht verpassten Chancen hinterher, Admiral!«, sagte mir *** dazu, als wir Jahre später in meinem Orbitaleigenheim bei einem Glas Wega-Cognac darüber sprachen. »Sie selbst hatten nicht den Mut, an die Spitze zu treten, also haben Sie auch das Recht verloren, denjenigen zu kritisieren, der es gewagt hat – und dafür einen hohen Preis bezahlte.«
    Seine Argumente hatten einiges für sich. Aber sie gingen von einer falschen Voraussetzung aus. Der Voraussetzung nämlich, dass alles anders gewesen wäre, wenn ich frühzeitiger in ***s Pläne eingeweiht gewesen und die Führung übernommen hätte.
    Ich glaube nicht, dass das der Fall ist. Aber vielleicht will ich es auch nur nicht wahrhaben, weil der Gedanke, einen entscheidenden Augenblick der Menschheitsgeschichte verbockt zu haben, mir unerträglich wäre.
    Sechzehn Jahre musste ich auf eine zweite Chance warten.
    Erstaunlich genug, dass ich sie überhaupt bekam.
     
     
    Schon kurz nach den hier geschilderten Ereignissen nahm ich weder Leslie, van Deyk oder gar Levonian, den ich für einen der größten Köpfe des Star Corps halte, ihr Verhalten übel.
    Genau genommen retteten sie mir durch ihr Eingreifen das Leben, ohne es auch nur zu ahnen.
    Das Echo auf Leslies Aufruf war überwältigend für ihn – und vernichtend für Rendor Johnsons neue Regierung. Es wurde schnell klar, dass Johnson keine Machtbasis
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher